Lukas Weißhaidinger eröffnet am Montag um 20.30 Uhr mit Startnummer 1 das Diskusfinale bei der Leichtathletik-WM in Budapest.
Nach seinem medaillenlosen Jahr 2022 (10. WM Eugene, 9. EM München) hat der Oberösterreicher taktisch und technisch nachgebessert, es ist ein enger Kampf um das Podest zu erwarten. Topfavoriten auf Gold sind Olympiasieger Daniel Ståhl aus Schweden und Weltmeister Kristjan Ceh aus Slowenien.
In der Qualifikation am Samstag durfte sich Weißhaidinger nach dem ersten Wurf auf 64,34 m schon sicher im Finale wähnen und legte 65,61 und 64,20 nach. "Der erste Versuch hat mir Selbstvertrauen gegeben. Im Finale möchte ich da anknüpfen und vielleicht um die Spur mehr Leichtigkeit haben. Es war noch nicht perfekt. Wenn ich ein Schäuflein drauflegen kann, wäre ich voll zufrieden, dann muss ich auch nicht zaubern." Herauskommen soll jedenfalls der "beste Wettkampf des Jahres".
Laut Taktik soll mit einem guten Wurf angefangen und nicht gleich auf die ganz große Weite losgegangen werden. Aber freilich ist bei der starken Konkurrenz eine Glanzleistung gefordert. "Ich werde riskieren. Lieber ein paar ungültige und einen gültigen haben, aber der ist dafür richtig weit. Ich habe nicht so lange Arme wie Daniel, ich muss an meine Grenzen gehen. Es ist immer eine Millimetergeschichte, im nächsten Wurf kann alles anders ausschauen."
Weißhaidinger fühlt sich wohl
Für den ÖLV-Rekordler, der heuer mit 70,68 m in den Club der 70-m-Werfer einzog, steht auch bereits fest, dass das Set-up der Qualifikation auch jenes für die Medaillenentscheidung wird. "Wir nehmen den schwarzen Diskus, die gleichen Schuhe. Ich fühle mich sehr wohl, es ist ein guter Kreis. Und die Atmosphäre im Stadion ist großartig." Es gelte jetzt nur noch Feinheiten bezüglich Herangehensweise minimal zu verändern. Die feuchtschwülen Verhältnisse im Stadion ließen Weißhaidinger in den Pausen zwischen den Versuchen zusätzlich auch zum Magnesium greifen, für gewöhnlich arbeitet er nur mit Harz. "Die Hände waren dann trocken. So habe ich nicht befürchten müssen, dass mir der Diskus aus der Hand rutscht. Es war alles in allem ein guter Test für Montag mit einer guten Ausgangslage."
Als Diskus, mal von Weißhaidinger "Werkzeug", mal etwas charmanter "Tanzpartnerin" genannt, wird der schwarze "Hyper Super Spin" zum Einsatz kommen, mit dem er 2021 bei Olympia in Tokio die Bronzemedaille gewann und auch über 70 m warf. Aber auch mit dem blauen "Space Traveller" fühlt er sich wohl. "Unterm Strich ist es eine Gefühlsentscheidung." Da es immer wieder mal passieren kann, dass ein Diskus bei der Kontrolle nicht durchgeht (Dellen, Abnützung, Oberflächenbeschaffenheit etc.), ist ein Plan B vom Vorteil. In Tokio wurde der Spin erst nach Diskussionen genehmigt.
Freilich nicht passieren soll, dass kein eigenes Gerät aufliegt, dann muss man zu fremden Material greifen. Unter den Weltklasseathleten gibt es ein Gentlemen's Agreement, dass man sich nicht beim Konkurrenten bedient, sondern Material des Veranstalters nimmt. Aber es will eh niemand ausborgen müssen. "Im Skifahren sind die eigenen Ski auch die eigenen Ski. Und ein Fußballer zieht auch nicht die Schuhe eines anderen an, auch wenn der die gleiche Größe hat. Es fühlt sich einfach nicht richtig an", sagte Weißhaidinger.