Giro-Tragödie
Gestürzter Rad-Star hatte Todes-Ahnung
10.05.2011
Weylandt schickte vor Rennstart Angst-SMS. Daheim trauert schwangere Freundin.
Der am Montag bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommene belgische Radprofi Wouter Weylandt hatte seit dem Giro-Start Angst um seine Gesundheit. Nach dem Auftakt der Italien-Rundfahrt schickte er seinem Manager Jef van den Bosch eine SMS. Das Rennen sei sehr gefährlich, es werde nervös gefahren. "Das bereitet mir Sorgen", schrieb Weylandt nach Aussagen seines Managers, der am Dienstag vom Onlinedienst der belgischen Tageszeitung "Het Laatste Nieuws" zitiert wurde.
Wie 1995 bei der Tour
Weylandt senior musste am Dienstag seinen Sohn identifizieren. Der Vater war am Abend mit Weylandts Frau Anne Sophie, die im September ein Kind erwartet, in Italien eingetroffen. Laut "Gazzetta dello Sport" sollte die 4. Etappe von Quarto dei Mille über 213 Kilometer nach Livorno neutralisiert werden. Am Ende einer Bummeletappe werde Weylandts Leopard-Team geschlossen ins Ziel rollen. Das gleiche Szenario hatte es 1995 bei der Tour de France nach dem Tod des italienischen Olympiasiegers Fabio Casartelli gegeben. Damals ließ das Fahrerfeld dem Casartelli-Team US-Postal mit Lance Armstrong an der Spitze den Vortritt.
Sofort tot
"Er hat nicht gelitten. Er war auf der Stelle tot. Es hätte eines Wunders bedurft, um ihn zu retten", erklärte Rennarzt Giovani Tredici am Dienstag. Aus Rücksicht auf die Hinterbliebenen und die Teamkollegen hatte das italienische Fernsehen RAI keine Bilder vom direkten Unfallhergang gezeigt. Nach Aussage aus seinem Team hatte er bei der Abfahrt vom Passo del Bocco etwa bei Tempo 70 mit dem Vorderrad eine Betonmauer touchiert. Weylandt, der kurzfristig in die Leopard-Auswahl für den Giro gerückt war, stürzte demnach zuerst mit dem Gesicht auf die Mauer, dann auf den Asphalt.
Freundin erwartet gemeinsames Baby
Doppelt tragisch: Weylandt wäre im September Vater geworden. Seine schwangere Freundin An Sophie flog noch am Montag gemeinsam mit Weylandts Vater nach Italien. Und: Eigentlich hätte Weylandt gar nicht beim Giro starten sollen. Der dreiwöchige Rad-Marathon stand ursprünglich gar nicht am Programm des Belgiers. Weylandt hätte heuer von den großen Rundfahrten nur die Vuelta im Herbst bestreiten sollen. Sein Team entschied im letzten Moment aber doch, dass er beim Giro starten sollte - um Wasserträger für Sprintstar Daniele Bennati zu spielen. Aber: Bennati konnte wegen einer erst kürzlich erlittenen Schlüsselbein-Verletzung beim Giro gar nicht antreten...