Ryder-Cup-Schauplatz 2018 brachte ihm vierten großen Titel.
Golfer Bernd Wiesberger hat in seiner bisher stärksten Saison seinen ersten Turniersieg gefeiert. Mit dem am Sonntag im Großraum Paris fixierten Gewinn der Open de France gelang dem Österreicher sein bis dato größter Erfolg, erhält er für seinen dritten European-Tour-Titel doch sein bisheriges Rekord-Preisgeld von 500.000 Euro. Es ist der vierte Siegerscheck des 29-Jährigen auf einer großen Tour.
Wiesberger war als Drittplatzierter nach drei Runden bzw. im ersten Verfolger-Flight in den Schlusstag gestartet. Mit einer 65 gelang ihm im Kampf um den Sieg der niedrigste Score des Feldes, die Basis legte er wie an den Tagen davor auf den ersten neuen Löchern. Mit fünf Birdies übertrumpfte Wiesberger seine bisherigen Vorstellungen sogar, seine damit errungene Führung gab er nicht mehr ab und finalisierte mit 13 unter Par.
Entscheidend war, dass Wiesberger nach einer rund einstündigen Unterbrechung wegen Gewittergefahrs auf dem vierten Loch sein Birdie-Feuerwerk startete. Es gelangen ihm nicht weniger als vier Schlaggewinne in Folge. Auf dem letzten Loch legte der Oberwarter einen weiteren Schlaggewinn zum End-Score von 271 nach und gab den Zuschauern damit zusätzlich Anlass, ihn zu bejubeln.
Seinen Sieg auf dem "Le Golf National" von Paris erreichte Wiesberger just auf dem Schauplatz des Ryder Cups 2018, also eine Empfehlung für eine Nominierung in drei Jahren. Seine bisherigen European-Tour-Siege hatte Wiesberger 2012 beim Ballantine's Championship in Incheon in Südkorea sowie bei den Lyoness Open in Atzenbrugg gefeiert. 2013 folgte der Titel beim Indonesian Masters in Jakarta, einem Event der Asien-Tour.
Auf den Tag 26 Monate später glückte Wiesberger Coup Nummer vier auf der großen Golf-Bühne. Dabei ließ er einige große Namen hinter sich. Der zweifache Major-Sieger bzw. Ex-Weltranglisten-Erste Martin Kaymer aus Deutschland etwa wurde nach einer 70er-Runde Vierter. Zweiter wurde drei Schläge zurück der Engländer James Morrison (274), Dritter der als Leader in den Finaltag gegangene Südafrikaner Jaco van Zyl (276).
Österreichs Nummer eins war ganz stark in das Jahr gestartet. In Asien kam er auf die Plätze sechs in Abu Dhabi, drei in Katar, vier in Dubai und zwei in Kuala Lumpur. Am 9. Februar nahm Wiesberger daraufhin mit Position 36 sein bis zum Sonntag gültiges Weltranglisten-Hoch ein. Es würde nicht überraschen, würde er nach dem am 47. Geburtstag seines ÖGV-Vorgängers Markus Brier fixierten Erfolgs ein neues Hoch erreichen.
Als "Belohnung" der Erfolge durfte er im April als erster Österreicher beim US Masters abschlagen, überzeugte als 22. Ende Mai verpasste Wiesberger bei den Irish Open in Newcastle seinen dritten European-Tour-Titel im Dreier-Stechen als Zweiter noch knapp. Es folgte die Enttäuschung des verpassten Cuts beim Heim-Turnier in Atzenbrugg (79.), Rang 85 bei den US Open und Platz 27 in München, ehe Wiesberger nun souverän zuschlug.
"Es war ein großartiges halbes Jahr für mich", sagte Wiesberger im ersten Siegerinterview. "Ich hatte einiges an Erfolg, für ganz oben hat es aber nie ganz gereicht. Dass ich jetzt mit dem Pokal da stehe, fühlt sich ziemlich gut an." Das für die British Open von 16. bis 19. Juli in St. Andrews qualifizierte ÖGV-Ass macht seine Konstanz für den Sieg verantwortlich: "Eine 66er- und 65er-Runde - es war ein großartiges Wochenende."
Anerkennung für den siegreichen Weltranglisten-39. gab es u.a. von Morrison. Mit einer 67er-Runde machte der Brite noch am meisten Druck auf Wiesberger, brachte den aber doch nicht mehr in Gefahr. "Bernd hat heute einfach zu perfekt gespielt. Er hat fantastisch gespielt", meinte der 30-Jährige anerkennend.