Tennis

Wimbledon feiert Center-Court-Dach

14.05.2009

15.000 Tickets nach nur 5 Minuten weg: Agassi, Graf, Henman und Clijsters als Ehrengäste.

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© EPA
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Normalerweise sind die Grand-Slam-Schlagzeilen im Mai Roland Garros vorbehalten, doch in Wimbledon wird am Sonntag die Überdachung des Center Courts mit einer prominent besetzten Exhibition eröffnet. Nach zwei Jahren Bauzeit und etlichen Diskussionen über Tradition und Fernsehdiktat wird am Sonntag der überdachte neue Center Court auf der Anlage des berühmtesten Rasen-Tennisturniers eröffnet. Fünf Wochen vor Beginn der All England Championships am 22. Juni testen die Wimbledonsieger Steffi Graf und Andre Agassi sowie die Belgierin Kim Clijsters und der Brite Tim Henman den Heiligen Rasen unter dem Millionen-teuren verschließbaren Glas-Schiebedach.

Alstars locken Massen an
Die Stars von einst, die ein gemischtes Doppel sowie zwei Einzel spielen werden, mobilisierten die Massen allein schon durch die Ankündigung ihres Auftritts. Nicht einmal fünf Minuten dauerte es, da waren die Tickets für die um 1.200 auf 15.000 Sitzplätze ausgebaute Arena verkauft.

Traditionsbruch
Ein Dach über dem Center Court zu bauen, bedeutete für die Organisatoren des All England Tennis and Crocket Clubs einen Quantensprung zu wagen - und für viele Köpfe sogar der Bruch mit der Tradition. Die Anlage in dieser gravierenden Form zu verändern, schien jahrzehntelang so undenkbar wie den Fünf-Uhr-Tee zu versäumen. Die finanziellen Zwänge durch die Spielausfälle im Londoner Regen und nicht zuletzt das Diktat des Fernsehens, das es leid war, bei den häufigen Regenunterbrechungen Konserven senden zu müssen, ließen schließlich keine andere Möglichkeit - und so wurde der Umbau nach dem Grand-Slam-Turnier 2007 gestartet.

Legendäre Sieger
Stars der Regen-Pausenfüller waren Björn Borg, John McEnroe und Boris Becker, aber natürlich auch Steffi Graf und Andre Agassi. Beide sind auf der Ruhmestafel in den Katakomben des Center Courts im Jahr 1992 gemeinsam verewigt. Für Agassi war es der einzige Triumph auf dem Heiligen Rasen - für seine Frau einer von insgesamt sieben.

Romantische Erinnerungen
"Für mich ist es magisch dort, der Ort meines ersten Sieges", sagte Agassi in einem Interview mit dem britischen Sender BBC über seinen ersten Erfolg bei einem Grand-Slam-Turnier. In Wimbledon ist sich das Paar 1992 beim obligatorischen Champions-Dinner erstmals näher gekommen. "Ich bemühte mich so sehr, das abzusagen", erzählte Steffi Graf, die sich damals nicht nur über ihr Abendkleid den Kopf zermarterte, sondern auch darüber, auf der Tanzfläche nicht zu versagen. "Ich übte vorher mit meinem Bruder, weil ich nie gelernt hatte, richtig zu tanzen. Das sah damals nicht schön aus."

8 Jahre Umbauzeit
Am Sonntag nun wird das Ehepaar Graf/Agassi den Heiligen Rasen als erstes betreten - und das mache sie sehr stolz, berichteten beide. Insgesamt acht Jahre wurde die Anlage an der Church Road umgebaut und saniert. Es begann mit dem Bau eines neuen kleinen Center Courts und findet nun einen möglicherweise vorläufigen Abschluss in der Eröffnung des 5.200 Quadratmeter großen Daches, das knapp 16 Meter über dem Rasen angebracht ist und nur bei Regen geschlossen wird.

Hightech
Dann allerdings dauert es noch eine halbe Stunde, bis sich das sensible Innenklima stabilisiert hat und die Matches fortgesetzt werden können. Das Dach einfach zu schließen, reicht nämlich nicht. Die Raumtemperatur muss 22 bis 26 Grad, die Luftfeuchtigkeit 45 bis 55 Prozent betragen. Sonst könnte es Probleme geben, wenn der Rasen zu feucht und damit rutschig würde.

"Keim Kommentar"
Über die Kosten des umfangreichsten Umbaus in der Geschichte des 132-jährigen Turniers schweigt sich der All England Club aus. "Wir gehen nicht auf die Kosten ein", sagte Club-Chef Tim Phillips. "So agiert der Club nun einmal - leise, effizient, mit einem Minimum an Tamtam, aber einem Maximum an Stolz", kommentierte die Zeitung "The Independent" die Verschwiegenheit. Andere Medien berichten von umgerechnet rund 111 Millionen Euro Baukosten.

Die Sanierung soll "Wimbledon zum weltweit führenden Tennis-Ereignis" machen, sagte Ian Ritchie, Geschäftsführer des All England Clubs. Wimbledon werde "das Turnier, das die Spieler am meisten gewinnen wollen; das Turnier, zu dem die Zuschauer am meisten kommen wollen; und das Turnier, das jeder sehen will."

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