Größter Wimbledon-Erfolg für ÖTV seit Alex Antonitsch 1990. Jetzt vs. Federer
Nach 20 Jahre Wartezeit steht mit Jürgen Melzer wieder ein österreichischer Tennis-Profi im Achtelfinale von Wimbledon. Der Niederösterreicher setzte sich gegen den Spanier Feliciano Lopez am Freitagnachmittag in vier Sätzen 4:6,6:3,6:2,6:4 durch. Als nächster Gegner wartet auf Melzer nun der sechsfache Champion und Titelverteidiger Roger Federer. Als bisher einzigem rot-weiß-roten Profi war 1990 Alexander Antonitsch im Einzel der Einzug in die Runde der besten 16 Spieler gelungen.
Nur zu Beginn Probleme
Auf dem Weg zum Erfolg hatte Melzer im
Duell zweier Linkshänder nur im ersten Durchgang Probleme mit dem tückischen
Spiel des als Nummer 22 gesetzten Spaniers, der immer wieder seinen
Rückhand-Slice einsetzte. Danach riss der 29-Jährige die Initiative immer
mehr an sich. "Am Anfang habe ich mich fürchterlich bewegt. Es war
Stillstand bei meinen Beinen. Das kam auch daher, dass man bei seinem Slice
das Gefühl hat, dass man ohnehin gut hinkommt", analysierte Melzer.
Mit Fortdauer der Partie habe er sich aber immer besser eingestellt: "Sobald der Ball im Spiel war, war ich der bessere Spieler. Ich habe ein gutes Konzept gefunden, wie ich ihm wehtun kann." Erstaunlich war, dass der österreichische Weltranglisten-16. sogar mehr Asse schlug (18:13), und mit seinem aggressiven Grundlinienspiel Lopez zunehmend unter Druck setzte. Zudem war er in den entscheidenden Phase hellwach und verwertete fünf seiner zehn Breakbälle. Nach 2:28 Stunden verwertete Melzer auf Court 2, der drittgrößten Arena, seinen zweiten Matchball.
Melzer weiter im Hoch
Melzer setzte auf Wimbledons "heiligem
Rasen" damit sein Hoch fort. 32 Versuche hatte er benötigt, um bei einem
Grand-Slam-Turnier erstmals in die zweite Woche zu kommen. Nun scheint dies
zur schönen Gewohnheit zu werden. Nach den French Open in Paris präsentiert
sich der 29-Jährige auch in England von seiner besten Seite, schaffte es zum
zweiten Mal hintereinander in die Top-16 und strotzt vor Selbstvertrauen.
"Der Druck, unter den ich mich vorher auch selber gesetzt hatte, ist nun weg. Es ist ein angenehmes Gefühl, in der dritten Runde zu stehen und zu wissen, dass man auf alle Fälle gewinnt, wenn man eine gute Leistung bringt", erklärte Melzer nachdem er sein anvisiertes Ziel, das Achtelfinale, erreicht hatte. Nun kann er sich wie in Roland Garros gegen Rafael Nadal auch in Wimbledon mit dem Besten messen.
Federer gegen Clement souverän
Federer zeigte sich nach zwei
mühevollen Auftritten in der 3. Runde klar verbessert. Gegen den ungesetzten
Franzosen Arnaud Clement ließ der topgesetzte Schweizer seine Extraklasse
aufblitzen und gewann sicher 6:2,6:4,6:2. Federer und Melzer haben auf der
Tour erstaunlicherweise noch kein Spiel gegeneinander bestritten. Das für
Montag anvisierte Duell wird voraussichtlich auf dem Centre Court über die
Bühne gehen.
Respekt vor Melzer
"Ich freue mich sehr auf dieses Match. Wenn
ich jetzt nicht in Form wäre, würde ich lieber nicht gegen ihn spielen. Aber
so ist es okay. Und man hat in der ersten Runde gesehen, dass er verwundbar
ist. Ich hoffe natürlich, dass ich zu meinen Chancen kommen werde. Aber
natürlich bin ich krasser Außenseiter", sagte Melzer zu seinen Chancen gegen
den Rasen-Dominatoren Federer.
Mit Julian Knowle steht neben Melzer noch ein weiterer ÖTV-Davis-Cup-Spieler im Achtelfinale. Der Vorarlberger siegte im Doppel mit seinem israelischen Partner Andy Ram gegen die spanische Paarung Marc Lopez/David Marrero 7:6(2),6:2,6:4. Mit Marcel Granollers/Tommy Robredo wartet auf die als Nummer acht gesetzten Knowle/Ram nun ein weiteres spanisches Duo.