Ex-ÖSV-Trainer soll angeblich zwei Tage im Voraus vor Hausdurchsuchung vorgewarnt worden sein.
Der unter dem Verdacht der Weitergabe von Doping-Mitteln und der Mitwirkung am Blutdoping stehende ehemalige ÖSV-Trainer Walter Mayer könnte möglicherweise vorgewarnt gewesen sein, als bei ihm eine Hausdurchsuchung vorgenommen und er verhaftet wurde. Zwei Tage zuvor hatten ihn bereits fünf Beamte der "SoKo Doping" am steirischen Wohnort seiner Lebensgefährtin Eva Maria Gradwohl aufgesucht und zu einem Verhör mitgenommen. Das geht aus einer vorliegenden Dokumentation hervor, in der Mayer die Abläufe vor und nach seiner Verhaftung schildert.
Beweismaterial vernichtet?
Als die Beamten am 22. März gegen
22.00 Uhr wieder bei ihm auftauchten, könnte Mayer aufgrund der
vorangegangen Ereignisse entsprechend alarmiert gewesen sein und
zwischenzeitlich allfälliges Beweismaterial vernichtet haben. Darauf
angesprochen, räumte Gerald Tatzgern, der Sprecher des Bundeskriminalamts
(BK) und damit Sprachrohr der "Soko Doping", ein: "Natürlich ist da die
Gefahr groß, dass in der Zwischenzeit etwas beiseitegeschafft wird."
Die Situation der Ermittler sei aber "taktisch schwierig" gewesen, so Tatzgern. Erst auf Mayers Erstkontakt mit den Sonderermittlern vom 20. März und anderweitige neue Erhebungsergebnisse hin dürften sich die Verdachtsmomente gegen Mayer insoweit erhärtet haben, als nun auch eine Hausdurchsuchung notwendig wurde. Bei dieser soll übrigens auch der Laptop von Mayers Lebensgefährtin beschlagnahmt worden sein.
Ständig neue Hinweise
Unterdessen gehen bei der "Soko
Doping" laufend Hinweise und Anrufe auf angebliche weitere Doping-Sünder
ein, die von Mayer, dem ebenfalls inhaftierten Sportmanager Stefan
Matschiner oder aus anderen Quellen mit illegalen Präparaten versorgt worden
sein sollen. "Da brüsten sich sehr viele, etwas zu wissen", meinte Tatzgern.
Auch aus dem Profisportbereich wird die Soko demnach mit Hinweisen versorgt:
"Die eine oder andere Information ist sehr brauchbar gewesen."
Spur führt auch nach Tirol
So dürfte sich zusehends die
Verdachtslage konkretisieren, dass eine "Doping-Spur" nach Tirol führt, wo
es bisher zu keinen Verhaftungen gekommen ist. Solche hat es bisher nur in
Wien, Niederösterreich, Oberösterreich und Kärnten gegeben. Offiziell
bestätigen wollten die "Fährte in den Westen" weder das BK noch die
Staatsanwaltschaft Wien. Dafür sei es "zu früh", der aktuelle
Ermittlungsstand "zu sensibel", hieß es.
Zentrifuge weiter untersucht
Die Spurensicherungs-Experten des
Landeskriminalamts Niederösterreich bemühen sich unterdessen, die
Blutzentrifuge, die in Matschiners Budapester Wohnung sichergestellt wurde,
auf DNA-Spuren und Fingerabdrücke zu untersuchen. Fraglich ist, ob überhaupt
brauchbare "genetische Fingerabdrücke" gefunden werden. "Sehr oft handelt es
sich um Mischspuren, die dann nicht einem konkreten Verursacher zugeordnet
werden können", bemerkte Gerhard Jarosch, der Sprecher der
Staatsanwaltschaft.
Ausgeschlossen ist jedenfalls, dass Sportler, die in den bloßen Verdacht des - nach derzeitiger Rechtslage gerichtlich nicht strafbaren - Blutdopings geraten, zur Abgabe einer DNA-Probe gebeten werden, um diese mit auf der Zentrifuge sichergestelltem Material abgleichen zu können. Das gaben das BK und die Anklagebehörde übereinstimmend bekannt. Um auf diesem Weg allenfalls dopende Sportler zu überführen, fehle es an der rechtlichen Grundlage. Außerdem sei diese Frage "strafrechtlich nicht bedeutend", hieß es.
Dass das im vergangenen August in Kraft getretene Anti-Doping-Gesetz "greift", wie Justizministerin Claudia Bandion-Ortner am Mittwoch auf einer Pressekonferenz betont hatte, muss sich überdies erst zeigen: Nach dem § 22 a Anti-Doping-Gesetz, der nun auch Blut- und Gendoping unter Strafe stellt, ist bisher keine einzige Anzeige eingegangen. Demgegenüber gab es im Vorjahr 15 Anzeigen nach dem Arzneimittel-Gesetz, der den Handel mit Doping-Präparaten untersagt.