Tennis

Zukunft von Koubek völlig offen

19.01.2011


Nach frühem Quali-Out in Australien naht Koubeks Karriereende.

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Auch die bestmögliche Vorbereitung hat ihm nicht geholfen, das Rad der Zeit zurückzudrehen: Stefan Koubek, der sich im Dezember zehn Tage mit seinem prominenten Freund Roger Federer auf die Saison eingeschlagen hat, ist in der zweiten Qualifikationsrunde der Australian Open ausgeschieden. Dem 34-jährigen Kärntner fällt die dritte Runde 2010 in Melbourne Ende Jänner aus der Weltranglisten-Wertung, er wird vom Platz 133 auf eine Position außerhalb der Top 150 fallen.

"Sinnlos"
Je nachdem, wie seine nächsten Auftritte ausgehen, will Koubek kurzfristig entscheiden, ob er seine Karriere vielleicht schon vor Jahresende beendet. "Ich war lange Zeit in den Top 100. Das war das Mindeste, das ich erreichen wollte, um noch länger weiterzuspielen. Sonst macht das keinen Sinn für mich", meinte Koubek vor seiner Abreise aus Melbourne.

Unverständnis für Agassi
Immer noch fasziniert ihn dieser Sport. Keine Spur von Hass, wie ihn Andre Agassi lange nach seiner Karriere in seiner Autobiografie verraten hat. Darüber kann Koubek nur den Kopf schütteln. "Dass man das hassen kann, was einem alles gegeben hat, ist traurig. Wenn er das Tennis wirklich gehasst hat, sollte er mal sein Leben anschauen und sich fragen, wie es ohne das Tennis wohl wäre", sagte Koubek, der Agassi im Nachhinein seine Vorbildrolle absprach. Für ihn selbst ist und bleibt Tennis sein Leben.

Körper spielt nicht mehr mit
"Ich bin 34, mein Körper tut mir jeden Tag weh, wenn ich aufstehe. Und trotzdem spiele ich immer noch leidenschaftlich gerne Tennis. Weil der Sport einfach wunderbar ist", bricht Koubek eine Lanze für das Spitzentennis. Das Leben auf der Tour sei wunderbar, trotz der vielen einsamen Zeiten im Hotelzimmer, der anstrengenden Reisen. "Aber es ist einfach eine super Zeit gewesen. Es geht dem Ende meines ersten Lebens zu. Im Tennis lotet man alles aus, von der Geburt bis zum Tod ist alles dabei."

Lange Freundschaft mit Federer
Seiner Freundschaft mit Roger Federer , zu dem er in Dubai und Zürich vier- oder fünfmal zu Trainingswochen gereist ist, wird das Ende seiner Karriere keinen Abbruch tun. Trainieren kann der frühere Weltranglisten-20. freilich nicht mehr mit ihm. Wie die Freundschaft zum 16-fachen Major-Sieger überhaupt entstanden ist? "Wir kennen uns schon ewig. Als er auf die Tour kam, war das zu meiner besseren Zeit. Er kam als Newcomer, ich war schon in den Top 50. Wir haben sehr viel Zeit miteinander verbracht", erinnert sich Koubek, der natürlich auch von der durchaus üblichen Grüppchen-Bildung wegen der Sprachgemeinsamkeiten profitierte.

Zudem hatten Federer mit Peter Lundgren und Koubek mit dem nunmehrigen Melzer-Coach Joakim Nyström zwei schwedische Trainer, was die österreichisch-schweizerische Freundschaft weiter schürte. "Wir haben früher sehr oft auf der Playstation gegeneinander gespielt und bei den Turnieren oft miteinander trainiert." Über zehn Jahre ist es her, als ein Roger Federer und ein Stefan Koubek Stunden lang auf der Playstation NHL gespielt haben. "Das war so 1997, 98, 99. Danach ist der Kontakt ein bisschen abgerissen, weil er sehr viel zu tun gehabt hat wegen all seiner Erfolge."

Federer-Erfolgslauf nicht vorhersehbar
Das Talent Federers habe natürlich jeder erkannt, doch diese Sensations-Karriere hätte niemand vorhersehen können, beteuert Koubek. "So etwas kann man nicht voraussagen. Seine Karriere ist einzigartig und bewundernswert. Jetzt ist es nur noch eine Augenweide, ihm zuzuschauen."

Gemeinsames Training
Einer der Gründe, warum Federer immer wieder gerne auf Trainingspartner Koubek zurückgreift, könnte wohl auch sein, weil Koubek Linkshänder ist und ihm sozusagen ein bisschen Nadal bieten kann. "Mir hat er das nie gesagt. Ich werde in erster Linie eingeladen, weil wir gute Freunde sind und ich unkompliziert bin. Ich bin sehr flexibel. Er muss mir nicht vor der Woche sagen, wie oft wir trainieren. Wenn ich weiß, der Roger lädt mich ein, bin ich immer bereit." Außerdem sei er auch dafür bekannt, dass er gut trainiere.

Zwillingsgeburt miterlebt
In der Zeit, als die Familie Federer auf die Geburt der Zwillinge wartete, saß Koubek zu Hause auf Abruf. "Ich wusste nicht, wann, wie, was, wo. Plötzlich kam ein SMS: Du kannst kommen. Und als die Kleinen auf der Welt waren, hatte ich eine SMS frühmorgens, dass er Vater geworden ist und die Kinder gesund sind." Koubek besuchte Mama Mirka und die beiden Zwillingstöchter dann auch im Krankenhaus.

Profi durch und durch
Über die Trainingseinheiten mit Federer selbst wollte er nicht viel verraten. "Aber er kann schon trainieren. Von nichts kommt nichts. Das ist auch bei Roger so." So richtig fasziniert ist Koubek auch vom Menschen Roger Federer, der trotz all seiner Erfolge völlig auf dem Boden geblieben ist. "Ich kann nur schwärmen von Roger. Er ist freundlich, immer und überall, wo er hingeht. Ich bin jedes Mal immer wieder begeistert, wenn wir zusammen fortgehen. Er ist immer freundlich, egal zu wem. Da können sich viele etwas abschauen, die bei weitem nicht so gut sind wie er. Roger und Rafa (Nadal-Anm.) sind das Beste, das dem Tennissport passieren konnte."

Koubek bleibt Tennis erhalten
Zwar gehört Koubek nicht wie Marco Chiudinelli oder Yves Allegro zum engsten Freundeskreis des Schweizers, aber er ist überzeugt, dass der Kontakt auch nach seiner Tennis-Karriere aufrecht bleiben wird. Und wie sieht es mit Koubeks Plänen nach dem aktiven Sport aus? "Ich werde zu 95 Prozent im Tennis bleiben. Ich habe nichts anderes gelernt. In die Wirtschaft werde ich nicht gehen." Auch die Gründung einer Familie mit seiner Frau Dalia steht im Raum.

Nächster Auftritt in Zagreb
Das Ende seiner Karriere wird nicht wirklich eine Entscheidung sein, sondern einfach ein natürlicher Prozess. "Irgendwann kann man einfach nicht mehr. Ich konnte es auskosten bis zum Ende. Ich musste nicht aufhören, weil ich verletzt war. Ich schaue mir jetzt noch ein paar Turniere an." Sein nächster Einsatz soll die Qualifikation für das ATP-Turnier in Zagreb sein, und jede Qualifikation für jedes Major-Turnier, in das er noch reinkommt, möchte er auch noch spielen.

Federer, den Koubek als "Tennisfreak", der sehr viel weiß, bezeichnet und der auch den größten Respekt vor allen früheren Sportgrößen hat, wünscht er die Rückkehr auf den Tennis-Thron. Vor seinem Abflug meinte Koubek noch lachend: "Ich habe mir den Roger angeschaut. Er ist gut drauf. Aber kein Wunder, ich habe ihn ja auch vorbereitet."

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