Nach Schwarzer Attacke

Moser-Pröll wehrt sich gegen Lügen-Vorwurf

05.02.2019

Deutschlands Parade-Frauenrechtlerin bezichtigte Österreichs Ski-Idol der Lüge. Jetzt antwortet Moser-Pröll.

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© APA/GEORG HOCHMUTH
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„Sie lügen!“ Es sind starke Worte, die Alice Schwarzer, führende deutsche Feministin, unserer Skilegende Annemarie Moser-Pröll, entgegenschleudert. Schwarzer hat Österreichs Sportlerin des Jahrhunderts einen offenen Brief geschrieben, in dem sie sich über deren Haltung in der #metoo-Affäre in Österreichs Skisport erregt.

 

 

Moser-Pröll hatte bekanntlich mehrmals Aufdeckerin Nicola Werdenigg attackiert und ihre ehemaligen Trainer, Charly Kahr und den verstorbenen Toni Sailer, in Schutz genommen. Ihnen wird vorgeworfen, in den 70er-Jahren junge Skirennläuferinnen missbraucht zu haben. Auch vor Gericht hatte sie zugunsten Kahrs ausgesagt (siehe unten). In Interviews hatte Moser-Pröll stets betont, dass der Ton im Skizirkus manchmal rau gewesen sein mag, sie aber nie etwas von Vergewaltigungen oder Missbrauchsattacken gehört hatte: „Schön langsam tun mir die Männer leid.“

Schwarzer: "Ich habe 
sie nie gekannt ..."

Dreist. „Sie lügen einfach zu dreist“, schreibt jetzt Alice Schwarzer (siehe rechts). Da sie Moser-Pröll aber keine Lüge in der #metoo-Debatte nachweisen kann, macht sie ihr eine andere zum Vorwurf: Moser-Pröll hatte in einem Interview in der Vorwoche behauptet, Schwarzer hätte sie seit Beginn ihrer Karriere als Prominente für den Feminismus gewinnen wollen: „Als ich 1971 an die Weltspitze fuhr, bekam ich jeden Monat von Alice Schwarzer einen Brief. Sie suchte Prominente, damit sie in Sachen Gleichberechtigung unterstützt wird“, sagte Moser-Pröll.

Schwarzer kontert nun – nicht unwitzig: „1971 war ich ganze 28 Jahre alt, lebte in Paris und hatte gerade erst gelernt, dass man Feminismus mit F schreibt.“ Außerdem hätte sie Moser-Pröll gar nicht gekannt, weil sie sich kaum für Sport interessiert hätte.

Von dieser angeblichen Lüge schließt die Parade-Feministin darauf, dass Moser-Pröll auch bei den Missbrauchsfällen im österreichischen Skizirkus die Unwahrheit sagen würde. Schwarzer: „Sie kennen sicherlich die Volksweisheit: Wer einmal lügt …“

Annemarie Moser-Pröll über Vorwürfe: "Das ist ihre Meinung und ich habe meine"

ÖSTERREICH: Was sagen Sie zu Schwarzers Lüge-Vorwurf?

Annemarie Moser-Pröll: Da ist ihre Meinung und ich habe meine Meinung. Das ist alles schon sehr lange her. Ich kann nicht hundertprozentig sagen, dass ich überhaupt jemals bei der Fuchsberger-Show war. Das recherchiert die ARD für mich.

ÖSTERREICH: Sie streitet ab, Ihnen Briefe geschrieben zu haben. Haben Sie die von ihr erhaltenen Briefe noch?

Moser-Pröll: Nein. Das war in den Siebzigerjahren. Alles, was recht ist. Ab und zu ist ein Brief gekommen, in dem es um Gleichberechtigung ging. Da hat Alice Schwarzer sehr viel geleistet, das spreche ich ihr nicht ab. Im Gegenteil: Viele Frauen profitieren davon.

ÖSTERREICH: Schwarzer zweifelt auch Ihre Aussage an, Ihnen seien keine Missbrauchsfälle im ÖSV bekannt gewesen.

Moser-Pröll: Ich glaube, Alice Schwarzer in Deutschland kann nicht abschätzen, was bei uns in Österreich abgelaufen ist. Mehr will ich dazu gar nicht sagen.

 

Brief im Wortlaut: "Sie lügen einfach zu dreist"

"Liebe Annemarie Moser-Pröll. Sie haben in letzter Zeit viel Energie darin investiert, zu beteuern, dass das mit den Mannsbildern in der Skiwelt ja gar nicht so war, wie manche Ihrer Kolleginnen im Zuge der #metoo-Debatte im vergangenen Jahr öffentlich gemacht hatten.

Nämlich, dass so etliche Kollegen, Trainer und Sportfunktionäre ihre Machtposition dazu benutzt hätten, junge Skiläuferinnen zu bedrängen, ja, zu vergewaltigen – wie es nun unter anderem über den Skihelden und Mädchenschwarm Toni Sailer öffentlich wurde (und wohl schon damals bei der Polizei aktenkundig war).

Es ist gewiss schwer, von Helden Abschied
zu nehmen. Sie aber wollen von alldem nichts gewusst und auch nie etwas gemerkt haben. Und Ihnen selber ist sowieso nie etwas passiert. Wenn das wirklich so wäre, das wäre schön. Für Sie.

Was Ihre Kolleginnen da über die Zustände in den Trainingslagern zu berichten haben, bezeichnen Sie in der Tiroler Tageszeitung als „üble Nachrede“. Ihnen tun „die Männer langsam leid“. Denn Sie finden: „Unsere Helden sollen auch unsere Helden bleiben!“

Ja, gewiss, es ist schwer, von Helden Abschied zu nehmen. Das geht nicht nur Ihnen so. Aber es ist offensichtlich noch schwerer, die Wahrheit zu sagen. Oder haben Sie ein so schlechtes Gedächtnis bzw. eine so blühende Fantasie?

Ich jedenfalls weiß, dass Sie lügen! Denn Sie sagen in dem Interview auch Folgendes: „Als ich 1971 an die Weltspitze fuhr, bekam ich jeden Monat von Alice Schwarzer einen Brief. Sie suchte Prominente, damit sie in Sachen Gleichberechtigung unterstützt wird.“

Liebe Annemarie Moser-Pröll, ich habe es seit Jahrzehnten mit Projektionen, Unterstellungen und Diffamationen zu tun. Und ich weiß, dass in keinem Bereich so viel gelogen wird wie in dem Bereich der Sexualgewalt. Aber ich käme gar nicht mehr zum Leben, wollte ich all das immer richtigstellen. Doch diesmal muss es sein. Sie lügen einfach zu dreist. Denn erstens ist es nicht meine Art, „Prominenten“ zu schreiben, damit sie meine Sache unterstützen. Und zweitens und vor allem war ich 1971 ganze 28 Jahre alt, lebte in Paris und hatte gerade erst gelernt, dass man Feminismus mit F schreibt.

Und offensichtlich noch schwerer, die Wahrheit zu sagen. Und außerdem kannte ich Sie überhaupt nicht. Da ich mich wenig für Sport – und schon gar nicht für Skisport – interessiere, hatte ich keinen Schimmer, wer da an der „Weltspitze“ über den Schnee rast. Begegnet bin ich Ihnen zum ersten – und letzten – Mal in den 80er-Jahren. Das war in einer Samstagabend-Spielshow von Blacky Fuchsberger. Und da musste ich mir vor Beginn der Sendung noch rasch erklären lassen, wer denn die Dame sei, mit der ich da auf der Bühne sitzen sollte. Ich kannte Sie einfach nicht.

Liebe Annemarie Moser-Pröll, Sie kennen sicherlich die Volksweisheit: Wer einmal lügt … Ja, wer einmal lügt.

Alice Schwarzer"


 


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