Zeitpunkt der Festnahme fragwürdig
Nach Kuljic-Verhaftung: Jetzt spricht die Lebensgefährtin
21.09.2019Ausgerechnet jetzt, wo der Kicker medial und gegenüber der Polizei gegen mögliche Mitglieder der Wettmafia auspackt, wurde er verhaftet.
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"Ja, mein Mann ist seit dem ungeklärten Mord an seinem Vater psychisch angeschlagen und mit der Zeit drogenkrank geworden. Das wusste aber jeder. Von Drogenhandel kann aber keine Rede sein. Wieso haben sie ihn ausgerechnet jetzt verhaftet?", sagt die Lebensgefährtin des Ex-Nationalspielers Sanel Kuljic (41), Tanja, zu ÖSTERREICH.
Der Zeitpunkt der Festnahme ist mehr als merkwürdig. Denn er kommt ausgerechnet jetzt, wo der Kicker medial und gegenüber der Polizei gegen mögliche Mitglieder der Wettmafia auspackt.
Kein Suchtgift gefunden
Laut ÖSTERREICH-Informationen wurde bei seiner Festnahme kein einziges Gramm Suchtgift sichergestellt, alles, was die Polizei fand, war eine Pistole in der Boutique im 19. Bezirk, die er mit seiner Lebensgefährtin betreibt.
Kuljic (r.) mit Anwalt Robert Lattermann
Der 41-Jährige hatte die Fußballwelt kürzlich in helle Aufregung versetzt, als er zwei konkrete Spiele nannte (zwei Niederlagen des SV Mattersburg aus dem Jahr 2018; einmal das 0:6 gegen den WAC und einmal das 1:3 gegen LASK), die manipuliert worden sein sollen. Als Hintermann nannte er den Chef des albanischen Spitzenclubs Skenderbeu Korca, Ardian Takaj, der von der UEFA für 10 Jahre gesperrt wurde, weil er 52 Spiele manipuliert haben soll.
Am 18. September kam Kuljic genau deswegen in die ÖSTERREICH-Redaktion, um über die Hintergründe und seine Vorwürfe zu sprechen. Er sagte gegenüber ÖSTERREICH, dass er trotz der drohenden Klagsflut an den Vorwürfen festhalten werde, "weil es wahr ist".
Frühzeitige Haftentlassung 2017
Nach seiner frühzeitigen Haftentlassung 2017 - Kuljic saß drei Jahre wegen Wettbetrugs - sei er immer wieder von Mitgliedern der Wettmafia kontaktiert worden. "Ich wollte, dass sie mich endlich in Ruhe lassen. Ich will mit Manipulationen nichts mehr zu tun haben. Deshalb bin ich vor zwei Wochen nach Albanien gefahren, um das zu beenden und genau deswegen bin ich auch an die Öffentlichkeit gegangen, weil ich will, dass jeder davon erfährt."
In Albanien habe er einen ehemaligen Mitangeklagten getroffen, der ihm von den Manipulationen bei den beiden Mattersburg-Niederlagen erzählte und, dass Takaj als Tippgeber fungiert haben soll. Auf die Frage, ob es Belege dafür gebe, sagte Kuljic "natürlich nicht, da wird nichts verschriftlicht".
Der Zeitpunkt seiner neuerlichen Verhaftung ist auch deshalb seltsam, weil Kuljic am 18. September im Beisein seines Anwalts Robert Lattermann von der Kripo zu der Causa einvernommen wurde und Kooperationsbereitschaft gezeigt hat. "Er hat umfassende Aussagen getätigt, es laufen jetzt Ermittlungen", sagte Lattermann nach der Einvernahme zu ÖSTERREICH. Insider vermuten, dass es sich bei der aktuellen Festnahme um den Versuch handeln könnte, die Glaubwürdigkeit Kuljics infrage zu stellen. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.
Larissa Eckhardt und Manfred Schröfl