Österreichs Davis-Cup-Team liegt nach dem ersten Tag des Länderkampfs gegen Portugal überraschend mit 0:2 zurück. Nach der 6:7(4),6:3,3:6-Niederlage von Jurij Rodionov gegen die Nummer 1 der Gäste, Nuno Borges, verlor auch Sebastian Ofner im Anschluss als klarer Favorit.
Der Weltranglisten-59. vergab bei 5:3 im dritten Satz einen Matchball und verlor gegen Joao Sousa mit 7:5,3:6,6:7(1). Damit steht das ÖTV-Team am Samstag mit dem Rücken zur Wand und müsste drei Siege feiern. Der Sieger spielt Anfang Februar 2024 in der Qualifikationsrunde um einen Platz beim Davis-Cup-Finalturnier (Gruppenphase) im Herbst. Der Verlierer zum gleichen Termin um den Erhalt in Weltgruppe I.
Die Fortsetzung folgt am Samstag (14.00 Uhr/live ORF Sport +) mit dem Doppel Alexander Erler/Lucas Miedler gegen Francisco Cabral/Sousa. Danach steht das Duell der Nummer-1-Spieler beider Länder, Ofner gegen Borges, auf dem Programm. Im Fall der Fälle trifft danach noch Rodionov auf Sousa.
Gerade die Niederlage von Ofner mit Matchball tat dem ÖTV-Team besonders weh, am meisten dem Steirer selbst. "Es war ein Match auf Messers Schneide. Ich finde, dass er teilweise richtig gut gespielt hat und einfach keine Fehler gemacht hat", meinte Ofner danach im ORF. "Im Endeffekt muss ich es machen, wenn ich bei 5:3, 40:30 serviere. Leider passiert das manchmal, jetzt ist natürlich die Enttäuschung groß, aber es ist noch nichts verloren."
»Worst-Cas-Szenario«
Jürgen Melzers Bilanz nach dem ersten Tag war freilich von Enttäuschung geprägt. "Es ist natürlich bitter. Das Worst-Case-Szenario, beide Matches in drei Sätzen verloren, das letzte mit Matchball. Klar, ein kleiner Schlag in die Magengrube, aber morgen sind noch drei Punkte zu vergeben, das muss unser Ziel sein, dass wir die holen", meinte der Ex-Weltklasse-Mann kämpferisch. Seinen Spielern könne er nichts vorwerfen, beide hätten alles gegeben. "Wir müssen schauen, dass wir uns für morgen wieder aufrichten."
Ofner hatte im zweiten Match von Beginn weg weit mehr Mühe als erwartet, auch weil er einen veritablen Fehlstart hinlegte. Er geriet gegen den Außenseiter Sousa mit 2:5 in Rückstand. Bei 3:5, Aufschlag Sousa, musste Ofner sogar einen Satzball abwehren, danach nutzte er den vierten Rebreak-Ball zum 4:5. Er setzte dann seinen Lauf zum 7:5 nach 51 Minuten fort. Danach riss jedoch der Faden und zudem zeigte Sousa, dass er weit besser spielt, als sein Ranking von 289 vermuten lässt. Ein Break zum 3:1 reichte ihm, um nach gesamt 86 Minuten auf 6:3 zu stellen und einen Entscheidungssatz zu erzwingen.
Im dritten Durchgang sah es gar nicht gut aus, als Ofner sein Service zum 1:2 abgeben musste. Doch mit Breaks zum 2:2 und 4:2 schien der French-Open-Achtelfinalist auf Kurs. Als er bei 5:3 aber einen Matchball ungenutzt ließ und das Rebreak zum 4:5 zulassen musste, wurde es neuerlich spannend im Multiversum. Und am Ende ging es ins Tiebreak, in dem der Außenseiter klar besser war.
Rodionov schmerzt Niederlage
"Jede Niederlage tut weh, egal gegen wen und egal in welchem Turnier. Ich habe ordentlich gespielt, habe mein Herz auf dem Platz gelassen. Die Enttäuschung ist groß, aber ich kann mir nicht wirklich viel vorwerfen", berichtete zuvor Rodionov nach seiner Niederlage. "Ich war am Anfang ein bisschen überrumpelt, aber sein Returnverhalten war sehr aggressiv. Ich habe mich dann ins Spiel reingefuchst und das Tiebreak hätte ich eigentlich gewinnen müssen."
Rodionov war als Außenseiter gegen Borges ins Match gegangen und geriet nach einem raschen Service-Verlust zum 0:2 innerhalb von acht Minuten mit 0:3 in Rückstand. Bei 1:4 schüttelte Rodionov, angefeuert von rund 1.600 Fans im Multiversum, seine Nervosität ab und schaffte den Ausgleich zum 4:4. Linkshänder Rodionov fand besser ins Spiel und so ging der erste dann doch ausgeglichene Durchgang nach 46 Minuten ins Tiebreak. Aus einem 2:0 für den Niederösterreicher wurde ein 2:3, ab 4:3 für Rodionov war dann aber die Luft heraußen. Nach 53 Minuten gelang Borges zum 7:4 der Satzgewinn.
Team fehlt Thiem
Auch im zweiten Satz musste Rodionov sofort ein Break hinnehmen, diesmal gleich im Auftaktgame. Doch dem Schützling von Günter Bresnik gelang nach einem 0:2 das Rebreak zum 2:2. Danach spielte Rodionov solide und weniger fehlerhaft und so gelang ihm im achten Game auch das Break zum 5:3. Danach servierte der gebürtige Stuttgarter zu Null zum 6:3 und damit Satzgleichstand aus.
Im dritten Durchgang gelang Borges das Break zum 3:1. "Da habe ich zu wenige erste Aufschläge gehabt. Er hat jeden Return knapp vor die Linie reingehämmert", resümierte Rodionov. Eine Chance zum sofortigen Rebreak konnte er nicht nutzen. Und diesem Serviceverlust lief Österreichs Nummer drei, die nach der Absage von Dominic Thiem aufgeboten worden war, danach vergeblich nach. "Danach hat er einfach zu konstant gespielt."