"Tiefe Befriedigung"
Federer ist zurück auf dem Tennis-Thron
19.02.2018
Schweizer spricht über die Rückkehr auf Platz eins und seine Ziele.
Für Roger Federer hat am Montag die 303. Woche an der Spitze der Weltrangliste begonnen. Der 36-Jährige hat diese Position für vier Wochen sicher - bis nach dem Turnier von Indian Wells, wo er als Vorjahressieger 1.000 Punkte zu verteidigen hat und sich für Rafael Nadal eine gute Möglichkeit bietet, wieder am Schweizer vorbeizuziehen.
Daran verschwendet die älteste Nummer 1 der Welt aber keine Gedanken. Er blickt mit Befriedigung zurück und mit Gelassenheit nach vorne und nahm zu diversen Themenbereichen Stellung:
Die Nummer 1: "Mir bedeutet die Rückkehr an die Weltranglistenspitze sehr viel. Ich schätze das als etwas sehr Großes in meiner Karriere ein, weil viel Zeit vergangen ist, seit ich das letzte Mal (2012) und das allererste Mal (Februar 2004) die Nummer 1 geworden bin. Zudem ist es großartig, dass ich nach der Verletzung so erfolgreich war, und das in meinem Alter. Es kommen viele Dinge zusammen, die das Ganze sehr speziell machen. Ich kann es viel mehr genießen als das erste Mal."
Der Weg: "Nach dem Wimbledonsieg habe ich zum ersten Mal geglaubt, dass es möglich sein könnte, wieder die Nummer 1 zu werden. Ich hatte eine erste Chance in Montreal. Dann kamen die Rückenprobleme. Nachher habe ich nicht mehr groß daran gedacht, weil ich nicht davon ausging, das Australian Open erneut zu gewinnen. Vieles musste zusammenkommen, und das ist tatsächlich passiert. Es ist eine tiefe Befriedigung."
Das Ziel: "Am Jahresende die Nummer 1 zu sein, kann ich nicht zur Priorität machen. Das wird entweder passieren oder nicht. Es wäre großartig, auf 100 Titel zu kommen. Das wäre sehr speziell. Dafür muss ich gesund bleiben, Spaß am Tennis haben und noch eine Weile auf der Tour bleiben. Es kann alles sehr schnell gehen, wenn man nicht gesund ist. Im Jahr 2016 habe ich nur ein Finale erreicht. Jetzt genieße ich mal den Titel von Rotterdam. Es ist unglaublich, 97 Titel erreicht zu haben."
Der Rekord (die 109 Turniersiege von Jimmy Connors): "Ich denke nicht daran. Es ist zu weit weg. In den vergangenen Monaten war meine Ausbeute außergewöhnlich. Doch man verliert auch schnell mal Finali. Wenn dieser Rekord meine Priorität wäre, würde ich jede Woche 250er- und 500er-Turniere spielen. Aber das werde ich nicht tun. Wenn ich kleinere Turniere spiele, dann weil ich Lust dazu haben."
Der Rückblick: "Es ist schon ein bisschen witzig: 2009 nach dem French-Open-Sieg hat es angefangen: 'Jetzt ist es eigentlich okay. Wann hörst du auf?' Und ich musste sagen, ich spiele sicher noch bis zu den Olympischen Spielen 2012, um mir etwas Raum zu geben. Aber es ist normal, dass du auch mal an deine Grenzen kommst und nicht weiter weißt oder andere besser spielen. Und dann ist klar, dass die Experten, die große Erwartungen haben, kritisieren. Da muss man auch mal einstecken können. Das war für mich nie ein Problem. Es ist schön, dass ich mir, meinem Team und meinen Fans beweisen konnte, dass ich nicht auf dem Holzweg war. Ich dachte immer, dass noch etwas möglich ist, vielleicht nicht in dieser Größenordnung, aber etwas, das mich persönlich zufriedenstellt."