Duell um die Nummer 1

Jungstar Alcaraz gegen Ruud im US-Open-Finale

10.09.2022

Spaniens Tennis-Jungstar Carlos Alcaraz kämpft im US-Open-Finale in New York gegen den Norweger Casper Ruud um den Titel und Platz eins der Weltrangliste.

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Der 19-Jährige Alcaraz gewann sein packendes Halbfinale am Freitag, kurz vor Mitternacht Ortszeit, gegen den US-Amerikaner Frances Tiafoe nach 4:19 Stunden mit 6:7(6),6:3,6:1,6:7(5),6:3. Zuvor hatte Ruud (23) sein Endspiel-Ticket durch ein 7:6(5),6:2,5:7,6:2 gegen den Russen Karen Chatschanow gelöst.

Der Sieger des Finales am Sonntag (22 Uhr MESZ/live ServusTV, Eurosport) holt sich nicht nur seinen ersten Grand-Slam-Titel, sondern löst auch den entthronten Titelverteidiger Daniil Medwedew aus Russland als Führenden der Weltrangliste ab.

Jüngster US-Open-Finalist seit 1990

Alcaraz ist der jüngste US-Open-Finalist seit 1990, als der US-Amerikaner Pete Sampras im Alter von 19 Jahren und 28 Tagen die Trophäe holte. Dem Spanier war der 5:15-Stunden-Marathon zwei Tage zuvor im Viertelfinale gegen den Südtiroler Jannik Sinner nicht anzumerken - im Gegenteil: Nach dem knapp verlorenen ersten Satz drehte Alcaraz erst richtig auf und zog verdient in sein erstes Grand-Slam-Finale ein.

"Wir sind im Halbfinale eines Grand Slams, da müssen wir alles geben, egal ob über vier oder fünf Stunden", erklärte Alcaraz seine enormen Kraftreserven. Tiafoe kämpfte mit den Tränen. "Ich fühle mich, als hätte ich alle enttäuscht", sagte der 24-Jährige ins Stadionmikrofon: "Ich komme wieder und werde das Ding gewinnen. Es tut mir leid, Leute!"

USA muss weiterhin auf Grand-Slam-Titel bei Herren warten

Tiafoe, der im Arthur Ashe Stadium auch von der früheren First Lady Michelle Obama angefeuert wurde, erlebte zwischendurch einen unerklärlichen Leistungseinbruch. Die US-Amerikaner müssen weiter auf den ersten Grand-Slam-Titel bei den Männern seit 2003 (Andy Roddick) warten. Tiafoe durfte sich zumindest mit einem US-Open-Rekord trösten: Als erster Profi der Geschichte beendete er das Turnier mit der makellosen Tie-Break-Bilanz von 8:0.

Für Alcaraz geht die Reise hingegen weiter: Vor einem Jahr hatte er mit dem Viertelfinal-Einzug beeindruckt, ehe er wegen einer Beinverletzung hatte aufgeben müssen. Dies sei von den vielen und ungewohnten langen Matches gekommen. Die Zweifler an seiner Fitness sind nach drei Fünf-Satz-Siegen en suite nun verstummt. "Ich habe mehr Fünf-Satz-Matches gespielt und bin mental und körperlich besser vorbereitet", sagte Alcaraz. Er hat zwölf Monate hart im Gym und auf dem Court gearbeitet. "Aber ich würde sagen, es ist alles mental (begründet)."

Denn Alcaraz spielte am Freitag nicht nur gegen Tiafoe, sondern auch gegen den Großteil des Publikums. Als der US-Amerikaner und Wien-Finalist des Vorjahres im vierten Satz einen Matchball abgewehrt hatte und nach gewonnenem Tiebreak in Satz fünf einzog, war die Stimmung im Arthur Ashe Stadium am Brodeln. "Für mich war es im fünften Satz ein neues Match, und habe daran geglaubt, Frances im fünften zu besiegen", blieb Alcaraz aber cool.

Im Endspiel gegen Ruud

"Ich bin so glücklich", hatte davor Ruud seinen zweiten Finaleinzug bei einem Grand-Slam-Turnier nach Roland Garros im Juni kommentiert. "Anfangs waren wir beide etwas nervös, ich habe zum Glück den ersten Satz gewonnen." Und wie: Beim Satzball bewies der Sohn des früheren Australian-Open-Achtelfinalisten Christian Ruud in dem 55 Schläge zählenden Ballwechsel Nervenstärke und Klasse. "Im zweiten und vierten", sagte er, "habe ich phänomenal gespielt".

Im Endspiel ist Ruud dennoch der Außenseiter. Alcaraz führt im Head-to-Head mit 2:0, darunter ein Finaltriumph in Miami im vergangenen April.

Ruud wird vielleicht auch wieder ein bisschen sein Pokerface zeigen. Gegen Chatschanow habe er sehr müde Phasen gehabt, diese aber verborgen. "Es gibt Schauspielerei im Sport, besonders im Tennis. Es ist so ein mentales und psychologisches Spiel, dass dir auch das kleinste Detail helfen kann."

Bereits am Samstag (22 Uhr MESZ/Eurosport) spielen die polnische Weltranglisten-Erste Iga Swiatek und Wimbledon-Finalistin Ons Jabeur aus Tunesien im Endspiel der Frauen um den Titel. "Es wird ein großartiger Kampf", prophezeite Swiatek.
 

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