Novak Djokovic hat bei seinem ersten Auftritt in Melbourne keine große Mühe gehabt. Der serbische Weltranglisten-Fünfte zog am Dienstag mit einem 6:3,6:4,6:0-Erfolg gegen den Spanier Roberto Carballes Baena in die 2. Runde der Australian Open ein.
Dieses Turnier hat der 35-Jährige bereits neunmal gewonnen, 2022 hatte er gefehlt, da er wegen einer fehlenden Corona-Impfung nicht ins Land einreisen dürfen hatte. Den Aufstieg schaffte auch Andy Murray in einer packenden Partie. Djokovic ist als Nummer vier gesetzt und musste bei seiner Rückkehr in die Rod Laver Arena nur etwas mehr als zwei Stunden auf dem Platz stehen. Danach, 40 Minuten nach Mitternacht, wurde der zuletzt angeschlagene Ex-Weltranglistenerste mit viel Applaus gefeiert. "Die Atmosphäre ist toll hier. So empfangen zu werden, ist ein Traum", schwärmte Djokovic, der seine letzten 22 Matches bei den Australian Open gewonnen hat: "Ich bin sehr glücklich, dass ich in Australien zurück bin. Wenn ich einen Platz und eine Zeit aussuchen müsste, dann wäre es die Night Session hier in der Rod Laver Arena."
Als nächste Hürde wartet nun entweder Hugo Dellien aus Bolivien oder der Franzose Enzo Couacaud. Viele Entscheidungen konnten am Dienstag noch nicht fallen, da zuerst die Hitze und dann der Regen den Organisatoren einen Strich durch die Rechnung machten. Der Spielbetrieb war auf den Außenplätzen für rund drei Stunden unterbrochen, weil die offizielle "Hitze-Stress-Skala" gegen 14.00 Uhr (Ortszeit) die höchste Stufe erreicht hatte. Auf der Anlage des Melbourne Parks wurden Temperaturen von über 35 Grad gemessen. Nach Wiederaufnahme der Partien sorgte der Regen dafür, dass viele Partien nicht zu Ende gebracht bzw. gar nicht erst begonnen werden konnten. Auf den wichtigsten Courts war das nicht der Fall.
Murray kämpfte den einstigen Wimbledon-Finalisten Matteo Berrettini nieder. Der dreimalige Grand-Slam-Turniersieger setzte sich nach unterhaltsamen 4:49 Stunden samt Abwehr eines Matchballs gegen den als Nummer 13 gesetzten Italiener mit 6:3,6:3,4:6,6:7(7),7:6(6) durch. "Ich habe in den vergangenen Monaten viel Arbeit investiert, um solche Matches zu spielen. Das zahlt sich jetzt aus", sagte der 35-jährige Murray, der seit 2019 mit einer künstlichen Hüfte auf der Tour spielt. Der fünfmalige Melbourne-Finalist und frühere Weltranglisten-Erste hatte seine Karriere zwischenzeitlich schon für beendet erklärt.
Auch Ruud mit Mühe gegen Tschechen Machac
Murray diktierte in den ersten beiden Sätzen das Geschehen, ehe Vorjahres-Halbfinalist Berrettini die Initiative an sich riss. Im fünften Satz konnte Murray beim Stand von 4:5 einen Matchball abwehren und in der Folge das Match-Tiebreak mit 10:6 für sich entscheiden. "Ich bin einfach unglaublich glücklich und stolz", so Murray. Am Donnerstag wartet mit dem Australier Thanasi Kokkinakis oder dem Italiener Fabio Fognini die nächste Hürde auf die Nummer 66 der Welt.
Kein gutes Omen ist der Blick in die Vergangenheit. 2022 war Murray ebenfalls mit einem erfolgreichen Fünf-Satz-Marathon in Melbourne gestartet, dann aber zwei Tage später klar am Japaner Taro Daniel mit dreimal 4:6 gescheitert.
Der als Nummer zwei gesetzte Norweger Casper Ruud hatte mit dem Tschechen Tomas Machac auch kein leichtes Spiel, gewann nach 3:15 Stunden aber 6:3,7:6(6),6:7(5),6:3. Nur mit Mühe eine Auftaktpleite verhindern konnte Olympiasieger Alexander Zverev, er bezwang den peruanischen Qualifikanten Juan Pablo Varillas mit 4:6,6:1,5:7,7:6(3),6:4. "Ich bin extrem glücklich, ich habe das in den letzten sieben Monaten vermisst", sagte Zverev. "Egal, was noch kommt - das Turnier ist bereits ein Erfolg für mich." Siebeneinhalb Monate nach seiner schweren Fußverletzung im French-Open-Halbfinale war ihm die fehlende Spielpraxis anzumerken.
Zverev zittert sich in 2. Runde
Nach einem schwachen ersten Satz steigerte sich der Hamburger zwar, doch im dritten Durchgang kam es zu einem Bruch im Spiel des Weltranglisten-13., der den Sandplatz-Spezialisten Varillas mit Fehlern und Unkonzentriertheiten in die Partie zurückholte. Danach war Zverev als Kämpfer gefragt - und das nahm der Australian-Open-Halbfinalist von 2020 glänzend an. Nach 4:06 Stunden verwandelte der 25-Jährige in der überdachten und klimatisierten Margaret Court Arena seinen zweiten Matchball.
Zverev trifft nun auf den Franzosen Laurent Lokoli oder den US-Amerikaner Michael Mmoh. Auch hier hätte es Zverev schlimmer treffen können, denn am Dienstag sagte der Weltranglisten-50. David Goffin aus Belgien kurzfristig erkrankt ab. Für ihn rückte Mmoh als Lucky Loser nach. Den Aufstieg schafften auch Taylor Fritz (USA-8/6:4,6:2,4:6,7:5 gegen den Georgier Nikolos Basilaschwili) sowie Holger Rune (DEN-10/6:2,6:3,6:4 gegen den Serben Filip Krajinovic).
Bei den Frauen hatte die auf Position zwei eingestufte Tunesierin Ons Jabeur beim 7:6(8),4:6,6:1 gegen die Slowenin Tamara Zidansek mehr Mühe als ihr lieb war. Dagegen blieben Caroline Garcia (FRA-4), Aryna Sabalenka (BLR-5) und Veronika Kudermetowa (RUS-9) ohne Satzverlust.