Österreichs Tennis-Frauen haben die Überraschung geschafft und Favorit Lettland im Play-off des Billie Jean King Cup mit 3:2 besiegt.
Nach einem 0:6,6:3,1:6 von Sinja Kraus gegen Jelena Ostapenko und einem 6:2,6:3 von Tamira Paszek gegen Diana Marcinkevica holte das Doppel Kraus und Melanie Klaffner den entscheidenden Punkt. Das ÖTV-Duo besiegte Ostapenko/Marcinkevica am Samstag im Multiversum in Schwechat mit einem 7:5,6:3.
Österreich, das ohne Topspielerin Julia Grabher angetreten war, spielt damit in der Qualifikationsrunde am 14./15. April 2023 um einen Platz beim lukrativen Finalturnier mit zwölf Nationen, die Auslosung dafür wird schon am Sonntag (14.00 Uhr) in Glasgow vorgenommen. Lettland spielt kommendes Jahr in der Europa-Afrika-Gruppe I.
Kraus: "Haben das noch nicht ganz realisiert"
"Es ist unglaublich, dass sie das Doppel gewonnen haben. Wir waren immer die Außenseiter und trotzdem, habe ich auch in allen Einzeln an sie geglaubt", freute sich ÖTV-Kapitänin Marion Maruska. "Ich freue mich wahnsinnig, dass wir das geschafft haben und nächstes Jahr mitspielen, beim Qualifyer fürs Finale." Es war das erste Heimspiel für die weibliche ÖTV-Equipe nach 14 Jahren und dieser Heimvorteil wurde zum unerwarteten Sieg genutzt.
Auch Kraus freute sich nach ihrem zweiten Punkt bei diesem Länderkampf gemeinsam mit ihrer Partnerin Klaffner. "Ja, so ganz realisiert haben wir es wahrscheinlich noch nicht. Wir glauben an uns und wie eng das ist, sieht man eh immer", meinte Klaffner. Sie habe auch die Gegnerinnen ausgeblendet. "Ich habe irgendwann nicht gewusst, wer drüben steht", freute sich die 32-jährige Oberösterreicherin.
Das Duo hatte im ersten Satz bei 2:5 zwei Satzbälle abgewehrt und den Satz gedreht und sich auch im zweiten Satz von einem 0:2 nicht beirren lassen. "Wir haben einfach versucht, Punkt für Punkt zu spielen. Wir vertrauen uns blind und wissen genau, was der andere macht."
Paszek feiert wichtigen Sieg
Paszek, die am Vortag gegen Ostapenko zwei Matchbälle nicht hatte nutzen können, startete zuvor stark gleich mit einem Break im Auftaktgame und erhöhte rasch auf 3:0. Die zweifache Wimbledon-Viertelfinalistin musste zwar den Aufschlag zum 1:3 abgeben, stellte dann gegen die Nummer 300 im Ranking mit einem neuerlichen Break auf 4:1. Dann musste Paszek aber eine medizinische Auszeit nehmen, in der sie sich an der linken großen Zehe behandeln ließ. Sichtlich behindert war sie danach nicht. Nach 49 Minuten stellte Paszek die 1:0-Satzführung her.
Satz zwei verlief ausgeglichener, Paszek vergab eine 3:1-Führung und musste ihren Aufschlag zum 3:3-Ausgleich abgeben. Nach einem neuerlichen Break zum 4:3 ließ Paszek aber nichts mehr anbrennen. Nach 84 Minuten streckte sie Arme in die Höhe und freute sich über einen für ihre weitere Karriere nicht unwichtigen Sieg.
"Das hat mir heute wirklich sehr viel bedeutet. Ich habe gewusst, ich bin gut drauf. Ich war körperlich ein bisschen am 'Strugglen' (Kämpfen), der Kreislauf ist ein bisschen zusammengesackt", berichtete Paszek im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur.
Kraus verliert klar gegen Ostapenko
Bereits zuvor hatte Kraus, die am ersten Tag für Österreich mit einem Zwei-Satz-Sieg zum 1:1 ausgeglichen hatte, letztlich klar verloren. "Das war sehr schwierig, ich bin einfach nicht in das Match gekommen. Sie hat mir von Anfang an die Bälle links und rechts um die Ohren geschossen, kaum Fehler gemacht", konstatierte Kraus nach ihrem ersten Match gegen eine Top-20-Spielerin. Sie fand, dass Ostapenko im Vergleich zum Vortag "noch einen Zahn zugelegt" habe.
Zwar habe sie versucht, mit ein paar Varianten wie Slice etc. ihre Gegnerin aus dem Rhythmus zu bringen, aber: "Das war nichts, ich habe mich selbst damit total aus dem Rhythmus gebracht", gestand Kraus, die u.a. auch von ihrem Coach Babak Momeni angefeuert wurde.
Das Match hatte für Kraus gar nicht gut begonnen: Ostapenko feuerte aus allen Positionen und traf auch sehr viel. Die 20-jährige Kraus musste schon nach nur 22 Minuten den ersten Satz mit 0:6 abgeben. Dieses wurde von der nicht immer sehr sportlichen Ostapenko auch noch mit einem hämischen Grinsen garniert. Als die Lettin im zweiten Game des zweiten Durchgangs einen Breakball zum achten Spiel en suite hatte, schien alles zum glatten Sieg bereit.
Aufbäumen nach Horror-Start
Doch Kraus bäumte sich auf. Nach Break zum 3:2 für Kraus gab sie zwar das Service gleich wieder ab. Aber ab dem 3:3 diktierte Kraus das Match in diesem Satz. Die Weltranglisten-197. nahm der Nummer 18 den Aufschlag zum 4:3 und 6:3 ab.
Ostapenko fing sich von diesem Rückschlag aber rasant und war damit plötzlich wieder so überlegen wie im ersten Satz. Die 25-Jährige zog mit zwei Zu-Null-Games in Folge im Entscheidungssatz davon. Erst bei 0:5 holte sich Kraus noch ein Ehrengame.
Doch am Ende des Tages war das für das "Team-Küken" nicht mehr wichtig. "Im Team zu spielen ist etwas sehr Besonderes. Ich glaube, das wird man sich noch ein paar Jahre erzählen." Auch für die persönliche Karriere nehme sie daraus viel Selbstvertrauen mit. "Wir freuen uns jetzt schon mega drauf, wieder spielen zu dürfen, hoffentlich wieder zu Hause." Kraus schließt ihre Saison kommende Woche bei einem 80.000-Dollar-ITF-Turnier in Madrid ab.