Österreichs Nummer 1 im Männer-Tennis hat sich diese Position im Jahr 2023 redlich erarbeitet: Sebastian Ofner hat schon fünf Endspiele auf der Challenger-Tour erreicht und schaffte zuletzt überraschend den Einzug ins Achtelfinale der French Open.
Dank der Wildcard durch den Finaleinzug in Ilkley hat der 27-jährige Steirer die Qualifikation auslassen und den Wimbledon-Spirit schon vor dem ersten Einsatz am Dienstag genießen können. "Ich fühle mich sehr gut. Ich habe auch das erste Turnier auf Rasen ganz gute Matches gespielt und auch jetzt ist die Trainingswoche super verlaufen", berichtete Ofner am Samstag in Wimbledon einer Medien-Runde. Gegen den erst 21-jährigen Tschechen Jiri Lehecka, die Nummer 36 im ATP-Ranking, ist er vom Ranking her Außenseiter, doch Ofner hat zuletzt in Ilkley bewiesen, dass er auch auf Rasen wieder Topform zeigen kann.
"Ich kenne ihn. Es wird sicher schwierig, weil sein Spiel auf Rasen sehr unangenehm ist. Aber es ist alles möglich", sagte Ofner, der vor sechs Jahren nach gelungener Qualifikation damals sensationell in die dritte Runde von Wimbledon eingezogen war. Diese Erfahrung helfe ihm freilich nicht. "Aber ich fühle mich generell wohl auf Rasen." Vor sechs Jahren sei alles so schnell gegangen, zudem findet die Qualifikation ja nicht direkt in Wimbledon, sondern in Roehampton statt. "Ja, ich habe es jetzt ein bisserl genießen können, weil ich ja schon seit Sonntag da bin. Es hat schon einen ganz eigenen Flair hier."
Ofner versicherte nochmals, dass er auf die eigentlich nur für den Sieger des Challengers von Ilkley vorgesehene Wildcard nicht spekuliert hatte. Sein Finalgegner hatte den Platz im Hauptfeld ja schon vor dem Finale sicher. Taxi und Zug seien schon gebucht gewesen. "Ich war komplett auf Quali eingestellt." Es sei eine "Riesenerleichterung" gewesen, als er den Anruf bekommen hat.
Ofner kommt mit viel Selbstvertrauen
Die Saison sei bisher unglaublich verlaufen, meinte der Schützling von Hauptcoach Wolfgang Thiem und Touring-Trainer Stefan Rettl. Aber: "Ich weiß von mir, dass ich auf jedem Belag gut spielen kann. Jetzt im Moment habe ich das Gefühl, ich kann jeden Tag jedes Match meine Leistung abrufen. Das Grundlevel ist um einiges höher. Ich weiß, dass der andere genauso gut spielen muss, dass er mich schlägt. Dieser Gedanke hilft mir schon viel."
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In London ist neben Rettl sein Manager Moritz Thiem mit von der Partie. "Und auch Dominic, wenn ich was brauche." Nach der langen Verletzungszeit, samt Pause aber auch Schmerzmittel-Einnahme im Spielbetrieb, sei er doch immer drangeblieben. "Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich ein Arbeitstier bin. Es ist für mich selber eine kleine Belohnung. Und jetzt ist es eine umso größere Erleichterung, erstens, dass ich in die Top 100 gekommen bin und ich dort auch bleiben werde, wenn ich so weiter spiele. Hoffentlich gibt mir das noch einmal einen kleinen Schub."
Steirer denkt von Spiel zu Spiel
Überheblich haben Ofner die Erfolge dieses Jahres aber nicht werden lassen. "Die zweite Runde wäre ein Erfolg. Ich habe mich hier bis jetzt einmal qualifiziert und dann dritte Runde gespielt und seitdem immer verloren." Darum wäre ein Sieg für ihn schon ein Erfolg.
"Ich serviere gut, der Aufschlag ist schon eine große Waffe, generell ist meine Rückhand richtig gefährlich, die Vorhand mittlerweile auch. Mein Gesamtpaket macht das Spiel auf Rasen relativ gefährlich", beschreibt Ofner seine Stärken. Dank seines Spielstils habe er auch nicht so ein Problem damit, wenn es eben (auch aufgrund des Belags) schneller ist. Die Vorfreude bei Ofner ist jedenfalls sehr groß. "Ich freue mich mega, dass ich in Wimbledon im Hauptfeld aufschlagen kann."