Die Revanche für die hauchdünne Niederlage im Endspiel der ATP Finals vor einem Jahr ist Dominic Thiem gelungen. Der 27-jährige US-Open-Sieger rang Titelverteidiger Stefanos Tsitsipas (GRE-6) in 2:17 Stunden mit 7:6(5),4:6,6:3 nieder. Er hat damit das für den weiteren Verlauf bei dem mit 5,7 Mio. Dollar dotierten Turnier wichtige Auftaktmatch in seiner Gruppe "London 2020" gewonnen. Im Head-to-Head mit dem Griechen stellte Thiem damit auf 5:3-Siege.
"Es war nur ganz selten ein hochklassiges Match heute, kein Vergleich zum Finale letztes Jahr", meinte Thiem danach in seiner Video-Pressekonferenz. Er habe in Wien nur drei Matches gespielt, davon nur eines gegen einen Mann auf Top-Ten-Level (Niederlage gegen Wien-Sieger Andrej Rublew). "Wenn man davon absieht, ist es jetzt doch eine lange Zeit gewesen, seit Paris. Ich bin nicht der, der meistens richtig gut in Turniere reinstartet. Von dem her war es wirklich ein idealer Start", meinte Thiem erfreut.
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Vielleicht habe er mit Tsitsipas den richtigen Auftakt-Gegner erwischt, weil dieser im Vorfeld "ein bisserl Verletzungsprobleme" gehabt habe. "Er hat sicher nicht die Hochform, die er letztes Jahr hier gehabt hat. Ich bin einfach froh, dass ich den Sieg geholt habe." Froh ist er freilich auch darüber, dass sein in Wien lädierter Fuß in Ordnung ist. "Der Fuß ist perfekt, die Problemzone hat heute null wehgetan. Jetzt ist es auch nicht gereizt nach dem Match."
Thiem trifft nun am Dienstag auf den Sieger der Abendpartie in Gruppe "London 2020" zwischen Rafael Nadal (ESP-2) und Andrej Rublew (RUS-7), Tsitispas auf den Verlierer.
Tie-Break-Thriller im ersten Satz
Gegen Tsitsipas sei schon der erste Satz extrem wichtig gewesen, so Thiem. Das Auftaktmatch des Einzelbewerbs beim ATP-Saison-Showdown begann auf gutem Niveau und ausgeglichen - so wie es erwartet worden war. Die ersten und einzigen Breakbälle im ersten Satz fand Thiem im dritten Game (einer) und siebenten Game bei 3:3 (zwei) vor, doch nutzen konnte der Lichtenwörther sie nicht. So ging es nach 49 Minuten wenig überraschend ohne Serviceverlust ins Tiebreak.
In diesem geriet Thiem mit 1:4 bzw. 3:5 in Rückstand, doch ein lauter Schrei "Aufpassen!" Thiems in dieser Phase wirkte. Thiem drehte das Tiebreak und nutzte bei 6:5 den ersten Satzball nach 56 Minuten zum 7:5.
Im zweiten Durchgang war es aber Tsitsipas, dem das erste Break des ersten Spiels in der Gruppe "London 2020" gelang. Zum 2:1 durchbrach der 22-Jährige den Aufschlag des fünf Jahre älteren Thiem. Ein Break, das bis zum Satzausgleich des Griechen zum 6:4 nach 95 Minuten hielt.
"4:1 war Schlüsselmoment"
Im entscheidenden Satz war es freilich Thiem, der einen Gang zulegen konnte. Er nahm Tsitsipas erstmals den Aufschlag zum 2:0 ab und stellte innerhalb von 12 Minuten auf 3:0. Beim Stand von 3:1 wurde es dann noch einmal eng: zunächst hatte Tsitsipas bei 30:40 einen Breakball und Thiem konnte erst den sechsten Vorteil zum 4:1 nutzen.
Das mehr als zehn Minuten dauernde Game war wohl der Schlüssel zum Sieg. "Das war der letzte Schlüsselmoment, dass das Match endlich in meine Richtung gegangen ist", meinte Thiem dann auch auf dem Platz. In diesem Game zum 4:1 sei er "ziemlich nervös geworden". Dank sehr guter Serviceleistung vermied er aber einen weiteren Breakball. Nach diesem Game war Thiem dann endgültig auf Siegeskurs, er nutzte seinen zweiten Matchball.
Strenge "Bubble" in London
Thiem hatte keinen Wunsch, wer am Dienstag sein nächster Gegner sein solle. Er wird nun auf den Sieger aus Nadal - Rublew treffen. "Ich sehe da nicht wirklich einen Favoriten heute Abend." Das Match wollte er sich in aller Ruhe ansehen. In erster Linie war der Weltranglisten-Dritte einmal froh, seine Partie gewonnen zu haben. "Weil sonst wäre es eh schon ein Endspiel am Dienstag gewesen."
Thiem hat jedenfalls schon 200 ATP-Zähler und 153.000 US-Dollar für den ersten Sieg in der Gruppe sicher.
Er selbst befindet sich mit den Spielern in einer strengen Sicherheits-"Bubble" wegen der Coronakrise. Thiem hat natürlich verfolgt, dass es in Österreich ab Dienstag wieder einen kompletten Lockdown gibt. "Es ist natürlich eine schwierige Sache, aber wahrscheinlich war es nicht mehr abwendbar mit den steigenden Zahlen. Es ist natürlich bitter. Man kann nur hoffen, dass durch die Maßnahmen die Zahlen sinken und hoffentlich so bald wie möglich die Leute wieder ihrem Beruf nachgehen können und die Kinder wieder in die Schule gehen können", erklärte Österreichs "Sportler des Jahres".