Kitzbühel-Halbfinale
Shootingstar Ofner verliert Tennis-Krimi
04.08.2017
Sebastian Ofner verliert im Kitz-Halbfinale gegen den Portugiesen Joao Sousa.
Das nächste Kapitel im märchenhaften Aufstieg von Sebastian Ofner ist am Freitag im Halbfinale des Generali Open in Kitzbühel abgeschlossen worden. In seinem ersten Turnier auf der ATP-Tour war der 21-jährige Steirer gleich ins Halbfinale vorgestoßen und war auch in diesem am Freitag keinesfalls chancenlos. Ofner unterlag dem routinierten Portugiesen Joao Sousa nach 1:59 Stunden mit 6:7(4),6:7(4).
Trotz des leichten Ärgers über vergebene Chancen in beiden Sätzen überwogen auch in der Nachbetrachtung des österreichischen Jungstars die Positiva. Ofner wird sich voraussichtlich um 30 Positionen auf Platz 127 im ATP-Ranking verbessern, Tendenz weiter stark steigend.
"Es war wieder ein gutes Match von mir. Es war relativ schwierig zu spielen, weil doch mehr Wind war als in den vergangenen Tagen. Natürlich hat Sousa auch wirklich gut gespielt. Er hat ein sehr unangenehmes Spiel und kann mit der Vorhand alles machen, was er will", erklärte der Youngster aus St. Marein im Mürztal. "Ich habe gut mitgehalten. Zweimal im Tiebreak (zu verlieren) ist halt immer ein bisserl unglücklich."
Beide Sätze waren äußerst eng verlaufen: Immer wieder krachte das Powertennis Ofners auf den mit mehr Spin spielenden Sousa, der etwas weniger fehleranfällig als der Steirer war. Im vierten Game wehrte Ofner zwei Breakbälle ab und es sollten die einzigen gegen den Außenseiter im ersten Durchgang bleiben. Bei 5:5 war es Ofner, der bei 15:40 Aufschlag Sousa zwei Breakbälle vorfand, doch auch der Portugiese rettete sich aus der brenzligen Situation.
Ohne Serviceverlust ging es ins Tiebreak. Laute "Basti Ofner"-Sprechchöre begleiteten Ofner vor neuerlich über 5.000 Zuschauern im Kitzbüheler Stadion in die Satzentscheidung. In dieser geriet Ofner allerdings rasch mit 1:6 in Rückstand. Zwar bäumte sich Ofner auf und kämpfte sich dank hohem Risiko noch auf 4:6 heran, dann nutzte der Weltranglisten-62. aber seinen vierten Satzball.
Als Ofner gleich zu Beginn des zweiten Satzes den Aufschlag abgeben musste, sah es nach einem schnellen Ende aus, doch dem steirischen Aufsteiger gelang das sofortige Rebreak. Einen weiteren Breakball bei 2:1 wehrte Sousa aber ab, ebenso wie Ofner bei 5:5, 30:40 eine ganz gefährliche Situation überstand und mit seinem zehnten Ass auf 6:5 stellte. Sousa glich aus. Im Tiebreak holte Ofner ein 2:4 noch auf, die nächsten drei Punkte sollten dann aber die letzten sein.
"Es war sehr eng, war ein harter Fight, aber ich bin sehr zufrieden mit dieser Woche", sagte Ofner. "Ich werde wirklich viele positive Sachen mitnehmen in die Zukunft." Die schon am Mittwoch "beginnt", wenn Ofner wieder auf Challenger-Ebene zurückkehrt und nach Vancouver reist. Danach stehen die Qualifikation für die US Open sowie Challenger in Bogota und Quito auf dem Programm.
Das Brutto-Preisgeld von Wimbledon (90.000 Pfund) und Kitzbühel (knapp 25.000 Euro) wird Ofner nicht angreifen. "Im Moment habe ich nicht vor, dass ich mir etwas kaufe. Das wird zur Seite gelegt und in die Karriere investiert."
Die Arbeit steht in den nächsten Wochen weiter im Vordergrund. Schließlich will Ofner an seiner Defensive weiterarbeiten. Und vielleicht bis zum Ende des Jahres die nächste Schallmauer, die Top 100, knacken. Wenn er sich so rasant weiter entwickelt, wird das wohl früher passieren. Jedenfalls fühlt Ofner schon, dass er Top-100-Niveau hat. "Das schon", gibt er auf Nachfrage zu. Sonst möchte er nur von Turnier zu Turnier denken.