Österreichs Tennis-Davis-Cup-Team tritt im Länderkampf gegen Pakistan in der Besetzung Jurij Rodionov, Debütant Filip Misolic sowie dem Doppel Alexander Erler/Lukas Miedler an.
Dieses Quartett nominierte ÖTV-Kapitän Jürgen Melzer für die am Donnerstag im Rathaus Tulln vorgenommene Auslosung. Eröffnet wird die Play-off-Begegnung am Freitag (12.45 Uhr/live ORF Sport +) von Rodionov gegen Muhammad Shoaib, danach spielt Misolic gegen die pakistanische Nummer 1, Muzammil Murtaza.
Nach der 1:3-Niederlage in Seoul gegen Südkorea im vergangenen März muss Österreichs Team nun gegen den Abstieg antreten, ist aber haushoher Favorit. Gespielt werden zwei Einzel am Freitag und am Samstag (ab 11 Uhr) zunächst das Doppel sowie danach zwei Einzel. Der Sieger des Länderkampfes steigt in die Qualifikationsrunde Anfang Februar 2023 auf und hat die Chance, in die lukrative Finalrunde aufzusteigen.
Rodionov-Gegner nicht einmal im ATP-Ranking
"Ich gehe da rein wie in jedes Match, ich versuche mein Ding zu spielen", sagte Rodionov zur ungewöhnlichen Ausgangslage gegenüber der APA - Austria Presse Agentur. Er ist nicht nur klarer Favorit, sondern spielt gegen einen unbekannten Gegner, der nicht einmal in einem ATP-Ranking aufscheint. "Dieses Match ist ein bisschen besonders weil man einfach wenig Informationen über den Gegner hat, aber deswegen ist es umso wichtiger, dass ich meine Sachen beisammen habe und ich mich auf mich fokussiere."
Für den sensationellen Kitzbühel-Finalisten Misolic ist der Davis Cup ein Meilenstein in seiner jungen Karriere. "Es ist eine Ehre, Davis Cup für Österreich zu spielen und es freut mich, dass ich ein Teil der Mannschaft bin", meinte der 21-jährige Weltranglisten-144. Erstmals spürt er den Teamgeist eines ÖTV-Teams. "Das ist sicher ein neues Erlebnis für mich und freut mich, dass ich das hier erleben darf in Tulln. Es wird Riesenspaß machen."
Unbekannte Tennis-Nation Pakistan
Kapitän Jürgen Melzer musste frühzeitig auf seinen ebenfalls nominierten Bruder Gerald verzichten, der mit Fieber und Husten an einer Verkühlung laboriert, er hat aber nicht Corona, betonte Melzer. Auf eine Ersatz-Nominierung als fünften Mann hat Melzer verzichtet. Die in Frage kommenden Spieler auf "Abruf" wollte er nicht aus laufenden Turnieren rausholen, sich selbst wollte er als Reserve auch nicht aufstellen. "Ich glaube, dass es kein gutes Signal aussendet, wenn ich mich da jetzt draufschreibe."
Melzer sprach von einer guten Vorbereitungswoche mit hartem Training und auch mehreren Aktivitäten wie dem Besuch des Fliegerhorst Brumowski in Langenlebarn und einem Ausflug zum Paddle Tennis.
"Natürlich ist es immer schwierig, wenn du Gegner nicht kennst. Die haben nicht so viel Einzel trainiert, muss ich sagen", erzählte Melzer. Fast hatte es den Anschein, als würden sich die Gäste ganz auf einen möglichen Ehrenpunkt im Doppel konzentrieren. "Im Doppel sind sie sicher gefährlich. Die Spieler sind beide 42 Jahre alt, haben aber sehr viel Erfahrung. Wenn es nach der Papierform geht, ist das sicher der engste Punkt."
Für das Doppel hat der Playing Captain der Gäste Aisam-ul-Haq Qureshi als aktuell 56. der Doppel-Weltrangliste neben sich selbst den ebenfalls bereits 42-jährigen Aqeel Khan nominiert. Qureshi kennt Melzer schon seit Jahrzehnten, die beiden haben auch einmal gemeinsam gespielt.
Pakistanis traurig über das Fehlen von Thiem
Abgesehen von ihm selbst scheint kein anderer Spieler des pakistanischen Teams in einem ATP-Ranking auf. Ein äußerst ungewöhnlicher Gegner für das ÖTV-Team. Die Pakistani spielen zu Hause auf ihrem Spezialbelag Rasen und hatten in Islamabad sensationell Litauen mit 3:2 bezwungen. Durch den veränderten Davis-Cup-Spielmodus spielt Pakistan zum ersten Mal in seiner Geschichte auswärts gegen ein europäisches Team.
Qureshi begegnet dem ÖTV-Team mit viel Respekt: "Österreich ist eine der größten Tennisnationen in Europa und auch in der ganzen Welt. Ihr habt ein starkes Team. Ich kenne eure Spieler, ich sehe sie ja auf der Tour, sie machen sich dort alle gut." Als er und seine Mitspieler von der Auslosung erfahren hatten, hatten alle auf ein Antreten von Dominic Thiem gehofft. "Es ist ein bisschen schade, dass er nicht mitspielt. Es hätte mich für meine Jungs gefreut. Er ist ein echtes Vorbild und eine Inspiration - nicht nur in Österreich, sondern auch für andere Spieler", sagte Qureshi.
Ein besonderer Davis Cup wird es vor allem auch für Miedler. Der gebürtige Tullner hat doppelten Heimvorteil und gerade erst mit Partner Erler das Challenger-Turnier in der Gartenstadt für sich entschieden. "Generell schon Davis Cup ist eine Riesenehre. Das Glück werden nicht viele haben in ihrer Karriere, dass sie wirklich in der Heimatstadt spielen können. Ich freue mich irrsinnig, nur der Sieg zählt, das ist auch klar", sagte der 26-jährige Miedler. Er feiert zudem auch sein Heim-Davis-Cup-Debüt ausgerechnet in seinem Geburtsort.
Sein 24-jähriger Partner, der Tiroler Erler, spielt wie Miedler zum zweiten Mal für Österreich. "Wir waren eh schon im März in Südkorea dabei, und jetzt da, das ist eine super Sache. Wir sind beide richtig gut drauf und haben heuer schon vier Challenger-Titel gewonnen", so Erler. Man sei dank dem Titel in Tulln bestens vorbereitet.