Australian-Open-Rekordsieger Novak Djokovic hat am Samstag in Melbourne das Achtelfinale erreicht. Im "Balkan-Duell" besiegte der als Nummer vier gesetzte Serbe den Bulgaren Grigor Dimitrow (Nr. 27) 7:6(7),6:3,6:4.
Für Diskussionsstoff sorgte der Fitnesszustand des "Djoker". Der 35-Jährige ließ sich wegen seiner Probleme am linken Oberschenkel behandeln und einige Male schmerzgeplagt auf den Court fallen. Sein nächster Gegner ist der Australier Alex de Minaur (Nr. 22). Während Djokovic zum 15. Mal in einem Australian-Open-Achtelfinale steht, war Andrej Rublew (5) noch nie in einem Grand-Slam-Halbfinale. Der Bezwinger von Dominic Thiem aus der Startrunde besiegte den Briten Daniel Evans (25) 6:4,6:2,6:3 und spielt nun gegen Holger Rune (9). Der Däne gab dem Franzosen Ugo Humbert mit 6:4,6:2,7:6(5) das Nachsehen. Es war der Tag mit dem größten Besucherandrang in der Geschichte der Australian Open. Insgesamt 94.854 Menschen sahen die Spiele am Samstag - 60.457 am Tag und 34.397 in der Abendsession, ebenfalls ein Rekord.
Österreichs Doppel Alexander Erler/Lucas Miedler schied aus. Der Tiroler und der Niederösterreicher unterlagen bei ihrem Grand-Slam-Debüt in der zweiten Runde dem Tschechen Jiri Lehecka und dem Slowaken Alex Molcan 5:7,5:7. In beiden Sätzen servierten die Österreicher voraus, bis zum 5:5 ging es jeweils mit dem Service. Erler/Miedler hatten das Match über keinen Breakball und als Aufschläger deutlich mehr Mühe als ihre Gegner. Jeweils bei 5:5 mussten die Wien-Sieger das entscheidende Break hinnehmen. Österreich ist in Melbourne nun nur noch durch Joel Schwärzler bei dessen erstem Junior-Grand-Slam-Turnier vertreten.
Djokovic war sich ob seines physischen Zustandes selbst unsicher. "Es war ein bisschen ein Auf und Ab", erklärte der 21-fache Grand-Slam-Turniersieger, der mit seinem zehnten Melbourne-Titel auch wieder zur Nummer eins der Welt werden würde. Dimitrow habe bis zum letzten Ball gekämpft. "Es war eine unglaubliche Schlacht, drei Sätze über drei Stunden." Auf die Frage nach jüngeren Rivalen sagte Djokovic: "35 ist das neue 25, wisst ihr? Schaut euch Rafa (Nadal) oder Andy Murray an. Sie spielen alle auf einem extrem hohen Level."
Murray zu müde für Bautista Agut
Murrays erstaunlicher Siegeslauf endete allerdings gegen Roberto Bautista Agust. Nachdem der Schotte gegen den Italiener Matteo Berrettini (13) in nahezu fünf Stunden und gegen den Australier Thanasi Kokkinakis in gar 5:45 Std. und erst um 4:05 Uhr Ortszeit siegreich geblieben war, kämpfte der 35-Jährige auch gegen den Spanier wie ein Löwe. Am Ende musste der Olympiasieger, der seit 2019 mit einer teilweise künstlichen Hüfte spielt, aber auch den körperlichen Strapazen Tribut zollen. Murray verlor 1:6,7:6(7),3:6,4:6.
"Meine Füße haben sich nicht wirklich gut angefühlt", sagte Murray. Sein Hauptthema sei aber ein Problem im unteren Rücken gewesen, das seinen Aufschlag beeinflusst hätte. "Ich bin enttäuscht, weil ich das Gefühl hatte, dass ich noch ein bisschen weiter hätte kommen können", meinte der Brite. "Es ist ein Mix an Emotionen." Durch sein Out ist Djokovic nun der einzige im Turnier verbliebene Spieler, der bereits ein Grand-Slam-Turnier gewonnen hat.
Rublew möchte sich erstmals in die Siegerliste einschreiben. Der Russe garnierte seinen Erfolg gegen Evans mit 60 Winnern. Rune wiederum schien nach einem Umknöcheln Anfang des zweiten Satzes durch eine Handgelenksverletzung gehandicapt. Der erst 19-Jährige dominierte das Match aber weiter und ist im Turnierverlauf noch ohne Satzverlust. Das bisher einzigen Duell mit Rublew hat er im November 2022 auf dem Weg zum Masters-1000-Titel in Paris mit 6:4,7:5 gewonnen. "Ich sehe mich nicht als Außenseiter", blickte Rune selbstbewusst voraus.
Garcia schaltet letzte Deutsche aus
Bei den Frauen kamen Caroline Garcia (FRA-4), Aryna Sabalenka (BLR-5) und Belinda Bencic (SUI-12) weiter. Sabalenka hielt ihre frühere belgische Doppelpartnerin Elise Mertens (26) mit 6:2,6:3 in Schach, womit sie bei diesem Major zum dritten Mal in Folge in die Runde der letzten 16 einzog. Die 24-Jährige hat zu Jahresbeginn das erste Vorbereitungsturnier in Adelaide gewonnen, Bencic das zweite. Nun kommt es zum Duell. Die Eidgenossin besiegte die Italienerin Camila Giorgi 6:2,7:5.
Als Geheimnis ihres Erfolgslaufs sieht Sabalenka, dass sie nur noch positive Emotionen zulasse: "Ich muss ein bisschen langweilig auf dem Court sein. Ich wünschte, ich hätte diesen Zugang schon früher in meiner Karriere gehabt." Vor Bencic sei sie gewarnt. "Ich muss bereit sein, wie ein Tiger." Die Olympiasiegerin gab den Respekt zurück: "Sabalenka ist sehr aggressiv, sie hat eine Menge Kraft in ihren Schlägen." Pikant, dass Bencic' aktueller Trainer Dmitrij Tursunow bis 2019 für Sabalenka verantwortlich war. Bencic: "Ich hoffe also, dass er mir ziemlich viel helfen kann."
Garcia hatte ihre erste harte Bewährungsprobe im Turnierverlauf zu überstehen. Die WTA-Finals-Siegerin kam gegen die Deutsche Laura Siegemund nach Satzrückstand zu einem 1:6,6:3,6:3-Sieg. Für eine Überraschung sorgte die noch 17-jährige Tschechin Linda Fruhvirtova mit einem 7:5,2:6,6:3 gegen ihre Landsfrau Marketa Vondrousova. Rund drei Monate vor ihrem 18. Geburtstag spielt sie nun gegen Donna Vekic um ein Viertelfinalticket.