Mitfavorit zeigt nach Erfolg über US-Amerikaner menschliche Größe.
Dominic Thiem hatte allen Grund zur Freude: Er hatten Steve Johnson in der 3. Runde der French Open glatt mit 6:1,7:6(4),6:3 besiegt, zog neuerlich ohne Satzverlust weiter. Warum er aber zu den sympathischsten Spielern auf der ATP-Tour gehört, bewies der 23-Jährige danach eindrucksvoll. Statt sich feiern zu lassen, tröstete er zunächst den Gegner.
+++ French Open, 3. Runde: TV-Panne bei Thiem-Match gegen Johnson +++
Beim Shakehands nahm er Johnson in den Arm, spendete ihm warme Worte. "Es ist eine Tragödie, was passiert ist", betont Thiem. Der US-Amerikaner war nach seinem Erfolg über Borna Coric in Tränen ausgebrochen. Aus traurigem Grund: Vor wenigen Wochen verstarb sein Vater überraschend. Das Sportliche rückt in solchen Zeiten in den Hintergrund.
Thiem erklärt: "Er ist ein sehr, sehr netter Typ. Es zeigt, dass es viel wichtigere Dinge als Tennis im Leben gibt." Der Niederösterreicher selbst konnte nach seinem Einzug ins Achtelfinale sehr zufrieden sein. "Ich denke, das war heute ein gutes Match. Der Schlüssel war, dass ich den zweiten Satz im Tiebreak gewonnen habe."
Debüt in der "Stierkampf-Arena"
Johnson habe einen schlechten Start gehabt. "Er hatte zwei harte Matches und war zu Beginn vielleicht ein wenig müde, daher war der erste Satz recht schnell vorbei", sagt Thiem. Danach habe Johnson richtig gut gespielt. Für Thiem war es das erstes Match auf dem berühmten Court 1, der ob seines Rundbaus "Stierkampf-Arena" genannt wird. Ein Platz, der sehr bald den Modernisierungsplänen der Anlage zum Opfer fallen wird.
"Ich bin sehr froh, dass ich zumindest ein Match auf dem Platz gehabt habe, das ist ein legendäres Stadion. Ich finde es sehr schade, dass sie es abreißen", so Thiem. Er steht zum dritten Mal en suite in der Runde der letzten 16 eines Grand Slams, aber als Selbstverständlichkeit sieht der Weltranglisten-Siebente das immer noch nicht an.
Stevie and Domi exchange at the net. Very nice to see ☺️ #RG17 3R #thiem #SteveJohnson pic.twitter.com/gMM5LfW2NQ
— chouquettes (@cantonsoup) 2. Juni 2017
"Nein, es fühlt sich überhaupt nicht normal an. Es ist schon eine relativ große Hürde zwischen erster und zweiter Woche, deswegen ist es definitiv etwas Besonderes, da ins Achtelfinale einzuziehen", meinte der Niederösterreicher.
"Es tut mir sehr leid für David"
In einer Duplizität der Ereignisse ist ihm, wie schon 2016, neuerlich der programmierte Achtelfinal-Gegner durch eine Verletzung ausgefallen. Im Vorjahr hatte sich ja Rafael Nadal aus dem Turnier zurückziehen müssen, diesmal war es Kumpel David Goffin, mit dem er erst vor zwei Tagen trainiert hatte. "Es tut mir natürlich sehr leid für ihn. Ich hoffe, dass er eine sehr schnelle Erholung hat."
Vor einem Jahr war der Lichtenwörther mit einem Viertelfinalsieg über Goffin nicht nur in sein erstes Grand-Slam-Halbfinale, sondern erstmals in die Top Ten eingezogen. Nun ist also Horacio Zeballos der nächste Gegner. "Der ist Linkshänder, sonst weiß ich nicht viel über ihn." Der achtfache Turniersieger weiß aber, dass Zeballos schon eine recht gute Saison hinter sich hat.
"Der kann auch sehr unangenehm werden, weil ich ihn ja gar nicht kenne", so Thiem. Die 9:0-Satzbilanz in Roland Garros 2017 wird am Sonntag in Gefahr geraten. Sollte Thiem die Achtelfinal-Hürde nehmen, könnte ihm am Dienstag ein Viertelfinal-Duell mit Novak Djokovic blühen.