Spanier schreibt in Paris Geschichte: Er gewinnt Turnier zum zehnten Mal.
Sandplatz-König Rafael Nadal hat am Sonntag im Herren-Tennis davor noch nie Erreichtes vollbracht. Der Spanier gewann mit einem 6:2,6:3,6:1-Finalsieg gegen den Schweizer Stan Wawrinka zum zehnten Mal die French Open, so oft hatte zuvor noch nie ein Spieler bei einem einzelnen Major im Einzel gewonnen. Einzig Margaret Court hatte es elfmal bei den Australian Open geschafft, aber vor der Open Era.
"Die Decima ist für mich sehr, sehr speziell", sagte Nadal in seinem ersten Siegerinterview auf dem Platz, nachdem er sich nach dem Matchball wie bei fast allen seinen Paris-Triumphen zu Boden hatte fallen lassen. "Danke an alle. Das hier ist sehr emotional. Das Gefühl, das ich hier habe, ist schwer zu beschreiben. Was ich auf diesem Platz fühle, ist mit nichts Anderem zu vergleichen. Das ist das wichtigste Turnier für mich."
Nadal schaffte das Kunststück ohne Satzverlust, im gesamten Turnierverlauf gab er nur 35 Games ab - und damit lediglich exakt fünf pro Match. Der Niederösterreicher Dominic Thiem lag dabei mit sieben im Halbfinale gegen den Iberer gewonnenen Games über dem Schnitt und hinter Zweitrunden-Verlierer Robin Haase (NED) auf Rang zwei dieser speziellen Wertung der heurigen Turnierauflage von Roland Garros.
Nadal dominiert vom ersten Punkt
Wawrinka hatte man mehr zugetraut, als nur sechs Games für sich zu entscheiden. Der Eidgenosse hatte alle seine ersten drei Grand-Slam-Endspiele gewonnen, allerdings Nadal auch alle seine neun davor bei den French Open. Trotzdem, Wawrinka war bis inklusive Viertelfinale selbst ohne Satzverlust durch das Turnier gekommen. Im Halbfinale schaltete er den Weltranglisten-Ersten Andy Murray in fünf Durchgängen aus.
Diese Partie gegen den Schotten mag dem 32-Jährigen jedoch zu viel an Substanz gekostet haben. Sein Potenzial im zweiten Major-Finale gegen Nadal nach den Australian Open 2014 ließ Wawrinka nur phasenweise aufblitzen. U.a. auch in den ersten Games des 125-Minuten-Matches, als vieles auf eine lange Partie hindeutete. Mit dem Break zum 4:2 gewann Nadal aber die Oberhand, und gab sie nicht mehr ab.
Sieben Games in Folge gingen an ihn, ehe Wawrinka zum 1:3 im zweiten Satz wieder anschrieb. Da war er eben schon wieder ein Break hinten und damit Satz zwei quasi schon verloren. Als Nadal Wawrinka auch im dritten Durchgang gleich dessen erstes Servicespiel abnahm, waren die Weichen für die "Decima", Nadals zehnten Paris-Triumph, endgültig gestellt. Mit dem zweiten Matchball hatte er den Sieg in der Tasche.
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Es ist der 15. Major-Erfolg des Mallorquiners, womit er alleiniger erster Verfolger des in dieser Wertung führenden Roger Federer ist. Der Schweizer hält seit seinem heurigen Triumph bei den Australian Open bei 18 Erfolgen. In der Weltrangliste wird der Iberer ab Montag Zweiter sein. Er erhält für seinen Paris-Triumph 2,1 Millionen Euro, Wawrinka bekommt als unterlegener Finalist ebenso beachtliche 1,06 Mio. Euro.
"Es tut mir leid - er war zu stark"
Schon sehr früh in der Saison hat Nadal mit seinem ersten Grand-Slam-Triumph seit exakt drei Jahren bzw. seit den French Open 2014 nun auch sein Ticket für das World-Tour-Finale im November in London fix. In Paris schraubte er seine beeindruckende Bilanz auf 79 Siege bei nur zwei Niederlagen. Eine dritte Niederlage hat er nicht auf dem Platz erlitten, sondern mittels w.o. vor zwei Jahren gegen Landsmann Marcel Granollers.
Die Organisatoren hatten sich für die Pokalübergabe etwas Besonderes überlegt, Nadals Langzeit-Coach und Onkel Toni Nadal übergab ihm die Trophäe. "Ohne ihn wäre keine der zehn Trophäen möglich gewesen", bedankte sich der auch von Carlos Moya betreute Triumphator bei Nadal sen. Wawrinka hatte u.a. eine Entschuldigung für sein Team: "Es tut mir leid, Rafa war einfach nicht zu schlagen. Er war zu stark."
Wawrinka wird nicht nur 2018 wieder versuchen, seinen gesamt zweiten Paris-Titel nach 2015 einzufahren. Er wird auch schon in wenigen Wochen in Wimbledon angreifen, nur dieses Grand Slam hat er noch nicht gewonnen. Um seine Chancen auf Rasen zu erhöhen, hat er den US-Amerikaner Paul Annacone engagiert. Der Ex-Coach von Federer und Sampras wird mit Wawrinka-Coach Magnus Norman kooperieren.