Die Sensation ist perfekt: Unser Tennis-Star schlägt den Spanier klar.
In dieser Form ist Dominic Thiem für die Ende Mai beginnenden French Open ein absoluter Titelanwärter. Mit seiner vielleicht besten Leistung überhaupt hat der 23-Jährige am Freitag in Rom Sandplatz-"König" Rafael Nadal im dritten Duell innerhalb dreier Wochen nun bezwungen. 6:4,6:3 nach 1:51 Stunden hieß es für Thiem, der als erster Österreicher seit Thomas Muster (1996) im Rom-Halbfinale steht.
Im Kampf um sein zweites ATP-Masters-1000-Endspiel nach Madrid trifft der Weltranglisten-Siebente am Samstag entweder auf den als Nummer zwei gesetzten Serben Novak Djokovic oder den gefährlichen Argentinier Juan Martin Del Potro.
Thiem: Sicher einer meiner größten Siege
"Mir geht es sehr, sehr gut. Das war sicher einer meiner größten Siege und auch vom Spielerischen her eine meiner besten Leistungen heute", meinte Thiem noch auf dem Platz im Interview mit "Sky". Thiem hat von Beginn weg das Kommando gegen jenen Mann übernommen, der zuvor alle seine 17 Matches auf Sand in diesem Jahr gewonnen hat. Es scheint, dass Thiem aus den Final-Niederlagen in Barcelona und zuletzt in Madrid jeweils gegen den neunfachen French-Open-Champion gelernt hat.
"Ich habe mir vorgenommen, ein bisserl anders zu spielen, als in den letzten zwei Matches. Ich habe viel mehr riskiert und mir ist heute auch sehr viel aufgegangen", erklärte Thiem seine geänderte Taktik. Der achtfache Turniersieger auf der ATP-Tour spielte die Grundschläge fast durchgehend mit enorm hoher Geschwindigkeit, extrem aggressiv und auch weit näher an der Grundlinie agierend als sonst. "Das kann natürlich nicht jeden Tag so aufgehen, wie es heute aufgegangen ist, aber gegen einen Nadal in dieser Form muss man halt mehr riskieren. Das habe ich versucht und mir ist auch sehr viel geglückt."
Thiem begann das Match auf dem Center Court des Foro Italico wie ein "Expresszug": Er wählte wie immer, wenn er die Möglichkeit dazu hat, den Rückschlag und nahm Nadal mit dem ersten Breakball gleich zu Beginn das Service ab. Dies gelang ihm ein weiteres Mal zum 4:1. Bei einer 5:1-Führung ließ Thiem etwas nach, und Nadal nutzte das sofort, um wieder auf 4:5 heranzukommen. Thiem verwertete aber in der Folge gleich seinen ersten Satzball nach 51 Minuten zum 6:4.
Erster Matchball reichte aus
Im zweiten Durchgang vergab Thiem zwei Breakbälle zum 3:2. Zum 4:3 gelang dem Schützling von Günter Bresnik u.a. auch vor den Augen seiner Mutter Karin aber das vorentscheidende Break. Nadal wehrte sich freilich noch und fand im Anschlussgame selbst drei Bälle zum Rebreak vor. Thiem befreite sich aus dieser Situation stellte auf 5:3 und nutzte bei Aufschlag Nadal seinen ersten Matchball zum Triumph.
Thiem wirkte nach dem Matchgewinn schon wieder ruhig, dennoch freute er sich enorm über den zweiten Erfolg über Nadal nach 2016 (Buenos Aires, damals mit 7:6 im dritten Durchgang). "Ich bin schon innerlich in Ekstase, aber ich bin mitten im Turnier. Ich habe morgen wieder eine sehr schwere Partie und deshalb ist es ein bisserl zu früh für irgendwelche Freudensprünge", erklärte der Niederösterreicher, der den insgesamt achten Sieg im 29. Duell mit einem Top-Ten-Spieler feierte.
Jetzt warten entweder Del Ptro oder Djokovic
Schon im Vorjahr hatte Thiem mit dem Einzug im Viertelfinale für Aufsehen gesorgt, als er Roger Federer im Achtelfinale in zwei Sätzen ausgeschaltet hatte. Der Sieg gegen einen Nadal, der so gut spielt wie in seinen besten Zeiten, ist aktuell wohl noch mehr wert. Thiem hat erneut bewiesen, dass er derzeit der weltweit zweitbeste Spieler auf Sand ist.
Thiems Erwartungen für das Halbfinale: "Das sind zwei absolute Weltklassespieler und es ist wieder eine Superpartie für mich. Ich habe keine Ahnung wie die beiden zur Zeit spielen, ich werde mir das Match heute sicher anschauen."
Österreichs bester Sommersportler hat damit schon wieder 360 ATP-Zähler sowie ein Bruttopreisgeld in Höhe von 202.365 Euro sicher. Und so ungewohnt es auch noch klingen mag: Er ist weder gegen einen Novak Djokovic noch gegen Del Potro am Samstag Außenseiter, sondern sogar eher zu favorisieren. Denn wer Nadal auf Sand besiegt, muss so eingeschätzt werden.