Historischer Heim-Triumph

Barty-Party bei den Australian Open

29.01.2022

Ashleigh Barty schreibt australische Tennis-Geschichte und gewinnt die Australian Open 2022. Im Finale setzte sie sich gegen Danielle Collins in zwei Sätzen durch und beendet eine lange Durststrecke. 

Zur Vollversion des Artikels
© Getty
Zur Vollversion des Artikels

Die Barty-Party vor knapp 12.000 Fans und Millionen vor den TV-Geräten hat ein Happy End: Ashleigh Barty sorgte am Samstag für den ersten Sieg einer Australierin bei den Australian Open in Melbourne seit Chris O'Neil 1978. Die 25-jährige Barty besiegte im Endspiel des mit umgerechnet 47,46 Mio. Euro dotierten ersten Tennis-Grand-Slam-Turniers die Überraschungsfinalistin Danielle Collins (USA) mit 6:3,7:6(2). Auch ein 1:5-Rückstand im zweiten Satz konnte Barty nicht stoppen.

"Wow", sagte Barty strahlend in der Rod Laver Arena, als sie die begehrte Trophäe entgegengenommen hatte, bedankte sich bei ihrem Team und ihrer Familie im Publikum: "Es ist einfach ein Traum von mir, der wahr geworden ist. Ich bin einfach so stolz, ein Aussie zu sein." 

 

Für Barty ist es der insgesamt dritte Major-Titel, der ihr einen Siegerscheck in Höhe von umgerechnet 1,80 Mio. Euro einbringt. Zuvor hatte Barty die French Open 2019 sowie im Vorjahr Wimbledon gewonnen. Barty hat damit Major-Turniere auf allen drei Belägen gewonnen, womit sie in einen exklusiven Kreis vorgedrungen ist: von allen aktiven Spielern ist dies bei den Frauen nur Serena Williams und den Männern den "big three", Rafael Nadal, Roger Federer und Novak Djokovic, gelungen.

Eigener Feiertag?

Der Sieg von Barty, die indigene Wurzeln hat, bedeutet der sportbegeisterten Nation dermaßen viel, dass offenbar ernsthaft überlegt wird, den Nationalfeiertag "Australian Day" auf den 29. Jänner zu verlegen, berichtete "Eurosport".

Während Barty damit ihren Platz auf dem Tennis-Thron einzementierte und in Australien wohl endgültig zur Nationalheldin wird, ist Collins ab Montag als Zehnte erstmals in den Top Ten wiederzufinden. Die 28-Jährige aus Florida darf sich nach ihrem ersten Major-Endspiel mit rund 986.000 Euro trösten - so viel hatte sie zuvor noch nie verdient.

Barty, die auf dem Weg ins Finale nur 21 Games abgegeben hatte, marschierte zu Beginn in der gleichen Manier weiter. Nach einem abgewehrten Breakball im fünften Game nutzte die Weltranglisten-Erste ihre erste Breakchance zum 4:2. Damit hatte sie den ersten Satz rasch in der Hand, mit einem Ass zum 6:3. Danach zeigte die stets verbissen weiterkämpfende Collins, die in einer Mischung aus ihrem Vornamen und dem englischen Wort für Tier ("animal") den Spitznamen "Danimal" trägt, warum sie ins Finale vorgestoßen ist. Nach einem Break zum 2:0 zog Collins sogar auf 5:1 davon.

Collins: "Ich bewundere dich"

Doch Collins vergab trotz Doppelbreak die Chance, Barty zumindest einen Satz abzunehmen. Auch weil sich Barty vor fast vollem Haus (die Kapazität war trotz Corona nach einem speziellen Ansuchen auf 80 Prozent angehoben worden) von einem kleinen Durchhänger wieder fing. Barty glich auf 5:5 aus und war im Tiebreak dann klar besser. Sie nutzte den ersten von vier Matchbällen bei 6:2 nach 87 Minuten.

"Es war riesig zu sehen, wie Ash die Rangliste den ganzen Weg zur Nummer eins hochgeklettert ist und ihre Träume lebt. Ich bewundere dich als die Spielerin, die du bist", sagte Collins, die schwer enttäuscht Barty am Netz noch sehr kühl gratuliert hatte. Sie hoffe, sie werde sich von ihrem Spiel einiges abschauen können, erklärte die Amerikanerin. "Nun ist es Zeit, eine große Nacht für Ash zu feiern", sagte Collins, die sich im Turnierverlauf bei Seitenwechseln nie hingesetzt hat, nach langer eigener Rede.

Man darf gespannt sein, wie sich dieser Triumph auf die weitere Karriere Bartys auswirkt. Seit Jahren galt die ethnisch durch ihre Urgroßmutter zu den Ngarigo-Aborigines gehörende Barty als Topkandidatin, das lange Warten der Australier auf den Heim-Triumph zu beenden. Die Last des Erwartungsdrucks war dementsprechend schwer auf Barty gelastet, doch in diesem Jahr war sie von Beginn weg eine Klasse für sich. Nun kann sie befreit in die nächste Phase ihrer Laufbahn gehen.

Zur Vollversion des Artikels