Die Redaktion von ÖSTERREICH
Unsere Antwort an die ÖFB-Fußballer
14.11.2013Die ÖSTERREICH-Redaktion antwortet auf den offenen Brief der Nationalmannschaft.
Die Spieler unseres Nationalteams haben einen offenen Brief an ÖSTERREICH geschrieben. Das ist bemerkenswert, weil es nicht alle Tage vorkommt, dass sich Fußballprofis hinsetzen und stundenlang gemeinsam einen Brief an eine Zeitung verfassen. Wir nehmen diesen Brief somit auch – indirekt – als Zeichen der Wertschätzung unserem Stellenwert in der Medienwelt gegenüber.
Die Spieler, die den Brief unterzeichnet haben, üben an ÖSTERREICH heftige Kritik. Sie behaupten, unsere Berichterstattung über das Nationalteam sei „unfair“, zu „reißerisch“, würde „nicht selten in Beleidigungen gipfeln“ und das nötige Maß an Fairness vermissen lassen.
Zudem werfen uns die unterzeichnenden Spieler vor, wir hätten angeblich „Exklusivinterviews“ mit ihnen abgedruckt, für die niemand interviewt worden wäre.
Zumindest dieser Punkt ist definitiv unwahr. Gestern konnte NIEMAND im ÖFB – weder der Präsident oder Pressesprecher noch einzelne Spieler – EIN KONKRETES INTERVIEW nennen, das nicht auch tatsächlich geführt wurde. Vom ÖFB genannt wurden nach ausdrücklicher Nachfrage NUR ZWEI SÄTZE, die nach Meinung einzelner ÖFB-Spieler so nicht gesagt wurden. Einer davon betrifft David Alaba, der bezüglich seiner Freundin angeblich nur gesagt hätte: „Dazu gebe ich keinen Kommentar!“ In ÖSTERREICH erschien der Satz „Ich bin glücklich – gebe aber dazu keinen Kommentar!“ Abgesehen davon, dass wir uns für diese Unkorrektheit selbstverständlich entschuldigen – es gibt in diesem Land sicher größere journalistische Sünden als diese.
Wir verwahren uns ausdrücklich gegen den Vorwurf, Interviews abgedruckt zu haben, die nicht stattgefunden haben. Wir können belegen, dass jedes ÖSTERREICH-Interview auch geführt wurde, und meinen: Wenn man etwas behauptet, sollte man es auch konkret belegen können.
Die generellen Kritikpunkte der ÖFB-Teamspieler in ihrem offenen Brief nehmen wir freilich sehr ernst. Wir wissen, dass viele der Spieler ÖSTERREICH mit großer Begeisterung lesen – und jede Leserkritik ist uns sehr wichtig.
Den Vorwurf der Spieler, in unserer Berichterstattung über das Nationalteam zu „reißerisch“ zu sein – sprich bei Siegen zu laut zu jubeln und bei Niederlagen zu hart zu verdammen –, nehmen wir uns zu Herzen.
Es ist das Recht der Spieler, „faire“ Berichterstattung einzufordern. Wir haben sicher, wie Zeitungen weltweit oft bei Niederlagen, gelegentlich über das Ziel hinausgeschossen. Fußball ist ein Spiel mit Emotionen. Wir haben auch Teamchef Koller in der Phase seines Vertragspokers, den er mit Schweizer Gründlichkeit überlegt hat, zu hart kritisiert. Dafür haben wir uns bereits entschuldigt – stehen aber nicht an, das auch öffentlich in unserer eigenen Zeitung zu tun.
Eines sollte man freilich doch feststellen: In unserem Land war es jahrzehntelang üblich, dass Journalisten und Spieler „verhabert“ sind, also sachlich harte Kritik nicht geübt wird. Im Gegensatz zu den Medien in Deutschland, England oder Spanien sind unsere Kicker gewohnt, von den Journalisten mit Samthandschuhen angefasst zu werden. Auf Kritik reagieren sie deshalb oft wie Mimoserln.
Der ÖFB hat das dadurch unterstützt, dass er mit Zeitungen – zum Teil millionenschwere – „Sponsorverträge“ abgeschlossen hat, die wirklich kritische Berichterstattung fast verunmöglichen.
Mit dem Erfolg von ÖSTERREICH hat sich dieser „Verhaberungs-Journalismus“ geändert. Unsere Kolumnisten und Journalisten üben harte Kritik, wenn sie gerechtfertigt ist. Unabhängig von Sponsorverträgen, die wir nicht haben.
Es ist deshalb wohl auch kein Zufall, dass unser Sportteil in mehreren Markttests von den österreichischen Lesern übereinstimmend zum BESTEN SPORTTEIL des Landes gewählt wurde, weil er – auch – der unabhängigste und kritischste ist.
In Zukunft wollen wir uns um beides bemühen: um kritische Kommentare, aber sicher verstärkt auch um fairen Journalismus.
Wir danken dem Team für den offenen Brief. Wir nehmen ihn sportlich fair als Anstoß, in Zukunft unsere Berichterstattung zum Nationalteam noch mehr zu hinterfragen, zu überprüfen, zu optimieren.
Spieler und ÖFB haben uns gestern mitgeteilt, dass der Brief genauso gemeint war.
In diesem Sinn wünschen wir unserem Team und Trainer Koller aus ehrlichem Herzen viel Erfolg im Spiel gegen die USA.
Lesen Sie hier den offenen Brief der Nationalmannschaft im Wortlaut.