Am ersten Tag nach dem letzten Spieltag der NFL beginnt das große Köpferollen. Einige Trainer werden in den nächsten Tagen ihren Job verlieren.
Während sich 14 Teams in der besten Football-Liga der Welt auf die Play-offs vorbereiten, beginnt bei den restlichen 18 Franchises die Saisonanalyse. Jährlich folgen am Black Monday und in den Wochen danach Entlassungen und personelle Veränderungen.
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So verrückt, wie die Saison verlaufen ist, so wild kann sich heuer auch das Trainer-Karussell drehen. Die Los Angeles Chargers, Carolina Panthers und Las Vegas Raiders haben sich schon während der Saison von ihren Trainern getrennt.
Den Anfang machten, wie zu erwarten war, die Atlanta Falcons. Nach einer weiteren erolglosen Saison und einem Debakel zum Abschluss gegen Erzrivale New Orleans Saints, zog man die Reißleine und trennte sich von Arthur Smith nach drei Jahren.
Washington baut komplett um
Auch bei den Washington Commanders bleibt in der Off-Season kein Stein auf dem anderen. Wie zu erwarten war, wurde am Montag die Entlassung von Ron Rivera nach vier Jahren offiziell. Noch dazu wurden erste Veränderungen in der sportlichen Führung vermeldet. So wurde die Verpflichtung des ehemaligen General Manager von NBA-Erfolgsteam Golden State verkündet. Weiters kommt der ehemalige VIkings-Sportdirektor Rick Spielman in die Hauptstadt.
Bei den Carolina Panthers hingegen, gab es eine weitere Entlassung. Sportdirektor Scott Fitterer muss etwa ein Monat nach dem Aus von Head Coach Frank Reich ebenfalls seine Sachen packen.
Krisen-Teams ziehen Reißleine
Der erste Tag nach der Regular Season blieb noch verhältnismäßig ruhig. Derzeit sind erst fünf Franchises auf der Suche nach einem neuen Cheftrainer. Doch hinter den Kulissen brodelt es weiter. Die Jacksonville Jaguars, die lange Zeit voll auf Play-off-Kurs waren, verloren gleich fünf ihrer letzten sechs Spiele. Als Folge dessen wurden gleich alle Betreuer der Defensiv-Abteilung rund um Defensive Coordinator Mike Caldwell entlassen.
Auch bei den New York Giants stehen stressige Tage bevor. Nachdem Special Team Coordinator Thomas McGaughey und Offensive Line Coach Bobby Johnson gefeuert wurden, wurde bekannt, dass Abwehr-Chefbetreuer Wink Martindale seinen Vertrag aufgelöst hat.
Am Dienstag dann die nächste große Trainer-Entlassung. ESPN-Experte Adam Schefter meldete, dass die Tennessee Titans und Head Coach Mike Vrabel getrennte Wege gehen. Damit wäre ein absoluter Top-Kandidat auf den möglicherwiese frei werdenden Platz in New England am Markt sein. Auch am Mittwoch ging es weiter: Diesmal musste Pete Carroll bei den Seattle Seahawks den Hut nehmen, er soll aber der Franchise in anderer Form erhalten bleiben.
Belichick schon heiß begehrt
Denn seit Wochen wird spekuliert, dass Bill Belichick nächste Saison nicht mehr Trainer der New England Patriots sein wird. Nach 24 Jahren und 6 Super-Bowl Titeln ist das wohl die größte Veränderung. Am Donnerstag war das Ende der Ära dann endgültig besiegelt. Doch Belichick denkt noch lange nicht an die wohlverdiente Pension. Der 71-Jährige möchte noch den ewigen Rekord von Don Shula mit den meisten Siegen als NFL-Coach brechen. Dafür fehlen Belichick, der 302 Mal erfolgreich den Platz verlassen konnte, noch 26 Erfolge.
Die komplette NFC South, die Washington Commanders und die Los Angeles Chargers sollen bereits Interesse an dem Kult-Trainer bekundet haben. In einem ersten Statement am Montag verkündete er gewohnt grimmig, dass es "zu früh ist", um eine Entscheidung zu treffen. Allerdings wäre er bereit einige seiner Privilegien abzutreten.
Bei den Patriots fungiert Belichick neben seiner Rolle als Cheftrainer auch als Sportdirektor. Nur Besitzer Robert Kraft, der sich immer mehr in die sportlichen Angelegenheiten einmischt, steht in der Hierachie über Belichick. Zuletzt wurden aber immer mehr Gerüchte laut, dass die Struktur beim Rekordmeister schon lange nicht mehr so stabil ist. Es bräuchte auf jeden Fall einen neuen starken Mann, der die erfolgsverwöhnten Patriots wieder auf Kurs bringt, so mehrere Insider aus dem Umfeld.
Schockt Reid die Chiefs-Fans?
Doch diese Ära ist nicht die einzige, die vor dem Ende steht. Zuletzt verdichteten sich die Gerüchte, dass Chiefs-Mastermind Andy Reid nach der Saison seine Karriere beenden könnte. Nach 13 Jahren mit einem Titelgewinn mit den Philadelphia Eagles und 10 Jahren und 2 Super-Bowl-Triumphen mit den Kansas City Chiefs könnte nach den heurigen Play-offs tatsächlich Schluss sein.
Tomlin soll Entwicklung bremsen
Mit MIke Tomlin (Pittsburgh Steelers seit 2007) könnte auch noch ein weiterer der fünf längstdienendsten NFL-Trainer 2024 auf Jobsuche gehen. Obwohl Tomlin noch kein einziges Jahr bei den Steelers mit einer negativen Bilanz abgeschlossen hat, dürften die Verantwortlichen der Steelers über Veränderung nachdenken.
Pete Carroll (l.) und Mike Tomlin sind seit über 15 Jahren beim selben Verein tätig. Aber wie lange noch?
Einen radikalen Neuaufbau des Rekord-Champions soll ausgerechnet der Chef-Trainer in den letzten Jahren verhindert haben, jedoch verliert man immer mehr den Anschluss an die Spitzenteams der Liga.
Kehrt John Gruden nach Rassismus-Eklat zurück?
Ein weiterer interessanter Name sorgt derzeit in New Orleans für Wirbel. Nach einer enttäuschenden Saison steht bei den Saints auf jeden Fall Veränderung bevor. Ob Cheftrainer Dennis Allen zurückkehrt oder nicht, wird derzeit besprochen. Die Zukunft von seinem Offensiv-Chef, Pete Carmichael, ist hingegen mehr als ungewiss.
Doch kurz vor dem Saisonfinale tauchte ein Bericht auf, der die Fans und Experten schockiert. Angeblich soll sich General Manager Mickey Loomis mit dem ehemaligen Super-Bowl-Sieger John Gruden getroffen haben. Ob es dabei um den Posten als Cheftrainer, Offensive Coordinator oder nur eine beratende Rolle geht, ist nicht bekannt.
Allerdings ging Grudens Zeit als NFL-Trainer zu Ende, weil ein Mailverlauf veröffentlicht wurde, in dem er sich rassistisch gegenüber eigenen Spielern geäußert hatte. Dennoch würde die Verpflichtung Sinn machen. Denn mit Dennis Allen und John Gruden würden die beiden Trainer an der Seitenlinie stehen, mit denen Saints-Quarterback Derrek Carr die besten Zeiten hatte und sich am wohlsten gefühlt hat. Somit würde man für den Superstar die Grundlage schaffen, befreit aufzuspielen und angreifen zu können.
Trainer (Verein) | Im Amt seit | Bilanz | Jobsicherheit |
---|---|---|---|
Jonathan Gannon (Arizona Cardinals) | 2023 | 4:13 | Nicht abgesichert |
Arthur Smith (Atlanta Falcons) | 2021 | 21:30 |
ENTLASSEN |
John Harbaugh (Baltimore Ravens) | 2008 | 171:108 | Sicher |
Sean McDermott (Buffalo Bills) | 2017 | 77:46 | Sicher |
Chris Tabor (Carolina Panthers/Interims-Coach) | 2023 | 1:4 |
Kaum Chancen |
Matt Eberflus (Chicago Bears) | 2022 | 10:24 |
Vor dem Aus |
Zac Taylor (Cincinnati Bengals) | 2019 | 42:46:1 | Sicher |
Kevin Stefansky (Cleveland Browns) | 2020 | 38:31 | Sicher |
Mike McCarthy (Dallas Cowboys) | 2020 | 43:27 |
Job wackelt |
Sean Payton (Denver Broncos) | 2023 | 8:9 | Sicher |
Dan Campbell (Detroit Lions) | 2021 | 24:26:1 | Sicher |
Matt LaFleur (Green Bay Packers) | 2019 | 58:30 |
Sicher |
DeMeco Ryans (Houston Texans) | 2023 | 10:7 |
Sicher |
Shane Steichen (Indianapolis Colts) | 2023 | 9:8 |
Sicher |
Doug Pederson (Jacksonville Jaguars) | 2022 | 19:17 |
Sehr gut |
Antonio Pierce (Las Vegas Raiders/Interims-Coach) | 2023 | 5:4 |
Gute Chancen |
Andy Reid (Kansas City Chiefs) | 2013 | 140:58 |
Rücktritt? |
Giff Smith (Los Angeles Chargers/Interims-Coach) | 2023 | 0:3 | Kaum Chancen |
Sean McVay (Los Angeles Rams) | 2017 | 77:48 | Sicher |
Mike McDaniel (Miami Dolphins) | 2022 | 20:15 |
Sicher |
Kevin O'Connell (Minnesota Vikings) | 2022 | 20:15 |
Gute Chancen |
Bill Belichick (New England Patriots) | 2000 | 296:132 | ENTLASSEN |
Dennis Allen (New Orleans Saints) | 2022 | 16:18 |
Job wackelt |
Brian Daboll (New York Giants) | 2022 | 16:19 | Nicht abgesichert |
Robert Saleh (New York Jets) | 2021 | 18:33 | Nicht abgesichert |
Nick Sirianni (Philadelphia Eagles) | 2021 | 36:19 |
Sicher |
Mike Tomlin (Pittsburgh Steelers) | 2007 | 181:109 | Nicht abgesichert |
Kyle Shanahan (San Francisco 49ers) | 2017 | 70:54 |
Sicher |
Pete Carroll (Seattle Seahawks) | 2008 | 138:98 | ENTLASSEN |
Todd Bowles (Tampa Bay Buccaneers) | 2022 | 17:18 | Nicht abgesichert |
Mike Vrabel (Tennessee Titans) | 2018 | 56:48 | ENTLASSEN |
Ron Rivera (Washington Commanders) | 2020 | 26:41:1 | ENTLASSEN |
Dieser Artikel wird laufend aktualisiert.
Erste Kandidaten werden gehandelt
Doch wo ein Posten frei wird, kommt jemand nach. Das Rennen um die besten Trainer beginnt bereits jetzt und in den US-Medien kursieren schon interessante Namen.
Allen voran Jim Harbaugh. Von 2011 bis 2014 hatte der Bruder von Ravens-Coach John das Sagen bei den San Francisco 49ers. Er führte die Goldgräber sogar in den Super Bowl, doch dann kam der große Krach und das vorläufige Ende seiner NFL-Karriere. Seitdem coached er die Michigan Wolverines, die er heuer auch in das Finale der College-Football-Meisterschaft geführt hat. Im Vorfeld soll Harbaugh auch einen neun Agenten engagiert haben. Ein klares Indiz für sein Comeback in der NFL.
Weitere aussichtsreiche Kandidaten sind bereiten sich derzeit bei den Detroit Lions auf die Play off vor. Sowohl Offensive Coordinator Ben Johnson, als auch Defensive Coordinator Aaron Glenn wurden bereits zu Vorstellungsgesprächen eingeladen. 49ers-Mastermind Steve WIlks dürfte auch ein heißer Tipp auf einen Cheftrainerposten sein.
Rooney Rule tritt bei Kandidatensuche in Kraft
Die Ernennung des neuen Head Coaches ist in der NFL mit strengen Regeln verbunden, wodurch die Ernennung des neuen Cheftrainers Wochen dauert. Denn alle Teams sind laut der so genannten "Rooney Rule" dazu verpflichtet mindestens zwei Bewerber für den vakanten Posten zu einem Vorstellungsgespräch einzuladen.
Einer davon muss einer Minderheit (Afro-Amerikaner, asiatische Herkunft etc.) angehören. So will die Liga aktiv gegen Rassismus vorgehen. Mit Antonio Pierce, Interims-Coach bei den Las Vegas Raiders, hat derzeit ein dunkelheutiger Anwärter sehr gute Chancen auch den Zuschlag zu erhalten.