Die Toronto Maple Leafs, Edmonton Oilers oder Winnipeg Jets sollen es für das Mutterland des Eishockeys im NHL-Play-off richten und eine 30-jährige Durststrecke vermeiden.
Seit den Montreal Canadiens 1993 ist keine kanadische Mannschaft mehr mit dem Stanley Cup durch die Stadt gezogen. Die am Montag beginnenden Play-offs könnten durch Marco Rossi auch österreichische Beteiligung erfahren. Ob der Vorarlberger für Minnesota Wild stürmen darf, ist offen.
Während den kanadischen Fans im Allgemeinen nur Durchhalteparolen bleiben, erleben die Anhänger der Maple Leafs eine besondere Art der Eishockeyhölle. Als eines der traditionsreichsten und wertvollsten Teams der NHL - nur die New York Rangers liegen in der Forbes-Liste vor den Leafs - hat die zu den "Original-Six" gehörende Franchise seit 1967 nicht mehr den begehrten Becher gestemmt. Fast sechs Jahrzehnte der Erfolglosigkeit sitzen tief. Seit 2004 hat Toronto keine Play-off-Serie mehr gewonnen, in den vergangenen sechs Jahren kam verlässlich in Runde eins das Aus.
Das große Pech der Leafs ist, dass sie in derselben Division wie Titel-Anwärter Boston Bruins, die heuer die Rekorde für NHL-Siege (65) und Punkte (135) verbesserten, und die Tampa Bay Lightning, der Stanley-Cup-Sieger der Jahre 2020 und 2021, spielen. Tampa Bay ist auch gleich die erste Hürde, die es für den Division-Zweiten (50 Saisonsiege) zu überwinden gilt. Der Hillman-Fluch darf für den 13-fachen Champion nämlich keine Ausrede mehr sein.
Edmonton hofft auf Star-Duo
2017 überwies Teampräsident Brendan Shanahan dem früheren Leafs-Spieler Larry Hillman mit 50-jähriger Verspätung 2.400 Dollar plus Zinsen, die der Verteidiger schon 1967 nach dem großen Triumph gefordert hatte. Hillman soll den Club mit einer Art Fluch belegt haben, indem er sagte, dass Toronto erst wieder den Stanley Cup gewinne nwürde, wenn der Verein die ihm seiner Meinung nach zustehenden Dollars ausgezahlt habe.
Keine Flüche, sondern Lobeshymnen singt ein verzücktes Publikum in Edmonton. Connor McDavid und Leon Draisaitl sind seit Jahren das gefürchtetste Angriffsduo der NHL. Die 50-Tore- und 100-Punkte-Schallmauer haben beide erneut durchbrochen. Auf schier unglaubliche 281 Scorerpunkte kommen sie nach dem Grunddurchgang.
Der Kanadier McDavid wurde Torschützenkönig (64 Tore) und mit 153 Punkten erneut wertvollster Crack, der Deutsche Draisaitl als kongenialer Partner die Nummer zwei der Scorerwertung (128) - und doch klafft eine Lücke in der Vita der Ausnahmekönner: Meister waren beide noch nie. Im Vorjahr war für Edmonton im Halbfinale gegen den späteren Triumphator Colorado Avalanche Schluss.
Winnipeg nur Außenseiter
Mit extremer Feuerkraft - auch Ryan Nugent-Hopkins schrieb 104 Scorerpunkte an - und als bestes Power-Play-Team der Liga (32,4 Prozent Erfolgsquote) gehen die Oilers in die Play-offs. Doch bewahrheitet sich die alte Sportweisheit, wonach die Offensive Spiele, die Defensive aber Meisterschaften gewinnt, dürfte es auch in diesem Jahr schwierig mit dem Coup werden. 256 Gegentreffer bedeuten Rang 17, also Mittelmaß. Und das Goalie-Duo Stuart Skinner/Jack Campbell hat wenig bis keinerlei Play-off-Erfahrung.
Der Dritte im Ahornblatt-Bunde ist Winnipeg. Die Jets zählen nach einer schwierigen Saison nicht zum engeren Anwärterkreis und treffen auf die Vegas Golden Knights. Zur Verteidigung des Titels rückt Colorado aus, ist in der ersten Runde auch ohne den weiter fehlenden Kapitän Gabriel Landeskog gegen die Seattle Kraken so wie Boston gegen Florida der Favorit.
Rossi hofft auf Einsätze für Minnesota
Offen scheint die Ausgangslage für das Rossi-Team Minnesota gegen die Dallas Stars. Im Grunddurchgang gewann jedes Team je zwei Duelle. Dallas baut auf den Angriff um Jason Robertson, Minnesotas Erfolgsgarant war bisher die Abwehr um die beiden stabilen Goalies Marc-Andre Fleury und Filip Gustavsson.
Rossi gab zuletzt sein Comeback in der besten Liga der Welt, wurde dann aber wieder im AHL-Team Iowa Wild gebraucht. Ob sich im Play-off-Kader des Mutterteams ein Platz für den 21-jährigen Center auftut, ist offen. Spiel eins steigt in der Nacht auf Dienstag (3.30 Uhr MESZ) in Texas. Detroit, das Team des am Knie verletzten Kärntners Marco Kasper, hat die Play-off-Qualifikation verpasst.