Walter Mayer ist nach über einem Monat in Untersuchungshaft am Donnerstag aus der Justizanstalt Wien-Josefstadt entlassen worden.
Walter Mayer hat am Donnerstagnachmittag in der Wiener Innenstadt seine ersten Stunden in Freiheit genossen. "Ein sehr angenehmes Gefühl. Ich war mehr als überrascht, als mir gesagt worden ist, dass ich gehen kann", erzählte der frühere Langlauf- und Biathlon-Trainer nach seiner Entlassung aus der Untersuchungshaft.
Schlittenfahren ist vorbei
In den kommenden Tagen will der
Salzburger zunächst einmal ausspannen. "Wie es dann weitergeht, weiß ich
nicht. Vieles wird noch zu klären sein", sagte Mayer. Mit einem Strafantrag
wegen Verstoßes gegen das Anti-Doping-Gesetz rechnet der 52-Jährige nicht,
dafür wollte er rechtliche Schritte gegen die Republik Österreich nicht
ausschließen. "Das Schlittenfahren mit mir ist vorbei."
Mit Matschiner in Kontakt
Einmal mehr betonte der ehemalige
Coach, nichts mit verbotenen Praktiken zu tun gehabt zu haben. "Ich habe nie
mit Dopingmitteln gedealt und nie Dopingmittel verabreicht. Von diesem
Netzwerk, mit dem ich in Verbindung gebracht werde, kenne ich nur Stefan
Matschiner", betonte Mayer, der mit seinem Freund Matschiner im Gefängnis
nach eigenen Angaben täglich Kontakt hatte. "Er wollte sogar, dass wir ins
gleiche Zimmer kommen." Matschiner werde wohl noch länger in Haft bleiben,
vermutete Mayer. "Wenn er eine Doping-Maschine gehabt hat, wird er sie
wahrscheinlich nicht zum Eismachen verwendet haben."
Innenpolitischer Sportskandal
Über die Folgen der Doping-Razzia
während der Olympischen Winterspiele 2006 in Turin ist Mayer nach wie vor
verärgert. "Von der Langlauf-Staffel in Turin hat keiner gedopt, da gibt es
noch einiges aufzuarbeiten. Das ist ein innenpolitischer Sportskandal",
schimpfte der Lebensgefährte der steirischen Langstreckenläuferin Eva Maria
Gradwohl.
Größter Fehler
Dass er die im Zusammenhang mit den
Vorfällen in Turin stehende Klage gegen IOC-Boss Jacques Rogge zurückgezogen
hatte, bezeichnete Mayer als "einen meiner größten Fehler". Er habe dies auf
Bestreben des Verteidigungsministeriums getan, das mittlerweile ein
Amtsenthebungsverfahren gegen den Bundesheer-Bediensteten eingeleitet hat.
Redeverbot
Die Klage sei aber nicht deshalb fallengelassen
worden, weil er vom Verleger Erwin Roth 290.000 Euro für eine (im Endeffekt
nicht stattgefundene) exklusive Lebensbeichte erhalten hatte, was von
manchen Seiten auch als "Schweigegeld" interpretiert worden war. "Die Klage
habe ich wegen des Bundesheers und nicht wegen Roth zurückgezogen."
Schlussendlich ist das Geschäft mit Roth aber nie zustande gekommen, "weil
ich durch das Heer Redeverbot hatte".
290.000 Euro Schweigegeld?
Geflossen sind die 290.000 Euro, die
Roth mittlerweile zurückfordert, dennoch. "Ich habe das Geld in Form eines
Kredits bekommen, aber nie gebraucht", sagte Mayer. Was mit dieser Summe
passiert, darüber wollte Mayer keine Angaben machen und auch ansonsten nicht
viele Worte über den Deal verlieren. "Der Vertrag hat mit der FIS, der WADA
oder dem ÖOC nichts zu tun. Das ist ein Privatvertrag, und der geht
niemanden etwas an."
Funktionäre betrügen
Zumindest in einem Punkt befindet
sich Mayer auf einer Wellenlänge mit Sportminister Norbert Darabos.
"Dopingfälle sollten ausschließlich vor einem ordentlichen Gericht
verhandelt werden", forderte der 52-Jährige und ergänzte: "Aber noch mehr
als die Sportler betrügen die Funktionäre."