FP-Bürgermeister Scheider will Mehrheitsbeschluss für Darlehen durchbringen.
Die Hoffnung auf einen Weiterbestand des österreichischen Fußball-Bundesligisten SK Austria Kärnten lebt. Der Klagenfurter Bürgermeister Christian Scheider (FPK) versicherte Club-Präsident Mario Canori am Samstag, dass er versuchen werde, in den kommenden Tagen doch noch eine Mehrheit für das dringend benötigte Darlehen von 800.000 Euro zustande zu bringen. Am (gestrigen) Freitagabend waren Verhandlungen über diesen Kredit zunächst gescheitert.
Statutenänderung
Geknüpft wird die Finanzspritze allerdings
an Bedingungen, die nur via Statutenänderungen zu erfüllen sind. So soll
etwa ein von Stadt-und Landespolitik nominierter Aufsichtsrat installiert
werden, was für Canori "überhaupt kein Problem" darstellt. "Außerdem habe
ich vorgeschlagen, dass 25 Prozent der Transfererlöse und 75 Prozent der
Werbe- und Sponsor-Gelder für die Rückzahlung des Darlehens verwendet
werden, und dieser Vorschlag wurde von der Politik angenommen", sagte der
46-Jährige.
Jener Punkt des Forderungskatalogs der Politik, den Canori strikt ablehnte, ist mittlerweile keine Bedingung mehr. "Man wollte, dass ich im Falle meines Rücktritt nicht entlastet werde. Aber das ist jetzt vom Tisch, ich lasse mich ja nicht kriminalisieren."
Mehrheitsbeschluss
Canori wartet nun auf einen Mehrheitsbeschluss
des Stadtsenats, wonach das Darlehen bei erfolgten Statutenänderungen
gewährt werden würde. "Und sobald dieser Beschluss da ist, gehe ich in die
Generalversammlung und versuche, die dafür notwendigen Statutenänderungen
abzusegnen." Im Idealfall könnte die Generalversammlung schon in der
kommenden Woche über die Bühne gehen.
Seine Drohung hält der Vereinschef dennoch aufrecht: Sollten keine zusätzlichen Gelder bewilligt werden, werde er einen Insolvenzantrag stellen, um sich nicht der fahrlässigen Krida schuldig zu machen. Ohne die Unterstützung der Stadt sieht sich Canori außerstande, die Mai-Gehälter zu zahlen.
Lizenzvergabe
Durch die vorläufige Ablehnung des Darlehens steht
mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit fest, dass Austria Kärnten
am 30. April in erster Instanz keine Lizenz für die Saison 2010/11 bekommen
wird, da Freitag um Mitternacht die letzte Einreichfrist etwa für
finanzielle Garantien endete. Nach der erstinstanzlichen Entscheidung des
Senats 5 hat ein Verein ohne Spielgenehmigung bis 10. Mai Zeit, dagegen in
Berufung zu gehen und dem Protestkomitee weitere Dokumente zu übermitteln.
Das Urteil der zweiten Instanz fällt bis 15. Mai, dann bliebe nur noch der
Gang vor das Ständige Neutrale Schiedsgericht (Urteil am 31. Mai), wobei
keine Unterlagen mehr nachgereicht werden dürften.
Sollte Canori seine Drohung wahr machen und schon demnächst zum Konkursrichter gehen, wäre es um den Profi-Fußball in Kärnten wohl endgültig geschehen. Nach den Erfahrungen mit Sturm Graz und den GAK legte die Bundesliga nämlich in ihren Lizenzierungsbestimmungen fest, dass ein Club keine Chance auf eine Spielgenehmigung für das folgende Spieljahr hat, wenn ein Insolvenzverfahren nicht bis 15. März abgeschlossen ist. Der Spielbetrieb der laufenden Saison wäre davon aber nicht beeinträchtigt.
Austria Kärnten war schon in den vergangenen beiden Jahren in erster Instanz die Lizenz verweigert worden. Doch in zweiter Instanz kratzte der Club, der 2007 von Pasching nach Klagenfurt transferiert wurde, jedes Mal noch die Kurve, weil sich die Lokalpolitiker in letzter Sekunde zusammenrauften. Allerdings wird es ab kommendem Juli selbst bei einer Erteilung der Spielgenehmigung keine Kärntner Mannschaft in der höchsten österreichischen Liga mehr geben, weil die Truppe in die Erste Liga absteigen muss.