Verdacht des Verstoßes gegen Anti-Doping- und Arzneimittel-Gesetz.
Die Staatsanwaltschaft Wien hat kürzlich ein Ermittlungsverfahren gegen vier im nordischen Bereich für den Österreichischen Skiverband tätige Ärzte eingeleitet. "Es stimmt, es wurde ein Verfahren wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Anti-Doping-Gesetz und das Arzneimittelgesetz eingeleitet", erklärte Thomas Vecsey von der Staatsanwaltschaft Wien und bestätigte damit Medienberichte. Die Soko Doping wurde mit den Vorerhebungen beauftragt.
Ärzte im nordischen Bereich tätig
Der Verdacht soll
sich gegen die Ärzte H., B., L., und T. richten, die im Langlauf- und
Biathlon-Bereich für den ÖSV tätig sind. Sie sollen an Sportlern
Behandlungen durchgeführt haben, die gegen die Bestimmungen der nationalen
(NADA) bzw. Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) verstoßen. Zitiert wird der
Salzburger Anwalt Franz Essl als Vertreter eines der Beschuldigten, wonach
sich sein Mandant als "ein mit der Verbotsliste bestens vertrauter,
gewissenhafter Arzt bei der Behandlung mit Medikamenten oder der
Verabreichung von Infusionen exakt an die jeweils geltenden Vorgaben der
WADA gehalten hat." Essl erklärte, er sei überzeugt, dass "sämtliche
Verdachtsmomente nicht haltbar sind und das Ermittlungsverfahren bald
eingestellt wird." Auch die drei anderen beschuldigten Mediziner weisen die
Vorwürfe entschieden zurück.
Staatsanwaltschaft schweigt
Die Staatsanwaltschaft Wien wollte
sich am Freitag nicht über den Stand der Ermittlungen äußern. Das Verfahren
sei erst vor kurzer Zeit eingeleitet worden, erklärte Thomas Vecsey. Der ÖSV
teilte auf Anfrage mit, man werde die Sache prüfen und sich nach dem
Wochenende äußern.
BKA ermittelt
Vecsey erklärte, die Aufnahme von Erhebungen sei
die Folge von polizeilichen Ermittlungen. Geprüft werden die Vorwürfe von
einer Einheit, die nun im Suchtmittelbüro des Bundeskriminalamtes
angesiedelt ist. Die ursprünglich zehnköpfige SoKo Doping gebe es eigentlich
nicht mehr, stellte deren Leiter Andreas Holzer klar. "Ich arbeite mit vier
Beamten, das ist der Probebetrieb eines Doping-Referates im BKA."
Vorwürfe schon einmal entkräftet
Vorwürfe gegen
ÖSV-Ärzte hatten bereits im Oktober 2009 Staub aufgewirbelt, wurden aber
damals entkräftet. Medien (Laola1.at, Tiroler Tageszeitung) hatten
berichtet, dass die nationale Anti-Doping Agentur und die Sonderkommission
Doping nach Hinweisen des Olympia-Lobbyisten und Journalisten Erwin Roth mit
Medikamentenbeschaffungen des ÖSV befasst seien. NADA-Geschäftsführer
Andreas Schwab bestätigte damals der APA, er habe e-mails von Roth an die
SoKo Doping und das Sportministerium weitergeleitet. Der von Roth genannte
ÖSV-Arzt L. erklärte daraufhin, er sei falsch zitiert worden, es sei alles
widerlegt worden. Schwab sagte später, die SoKo Doping habe ihm mitgeteilt,
es sei nichts zu beanstanden. Deren Leiter, Andreas Holzer, bekräftigte
gegenüber dem ÖSV, dass die angeführten Substanzen nicht auf der
Anti-Dopingliste stünden und die Angelegenheit daher nicht relevant sei.
Holdhaus gab Entwarnung
Hans Holdhaus, der Vorsitzende der
ÖSV-Anti-Doping-Kommission, sagte im Oktober 2009, er habe mit den drei für
Langlauf zuständigen Ärzten gesprochen und die Sache geklärt. "Ich konnte
feststellen, dass es nichts zu beanstanden gibt", sagte Holdhaus damals zur
Causa des angeblichen Kaufs von Glukose- und Aminosäuren-Produkten in großem
Ausmaß durch zwei ÖSV-Ärzte.
Ende Oktober 2009 hat der ÖSV einen Aktionstag gegen Doping für rund 80 Ärzte und Trainer im Hinblick auf die Winterspiele in Vancouver organisiert. Dabei betonte ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel betonte ein weiteres Mal, dass der ÖSV nie einen Euro für Doping ausgegeben habe. "Und das lasse ich mir auch nicht unterstellen." ÖSV-Ärzte haben nach dem Doping-Skandal bei den Winterspielen in Turin ein Schriftstück unterzeichnet, in dem sie sich dezidiert von Doping distanzieren.