Kreischberg-WM
Anna Gasser holt Slopestyle-Silber
21.01.2015
Snowboard-Freestylerin sorgt für erstes ÖSV-Edelmetall am Kreischberg.
Alles riskiert und Silber gewonnen - Snowboarderin Anna Gasser hat bei der WM am Kreischberg dem Erwartungsdruck standgehalten und im entscheidenden Slopestyle-Run noch den Sprung auf das Stockerl geschafft. Gleich am Donnerstag fliegt sie zu den X-Games nach Amerika, gefeiert wird trotzdem. "Ich kann ja im Flieger schlafen. Mit einer Medaille um den Hals geht das leichter", sagte die Kärntnerin.
Der WM-Titel ging mit 92,50 Punkten an die erst 16-jährige Japanerin Miyabi Onitsuka, Gasser kam auf 89,50 und die drittplatzierte Slowakin Klaudia Medlova auf 84,25. Bei den Herren gewann der US-Amerikaner Ryan Stassel (97,50) vor dem Finnen Roope Tonteri (93,75) und seinem Landmann Kyle Mack (92,75), Philipp Kundratitz landete auf Rang acht (72,50).
Nerven hielten im 3. Heat
Gasser lag nach einem Sicherheitslauf im ersten und einem Sturz im zweiten Run an vierter Position. "Es war dann schon ein ziemlicher Druck. Ich bin oben gestanden und habe mir gesagt, nein, ich will auf keinen Fall als Vierte heimgehen. Dass es dann noch geklappt hat in der letzten Runde, ist ein Wahnsinn. Ich bin so erleichtert. Die Freude ist riesengroß, denn am Ende wollte ich die Medaille unbedingt", betonte die 23-jährige Kärntnerin.
Angst wegen Gipshand
Sie sei schon ziemlich nervös gewesen, sie habe im Training mit der gegipsten Hand nicht ihren schwierigsten Run machen können. "Ich habe mich nicht getraut in der Früh, da war ein bisserl Angst dabei. Aber im Finale habe ich das dann komplett ausschalten können. Der erste Run war dann ein Sicherheitslauf, der nicht ganz sauber war. Dann habe ich gesehen, dass die anderen Mädels alle gute Punkte kriegen. Da wusste ich, ich muss alles riskieren. Und im dritten ist es Gott sei Dank aufgegangen."
Sie sei von sich selbst überrascht, dass sie es hinbekommen habe. "Ich bin extrem überrascht. Normal ist es bei mir eher so, wenn es mir am Anfang nicht gut geht, dass ich mir schwertue, das auszublenden. Dass ich es im letzten Run geschafft habe und mit dem Druck, dass so viele Leute unten stehen, das ist ein erstes Mal, dass mir das gelingt. Es ist mir noch nie gelungen, den letzten Run zu stehen, wenn die ersten zwei nicht optimal gelaufen sind", erklärte die Vizeweltmeisterin.
Risiko zahlte sich aus
Gasser war mit einem Sieg beim Pleasure Jam auf dem Dachstein-Gletscher und Platz sechs im Contest der Dew Tour in Breckenridge in die Saison gestartet. Kürzlich war sie beim Training in den USA aber gestürzt und hatte sich einen Knochen im Handgelenk verschoben, der wieder in Position gebracht wurde. "Ich habe schon überlegt, diesen Contest hier auszulassen, die Hand zu schonen und mich auf die X-Games zu konzentrieren. Jetzt bin ich natürlich froh, dass ich es hier durchgezogen habe."
Ab zu den X-Games
Bei der WM-Premiere im Big Air der Damen wird sie am Kreischberg deshalb nicht dabei sein, sondern gleich nach Aspen reisen. "Slopestyle ist mein Hauptevent, und wenn man zu den X-Games eingeladen ist, kann man nicht absagen, das ist so eine große Chance. Mal sehen, was dort geht. Ich habe viel Training dort verpasst, die Mädels haben drei Tage Vorsprung. Aber ich werde mein Bestes probieren. Aber zuerst genieße ich das hier in vollen Zügen."
Gasser freute sich mit den anderen Medaillengewinnerinnen, zur Japanerin hatte sie am Start sogar gesagt, dass sie ihr erlaube, sie zu schlagen. "Sie ist so jung und gut und wird immer besser." Sie selbst sah den Medaillengewinn als Entschädigung für Olympia in Sotschi, wo sie Zehnte geworden war. Sie hatte dort souverän die Qualifikation gewonnen und war als Goldanwärterin gehandelt worden. Doch das Glück war ihr nicht hold.
Der Plan wäre dann gewesen, im Finale zuerst einen Sicherheitslauf hinzulegen und im letzten Versuch den Super-Trick auszupacken. Doch nach einem zu früh gegebenen Start konnte sie nicht mehr bremsen und rutschte den Hügel hinunter. Mühsam kletterte sie hoch, die Konzentration war dahin, sie verpatzte jeweils eine Landung.
Kundratitz bei Männern auf Rang 8
Der 19-jährige Tiroler Kundratitz belegte am Kreischberg den achten Rang. "Ich bin mit meiner Leistung zufrieden, auch mit dem Ergebnis. Bei einer WM in die Top Ten zu kommen, hätte ich nicht erwartet, als ich hierhergekommen bin", sagte der BWL-Student. Er werde weiter hart arbeiten, damit er auch einmal auf dem Podest stehe.
Auch Christian Galler, der Sportliche Leiter für Snowboard im ÖSV, war erleichtert über die erste Medaille bei der Heim-WM. "Anna hat gezeigt, was sie kann, sie war super gut drauf. Sie hat alles rausgelassen. Endlich haben wir die erste Medaille bei der Heim-WM, jetzt geht es vorwärts. Auch mit Philipp bin ich happy", meinte Galler.