Ehemaliges Slalom-Ass kehrt aus Deutschland zurück, soll Herren Beine machen.
Was ÖSTERREICH bereits seit Längerem berichtete, ist nun fix: Mathias Berthold übernimmt bei den ÖSV-Herren das Cheftrainer-Amt. Diese Entscheidung gab die ÖSV-Spitze bei einer Pressekonferenz Montag Mittag im Turmcafe der Bergisel-Schanze in Innsbruck bekannt.
Der 44-jährige Vorarlberger, der zuletzt sieben Jahre für den deutschen Skiverband tätig war, folgt damit Toni Giger nach. Berthold, der als Cheftrainer der deutschen Skidamen über drei Olympia-Goldmedaillen jubeln konnte, soll das ÖSV-Herren-Team zumindest bis zur Heim-WM 2013 in Schladming wieder auf die Überholspur führen.
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Neue Wege und Motivation
"Ich will eingeschliffene Strukturen
aufbrechen und neue Motivation in die Mannschaft bringen", sagte Berthold
bei seiner Präsentation im Turmcafe der Bergiselschanze. Als wichtigste und
vordringlichste Aufgabe sieht es Berthold vorerst, mit dem scheidenden
Cheftrainer Giger Informationen auszutauschen und bis nach Ostern das
Trainerteam für die kommende Saison auf die Beine zu stellen.
Einigung hinter den Kulissen
Seit einer Woche stand Berthold, der
von 1998 bis 2002 beim ÖSV als Damen-Techniktrainer tätig war, im Kontakt
mit den österreichischen Verband. Am Sonntag um 18 Uhr wurde mit
ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel schließlich eine Einigung erzielt. "Von
der Philosophie her sind Peter und ich auf einer Linie", bekannte Berthold,
"wir wollen zielstrebig vom Nachwuchs bis zur Weltcup-Truppe arbeiten."
Vertrag bis 2013
Der Vertrag zwischen Berthold und dem ÖSV läuft
vorerst bis zu den Heim-Weltmeisterschaften 2013 in Schladming. "Ich hoffe
aber doch, dass er unser Team auch bei den kommenden Spielen in Sotschi
betreut", sagte Schröcksnadel.
Telefonische Verabschiedung in Deutschland
Auf der Fahrt zur
Präsentation in Innsbruck habe sich Berthold von seinen ehemaligen Trainern
im DSV und auch von den Läuferinnen telefonisch verabschiedet. "Es war nicht
leicht, weil ich viele emotionelle Bindungen hatte. Aber ich übergebe
zumindest eine intakte Mannschaft", bekannte der zweifache Familienvater aus
Vorarlberg. "Wir bedauern die Entscheidung von Mathias Berthold. Er hat in
den letzten Jahren sehr gute Arbeit geleistet", sagte DSV-Alpindirektor
Wolfgang Maier. Vor einem Jahr holten Maria Riesch und Co in Val d'Isere
zwei WM-Titel, nun bei den Spielen in Kanada drei Goldmedaillen.
Große Fußstapfen
Berthold ist sich bewusst, dass er
eine schwere Aufgabe beim ÖSV antritt. "Ich trete in große Fußstapfen, wenn
ich solche Erfolge wie der Toni habe, dann bin ich der glücklichste Mensch
der Welt", sagte Berthold. Toni Gigers Athleten fuhren in dessen elf Jahren
als Herren-Rennsportleiter sechs Olympia-Goldmedaillen, zwölf
Weltmeistertitel und 219 Weltcupsiege ein.
Gigers Zukunft offen
Giger, dessen Zukunft beim ÖSV noch offen
ist ("Es gibt Gespräche über eine Zukunft beim ÖSV, aber auch andere
Angebote"), bedankte sich zum Abschied beim ÖSV-Präsidenten: "Ich habe
diesen Job immer als Privileg gesehen, ich war stolz in diesem Verband, der
von A bis Z professionell geführt ist, zu arbeiten."
Besonders betonte Giger, dass er im ÖSV vier wichtige Werte für sich selbst gelernt habe: "Da wäre die Leidenschaft, die der Präsident jeden Tag vorlebt. Da ist die Handschlagqualität, das Vertrauen und auch die Unterstützung, die ich immer erhalten habe." Und mit einem Schmunzeln meinte Giger schließlich noch: "Auch wenn es mir keiner glaubt, ich habe von Hermann Maier Pünktlichkeit gelernt."
Erfolgreiche Ära geht zu Ende
Sowohl Schröcksnadel als auch
Alpin-Direktor Hans Pum streuten dem scheidenden Rennsportleiter Rosen. "Es
war die erfolgreichste Zeit in der Geschichte des österreichischen
Verbandes", betonte Pum und Schröcksnadel verwies in Bezug auf die magere
Medaillenausbeute der Alpinen in Whistler, dass Österreich bei den
Olympischen Spielen 1976 in Innsbruck gar nur zwei Medaillen holte. "Da wird
die Vergangenheit glorifiziert", sagte der ÖSV-Präsident.
Neuerungen stehen an
Berthold soll spätestens bis zur Heim-WM
2013 wieder eine schlagkräftige Truppe formen. "Dazu braucht es einige
Neuerungen. Früher waren wir den anderen immer einen Schritt voraus, derzeit
kommt es mir vor, dass wir nebeneinander fahren. In Schladming wollen wir
wieder auf der Überholspur sein", forderte Schröcksnadel, der aber bereits
im kommenden Jahr bei der WM in Garmisch-Partenkirchen schon Erfolge feiern
will.
Alpine als finanzielles Zugpferd
Und Schröcksnadel zeigte auch
auf, wie wichtig Erfolge der alpinen Herren für den gesamten Verband sind.
Bei seinem Amtsantritt vor 20 Jahren hatte der ÖSV ein Budget von 38
Millionen Schilling, jetzt eines von 40 Millionen Euro. Zu 96 Prozent
finanziere sich der Verband selbst, bekomme kaum Toto-Mittel oder
Subventionen. "Die Alpinen finanzieren sich selbst und finanzieren auch
andere Sparten mit. Nur die Skispringer finanzieren sich inzwischen
ebenfalls selbst", erläuterte Schröcksnadel. "Und Sponsoren bekommen wir
großteils durch Erfolge bei den Alpinen." Wobei der Verbands-Chef betonte,
es gebe für ihn kein Lagerdenken, er sei Präsidenten der Alpinen, der
Nordischen und auch der Biathleten.