Eva-Maria Brem landete als beste Österreicherin auf Platz 8.
Das erste Weltcuprennen der alpinen Ski-Saison 2015/2016 hat mit Federica Brignone ein neues Siegergesicht gebracht. Die Italienerin verwies in Sölden bei ihrem Premierenerfolg Vorjahressiegerin Mikaela Shiffrin (USA) um 0,85 Sekunden und Tina Weirather (LIE) um 1,25 auf die weiteren Stockerlplätze. Aus rot-weiß-roter Sicht war das Ergebnis ernüchternd, Eva-Maria Brem wurde als Beste Achte.
Fassungslos
Vor den Augen ihrer Familie, darunter die ehemalige Spitzenläuferin Maria-Rosa Quario ("Dieser Sieg ist befreiend!"), konnte die 25-jährige Brignone den ersten Sieg beim 99. Weltcup-Antreten noch nicht recht fassen. "Ich verstehe nicht, was ja jetzt abgeht. Es ist wunderbar! Ich war sehr nervös, aber nach dem ersten Durchgang habe ich mir gesagt, 'fahr einfach runter', und das habe ich versucht." 2011 hatte sie in Sölden bereits einmal zur Halbzeit geführt, schied dann aber aus.
Die hinter ihr gereihten Shiffrin, Weirather und Lara Gut (Schweiz) haben beim Saisonauftakt am Schauplatz eines der Drehorte des neuen James Bond "Spectre", dessen Kino-Premiere das ganze Ötztal entgegenfiebert, ihre Anwartschaft auf den Gesamtweltcup angemeldet.
Die Top 10 der RTL-Wertung
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Favoritenstatus bestätigt
In Abwesenheit der verletzten Titelverteidigerin Anna Fenninger und der pausierenden Slowenin Tina Maze bildet das Trio mit der erst in Aspen in die Saison einsteigende Lindsey Vonn (USA) den Kreis der Hauptfavoritinnen. Genannt wird diesbezüglich auch die Deutsche Viktoria Rebensburg, die nach verpatztem ersten Durchgang letztlich Sechste wurde.
"Ich mag den Berg, der fordert uns. Heute habe ich so viel wie nie attackiert. Im zweiten Durchgang war es schon sehr ruppig, da musste ich aufpassen. Aber das war ein sehr guter Start in die Saison", sagte Shiffrin, die im vergangenen Jahr mit Fenninger ex aequo in Sölden gewonnen hatte. "Ich hätte mir das nicht ganz zugetraut, ich sehe mich selbst immer noch ein bisserl als Abfahrerin. Aber ich habe daran gearbeitet, den Ski dranzuhalten, wenn es eisig ist", meinte Weirather, die nun von Andreas Evers, dem früheren Erfolgscoach von Österreichs Skiherren, trainiert wird.
ÖSV-Ladies enttäuschten
Wenig zu lachen hatten aber die Österreicherinnen, die beim Saisonauftakt ganz schön durchgeschüttelt wurden. Offensichtlich wurde, dass die ÖSV-Damen im Riesentorlauf nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Kugelverteidigerin Fenninger und dem Rücktritt von Kathrin Zettel einer schwierigen Saison entgegenblicken. Erstmals seit 2010 war keine ÖSV-Dame auf dem Sölden-Podest.
Die im vergangenen Winter Disziplinzweite Brem, die mit starker Verkühlung am Start war, war vom Stockerl weit entfernt. Im ersten Durchgang fuhr sie "ein bisschen zu viel in der Gegend herum". Im zweiten versuchte sie viel zu riskieren ("Mehr am Limit"), im Steilhang fehlte aber noch ein bisschen die Sicherheit. "Ein paar Sachen waren sehr positiv, aber es haben sich auch zwei, drei Dinge aufgetan, an denen ich dringend arbeiten muss bis zum nächsten Riesentorlauf."
Ausfälle und Fehler
Michaela Kirchgasser wurde 19. "Das ist nichts Neues, Sölden und ich wird keine Liebe mehr werden. Im ersten habe ich mich einfach beim Ski vergriffen. Ich weiß, was ich im Sommer gut gemacht habe und in den kommenden Wochen noch besser machen werde", sagte die Salzburgerin, die am Rettenbachferner noch nie in den Top-Ten war.
Nach einem Fehler im Schlussteil des Finallaufes kam Ramona Siebenhofer nur auf Rang 23. "Bis zum Fehler hatte ich ein sehr gutes Gefühl, bin am Steilhang gut ins Fahren gekommen. Aber wenn es eine blöde Stelle für einen Fehler gibt, dann da, da fehlt das Tempo ins Ziel", meinte die 24-Jährige.
Von den zehn Österreicherinnen haben es also nur drei in den zweiten Durchgang geschafft. Als 33. knapp um 9/100 Sekunden verpasste diesen Weltcup-Debütantin Elisabeth Kappaurer, bei ihren ebenfalls ersten Einsätzen in der Eliteliga sahen Katharina Gallhuber und Stephanie Resch das Ziel nicht. Ausgeschieden sind auch Katharina Truppe, Europacup-Gesamtsiegerin Ricarda Haaser und Speedspezialistin Cornelia Hütter bei ihrem Riesentorlauf-Debüt. Stephanie Brunner wurde 39.
Blutige Lippe
"Am Mund hat es mich ein bisschen erwischt. Das ist passiert, weil ich den Helm verloren habe, glaube ich", sagte Haaser mit blutiger und angeschwollener Lippe nach ihrem Ausrutscher. "Ich bin überhaupt nicht zufrieden. Aber es war das erste Rennen, ich habe noch viele Gelegenheiten, es besser zu machen", meinte Brunner, die zumindest das Ziel gesehen hatte.
ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel stellte sich hinter seine jungen Damen. "Eva könnte mehr bringen, die kann es auch. Die Jungen haben nicht enttäuscht, sie haben angegriffen. Mir ist es lieber, wenn sie ausscheiden, als mit einer schlechten Zeit ins Ziel kommen", sagte der Verbandschef. Und Rennsportleiter Jürgen Kriechbaum meinte: "Klar hätte es besser sein können. Eva hat ihr Leistungspotenzial nicht ganz ausgeschöpft, sie war aber nicht ganz fit."
Damen Gesamtwertung