Weltcup-Abfahrt
Cuche-Bestzeit im ersten Beaver-Training
30.11.2011
Schweizer Altstar war bei perfekten Bedingungen nicht zu biegen.
Mit einem Tag und weiteren eineinhalb Stunden Verspätung ist am Mittwoch endlich das erste Training für die Herren-Weltcupabfahrt am kommenden Freitag in Beaver Creek über die Bühne gegangen. Die erste Duftmarke setzte - wie könnte es anders sein - der 37-jährige Schweizer Speed-King Didier Cuche mit Bestzeit in 1:45,54 Min. vor dem Südtiroler Christof Innerhofer (+0,10). Hannes Reichelt (0,11) war als bester Österreicher Drittschnellster vor Bode Miller (USA) und Landsmann Klaus Kröll.
Reichelt zeigte sich überrascht von seiner guten Platzierung, er hatte bis zur letzten Zwischenzeit sogar geführt. "Damit habe ich nicht gerechnet, weil ich in der Kompression noch die Sicherheitslinie gewählt habe", erklärte der Salzburger, der innerhalb des Teams von manchen schon als neue Nummer eins im ÖSV-Abfahrtsteam gehandelt wird.
"Das sehe ich nicht so", erwiderte der 31-jährige Super-G-Vizeweltmeister schmunzelnd. "Ich war im Sommer froh, dass ich mit Kröll, Romed Baumann und Georg Streitberger in der Abfahrt mithalten konnte. Zudem drängen die Jungen nach, das ist eine wirklich geile Truppe", erklärte der technisch hochversierte Rennfahrer aus Altenmarkt, der zur früheren Topform zurückgekehrt ist.
Am Vortag war zum Ärger vieler Fahrer das erste Training trotz perfekten Wetters abgesagt worden, weil im oberen Teil gefährliche Wellen mit Maschinen abgetragen werden mussten. Auch am Dienstag musste im unteren Bereich intensiv gearbeitet werden, was erneut zu Verzögerungen führte. Der Zorn über die Vortages-Absage war aber weitgehend bereits verraucht. "Wir haben uns ausgesprochen", sagte ÖSV-Herrenchef Mathias Berthold bezüglich der von Kröll geäußerten Kritik.
Der Steirer wäre schon am Dienstag gerne gefahren und hatte kritisiert, dass ihn der erstmals eingesetzte Athletenvertreter Miller nicht kontaktiert hatte und Berthold quasi an seiner Stelle für eine Absage gewesen war. Am Mittwoch reagierte Kröll schon deutlich entschärfter. "Es sind nun mal viele Junge am Start. Ich habe damit kein Problem, und bei uns darf ja jeder seine eigene Meinung haben."
Obwohl die spektakuläre Raubvogelpiste auch am Dienstag weiter entschärft worden war, gaben sich die Fahrer wie immer begeistert vom perfekten Schneeteppich in Beaver Creek. "Es ist immer wieder geil, hier zu fahren", sagte etwa Georg Streitberger nach Trainings-Platz 13. Kröll war über Platz fünf fast schon "erleichtert", war er doch bei seiner Zielankunft zunächst klar in Führung gegangen.
"Das hat mich doch etwas überrascht, Platz fünf ist am Ende genau das, was zu meiner Leistung passt. Das beweist mir, dass ich noch was zum Nachlegen habe", erklärte der Steirer.
Am Donnerstag soll ein weiterer Trainingslauf stattfinden, allerdings waren die Wetteraussichten deutlich ungünstiger. Dass nach der Absage in Val d'Isere nun auch kommende Woche Rennen in Colorado stattfinden werden - sechs Weltcup-Rennen in sieben Tagen an einem Ort sind quasi "Weltrekord" - stieß bei den Rennläufern in Beaver Creek durchwegs auf Zustimmung. Die Damen, die nun erstmals auf der Raubvogelpiste fahren dürfen, gaben sich in Lake Louise geradezu begeistert.
"Wir sind bereits alle von der Zeit umgestellt. Durch die Entscheidung ersparen wir uns auch eine lange, zusätzliche Reise", begrüßte auch Benjamin Raich die Entscheidung, in den USA zu bleiben. Man müsse nur wegen der extremen Höhenlage von über 2.500 m mit den Kräften haushalten, so der Tiroler. "Jetzt lasse ich einige Paar Slalomski nachkommen und freu mich drauf. Ich fahre gerne hier", sagte der Pitztaler, der diese Woche nur Super-G und RTL bestreitet.