Auch Deutschland steht ein Doping-Skandal ins Haus: Angeblich sollen Biathlon-Trainer Dopingmittel weitergegeben haben.
Der Anti-Doping-Kampf im Deutschen Skiverband steht nach Anschuldigungen gegen Biathlon-Bundestrainer Frank Ullrich und seinen früheren Chef Wilfried Bock auf dem Prüfstand. Nach den in der ARD-Sportschau geäußerten Vorwürfen droht den Skijägern eine langfristige Doping-Diskussion, auch wenn Ullrich und Bock die Vorhaltungen zurückweisen. "Ich habe in meiner gesamten Trainerlaufbahn niemals einen Athleten dazu angewiesen, Dopingmittel einzunehmen", sagte Ullrich. Der mittlerweile in Altenberg tätige Bock stellte fest: "Ich mach's nicht und ich habe es nicht gemacht."
Kronzeugen
Vor allem der ehemalige Staffel-Weltmeister Jürgen
Wirth hat kurz vor dem Weltcup-Finale einen der erfolgreichsten
Bundestrainer in Bedrängnis gebracht. "Frank Ullrich hat uns damals
angewiesen, dieses Mittel Oral-Turinabol einzunehmen, damit wir schneller
wieder regenerieren, das heißt, schnellere Erholungsphasen haben und bessere
Trainingsleistungen bringen können", erklärte Wirth in der Sendung.
Der zweite in der Sportschau aufgebotene Kronzeuge, Jens Steinigen, 1992 in Albertville Staffel-Olympiasieger zusammen mit Ricco Groß, Mark Kirchner und Fritz Fischer, belastete Ullrich nicht direkt: "An seine Rolle kann ich mich nicht mehr so im Detail erinnern. Er war nur bei den Gesprächen, 1986, wie es um die konkrete Vergabe der Dopingmittel ging, anwesend." Auch 1991, als Steinigen im ZDF-Sportstudio erstmals über Doping-Praktiken in der früheren DDR berichtete, war er in Sachen Ullrich nicht konkret geworden.
Trainer wehrt sich
"Die Vorwürfe von Jürgen Wirth sind
ungeheuerlich", erklärte Ullrich. Der 51-Jährige, der ab 1987 Trainer der
DDR-Nationalmannschaft war und die deutsche Biathlonmannschaft seit 1998
trainiert, stellte fest: "Ich lehne grundsätzlich jede Art von unerlaubter
Leistungsmanipulation strikt ab. Jetzt werde ich so schnell wie möglich
überprüfen lassen, wie ich gerichtlich gegen diese unwahren Anschuldigungen
vorgehen kann." Auch der Deutsche Skiverband beschäftigt sich mit der
Angelegenheit, wie DSV-Sprecher Stefan Schwarzbach am Montag bestätigte.
"Wir werden das Ganze in Ruhe besprechen und uns Gedanken über die nächsten
Schritte machen."