Andreas Nödl

Andi Nödl: Auf Thomas Vaneks Spuren

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Teil 2 unserer fünfteiligen Interview-Serie mit Österreichs Nordamerika-Legionären. Diesmal: Andi Nödl, der beim NHL-Draft von den Philadelphia Flyers an Nummer 39 gezogen wurde.

Andreas Nödl, gebürtiger Wiener, spielte in der Jugend beim WE-V, ehe er sich auf die Spuren von Thomas Vanek begab und von der selben US-Highschool (Sioux Falls) akzeptiert wurde, an der Vanek alle Schulrekorde brach. In der neuen Saison folgt Nödl weiter in diesen Fußspuren: Sein neuer Coach am College St. Cloud (Minnesota) ist der ehemalige College-Coach von Vanek. Schon davor wurde Nödl, ähnlich wie Jahrgangskollege Grabner, unverhofft früh im NHL-Entry-Draft gezogen.

oe24.at: Sie sind als Nummer 39 überraschend früh von den Flyers gedraftet worden. Waren Sie selbst auch überrascht?
Nödl: Klar war ich überrascht. Vorher hat’s ja geheißen, dass zwischen zweiter und fünfter Runde alles möglich ist. Bei den Flyers hab ich immer ein gutes Gefühl gehabt, weil die Interviews gut gelaufen sind, aber das es so früh passiert ist natürlich schon toll.

oe24.at: Sind Sie auch mit anderen Teams in Kontakt gestanden?
Nödl: Ja, mein Agent hat mir gesagt, dass mich Phoenix an 47. Stelle oder die Rangers an 52. Stelle gedraftet hätten. Mit den beiden Teams hatte ich vorher auch viel Kontakt.

oe24.at: Zufrieden, dass es letztlich die Flyers geworden sind?
Nödl: Klar, das ist eine gute Organisation. Auf meiner Position, rechter Flügel, gibt es auch nicht so viele Superstar bei den Flyers. Eine Chance ist immer da und die Flyers fördern junge, gute Spieler auch sehr.

oe24.at: Haben Sie den sehr kurzen Playoff-Run der Flyers mitverfolgt?
Nödl: Nicht wirklich. Ich bin ja auch erst nachher gedraftet worden. Aber die Flyers haben mich schon immer interessiert, speziell jetzt mit Peter Forsberg.

oe24.at: Gerade in den Playoffs hat man aber auch gesehen, dass den Flyers junge und schnelle Spieler fehlen. Sehen Sie da jetzt noch bessere Chancen in Philadelphia unterzukommen?
Nödl: Kommt ganz darauf an, wie mein erstes Jahr am College läuft. Mein Trainer am College will mir genug Eiszeit geben und mich in der zweiten Linie spielen lassen. Nächstes Jahr gehe ich dann aufs Rookie-Camp der Flyers und dann schauen wir mal weiter. Die meisten haben gemeint, zuerst ein oder zwei Jahre am College spielen und dann in die NHL, wenn ich gut bin. Wenn nicht, dann vorher in die AHL und dann rauf in die NHL. Es kommt immer auf die Leistung an.

oe24.at: Haben Sie mit Ihrem College-Trainer schon viel Kontakt gehabt, wurde Ihnen dezidiert zugesagt, dass Sie in der zweiten Linie spielen werden?
Nödl: St. Cloud hat ja jetzt vier ihrer besten Spieler verloren und der Trainer hat mir meinen Platz schon zugesichert. Ich soll auch Eiszeit im Powerplay bekommen.

oe24.at: Wie schaut das Ziel mit St. Cloud aus?
Nödl: Ich glaube, dass wir eine ganz gute Mannschaft haben werden, weil die anderen Topteams auch jede Menge wichtiger Spieler verlieren. Die University of Minnesota ist natürlich Favorit, aber wir haben auch unsere Chance.

oe24.at: Ihr Einstieg in Nordamerika war ja nicht ganz einfach. Woran liegt’s dass Sie letztlich doch so viel Erfolg hatten?
Nödl: Auf jeden Fall der neue Trainer, den wir dieses Jahr bei Sioux Falls hatten. Er hat mir genau gesagt, was ich machen soll. Im letzten Sommer habe ich auch viel mehr trainiert, als noch vor zwei Jahren und ich wusste jetzt auch schon, worauf es ankommt in Amerika. Das Spiel ist halt komplett anders, die Eisfläche ist kleiner, usw. Wenn man sich darauf gewissenhaft vorbereitet, dann geht das schon.

oe24.at: Sie haben jetzt bei Sioux Falls in der USHL gespielt. Unter dem College-Level gibt es ja jede Menge Junioren-Ligen. Wo sind da die Unterschiede?
Nödl: Die USHL ist sicher die beste U20-Liga in Amerika. Dann gibt’s noch die NA und die East Coast Junior League. Am College ist das Niveau doch unheimlich hoch und das Niveau dort ist knapp unter der AHL, aber nicht sehr viel darunter.

oe24.at: Ist St. Cloud an Sie herangetreten, haben Sie sich das College aussuchen können?
Nödl: Die Universität ist schon nach drei Spielen an mich herangetreten und hat mir ein volles Stipendium angeboten. So was kann man bei so einer guten Schule natürlich nicht ablehnen.

oe24.at: Hat Ihnen Thomas Vanek dabei geholfen? Ihr Trainer bei St. Cloud ist ja sein alter Trainer vom College.
Nödl: Natürlich hat er ein bisschen die Hände im Spiel gehabt. Thomas hat mich auch angerufen und mir mitgeteilt, dass ich das Stipendium bekommen habe.

oe24.at: Wie sind Sie zu dem Kontakt mit Thomas Vanek gekommen? Sie sind ja Wiener, er Grazer.
Nödl: Bei der U20-WM haben wir gemeinsam gespielt. Es war sein letztes Jahr, ich war als 16-Jähriger auch schon dabei und da hat er gemeint, dass ich auf jeden Fall weg aus Europa muss. Thomas hat mir dann einen Platz bei Sioux Falls, seinem alten Highschool-Team, verschafft.

oe24.at: War es schwierig, Wien zu verlassen und nach Amerika zu gehen?
Nödl: Im ersten Jahr war es schon sehr schwer. Vor allem wenn das Team nicht so gut ist und dich der Trainer nicht so oft spielen lässt. Verletzt war ich auch noch. Es war nicht leicht, aber jetzt würde ich nicht mehr weggehen wollen.

oe24.at: Wie ist das Leben an der Highschool, was für Unterschiede gibt’s da zum College?
Nödl: College ist schon etwas ganz anderes. Man wohnt in einem Appartement mit einem anderen Studenten zusammen. Auf unserem Campus gibt es ca. 16.000 Studenten und man geht halt nur ein bis zwei Stunden am Tag studieren. Es gibt zwar mehr Hausübungen, aber nicht so viele wie auf der Highschool. Dort waren wir ja auch fünf Stunden täglich in der Klasse.

oe24.at: Haben Sie sich eigentlich schon für ein Hauptfach entschieden?
Nödl: Business!

oe24.at: Was wäre noch zur Diskussion gestanden? Die meisen jungen Hockey-Spieler studieren ja Business.
Nödl: Etwas anderes ist nicht zur Diskussion gestanden. Als Eishockeyspieler hat man es in diesem Fach am leichtesten. Wir sind ja auch nicht wegen der Education dort, sondern weil wir im Eishockey unsere Ziele haben.

oe24.at: Was erwarten Sie sich jetzt von Ihrer ersten College-Saison?
Nödl: Sicherlich viel spielen. Punkte kann man jetzt noch nicht sagen, aber 30 Punkte wären schon nicht schlecht. Was in dieser starken Liga allerdings nicht einfach werden wird. Sonst? Einfach immer besser werden und die Flyers von mir überzeugen.

oe24.at: Gibt es zwischen College- und Highschool-Hockey große Unterschiede vom Spielplan her?
Nödl: Auf jeden Fall. Am College haben wir nur 40 Saisonspiele, immer Freitag und Samstag. In der USHL hatten wir doch um die 80 Spiele in einer Saison. Das ist schon zäh. Da hatten wir Mittwochs auch immer noch Spiele und da wird es mit der Schule schon schwer.

oe24.at: Wie schafft man das zeitlich überhaupt?
Nödl: Freizeit hat man viel nicht gehabt. Eishockey und Schule, viel mehr hat sich da nicht abgespielt.

oe24.at: Wie sehen Sie den Unterschied zu den Trainingsmethoden in Österreich?
Nödl: Es wird viel mehr und konsequenter gearbeitet. Wir haben vielleicht Sonntag frei, sonst wird trainiert und gespielt. In Österreich wird viel am Ergometer gemacht und gelaufen, in Amerika machen wir alles am Eis.

oe24.at: Hat man da das ganze Jahr über den Rink zur Verfügung?
Nödl: Ja, die Halle ist 365 Tage im Jahr bespielbar.

oe24.at: An welchen Aspekten Ihres Spiels müssen Sie in Zukunft noch am meisten arbeiten?
Nödl: Sicherlich am Defensivspiel. Das ist aber klar, wenn man noch so jung ist.

oe24.at: Wo sind Ihre Stärken?
Nödl: Sicherlich die Schnelligkeit, guter Schuss, Goalgetter.

oe24.at: Wenn sich die Chance bieten würde, frühzeitig ins Profi hockey zu wechseln – würden Sie das College abbrechen?
Nödl: Wenn ein guter Vertrag kommt, kann man ihn nicht ablehnen. Sobald sich die Chance bietet, in der NHL oder AHL unterzukommen, muss man diese Chance nutzen.

oe24.at: Wie schaut’s mit dem Kontakt zu anderen Österreichern in Nordamerika aus?
Nödl: Mit Michael Grabner hab ich ab und zu Kontakt gehabt, mit Rafael Rotter auch, aber inzwischen fast nichts mehr.

oe24.at: Also eher ein Einzelkämpfer?
Nödl: Ja, auf jeden Fall.

oe24.at: Mit den Ex-Kokllegen von Sioux Falls?
Nödl: Mit denen stehe ich schon noch in Kontakt. Also da habe ich auch genug Freunde.

oe24.at: Wie hast du den Sommer in Wien verbracht?
Nödl: Ich habe viel trainiert und Freunde getroffen. Dann waren auch noch drei Wochen Trainingscamp mit dem U20-Nationalteam. Jetzt freue ich mich aber schon, wenn es im Herbst wieder richtig losgeht.

oe24.at: Wie schaut’s mit dem Nationalteam allgemein aus? Erwarten Sie sich da eine Einberufung?
Nödl: Schaun wir mal. Ich bin ja erst 19. Wenn der Trainer sagt, ich soll kommen, ist es sicher eine Ehre. Aber ich hab da überhaupt keine Eile.

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