Lockout

NHL-Machtkampf eskaliert

07.12.2012

Nach Verhandlungs-Schmierentheater sind Fronten verhärteter denn je.

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© GEPA
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Der NHL-Lock-out geht weiter, die Hoffnung auf eine Eishockey-Saison 2012/13 in Nordamerika schwindet. Auch nach mehr als 80 Tagen kommt keine Bewegung in den Arbeitskampf. Die finanziellen Folgen sind unübersehbar.

Saison-Ausfall droht
Das Weihnachtsgeschenk für die Eishockey-Fans in Nordamerika bleibt wohl aus. Der Tarifstreit in der Profiliga NHL geht weiter, die Fronten zwischen Teameignern und Spielergewerkschaft NHLPA sind verhärtet. Und selbst die treuesten Anhänger bereiten sich allmählich auf den "worst case" vor - den Ausfall der ganzen Saison.

"Es sieht nicht so aus, als ob das Problem in den nächsten Tagen gelöst wird", betonte NHLPA-Verhandlungsführer Donald Fehr am Donnerstag (Ortszeit) in New York. Kurz zuvor war das neueste Angebot seiner Seite von der Liga als "nicht akzeptabel" abgeschmettert worden. Ein neuer Gesprächstermin ist bisher nicht vereinbart. Somit drohen in den kommenden Tagen weitere Spielabsagen. Mehr als 420 Partien sind bereits bis zum 14. Dezember gestrichen worden, auch das lukrative "Winter Classic" am 1. Jänner fällt aus.

Alle leiden unter finanziellen Folgen
Die Folgen des Lock-outs sind längst spürbar. Zahlreiche Vereine haben sich von Angestellten getrennt oder sie auf Kurzarbeit gesetzt. Die Einnahmeverluste der Betreiber von Sportbars erreichten bereits zweistellige Millionen-Beträge.

In Boston beispielsweise beläuft sich das Minus in den Bars rund um den TD Bank Garden, der Heimstätte der Bruins, auf 850.000 bis eine Million Dollar pro Partie. Den Bruins selbst gehen mit jeder ausgefallenen Begegnung drei Millionen Dollar verloren. Ligaboss Gary Bettman rechnete vor, dass alle Spieler zusammen täglich zehn Millionen Dollar einbüßen - die Besitzer doppelt so viel.

Streit ums Geld und Verträge
Es ist der dritte Lock-out seit 1994. Selbst hartgesottene Fans können nicht nachvollziehen, warum sich beide Seiten nicht einigen können, wie die Jahreseinkünfte von 3,3 Milliarden Dollar gerecht aufzuteilen sind. Weiterer Streitpunkt ist die Dauer von Spielerverträgen. Während die Liga die Verträge in Zukunft auf 5 Jahre beschränken will, wollen die Spieler weiter auch langfristige "Rentenverträge".

Als man sich zuletzt stritt, fiel 2004/05 die Saison aus - ein Novum im nordamerikanischen Profisport. Vor allem in den USA hatte die Liga anschließend mehrere Jahre mit geringen Zuschauerzahlen sowie vermindertem Medieninteresse zu kämpfen.

Nichts gelernt
Doch anscheinend hat niemand aus dem Fiasko gelernt. Die Spieler haben damals auf 24 Prozent ihrer Einnahmen verzichtet - und sind jetzt trotzdem wieder durch die Clubbosse ausgesperrt worden. Ein Blick auf die vom Wirtschaftsmagazin "Forbes" veröffentlichte Liste über den Wert der Teams zeigt das Hauptproblem: ein erhebliches finanzielles Ungleichgewicht. Der Umsatz in der Liga ist in den vergangenen fünf Jahren zwar um 50 Prozent gestiegen. Dennoch schrieben 13 der 30 Teams vergangene Saison rote Zahlen.

Neun von ihnen sind zwischen 1991 und 2000 umgesiedelt worden oder neu hinzugekommen. Es war jene Zeit, in der die Liga sprudelnde Geldquellen im amerikanischen Süden wähnte, von 21 auf 30 Clubs anwuchs und plötzlich auch Texas, Arizona, Georgia, Tennessee und Florida auf der NHL-Landkarte vertreten waren.

Imageproblem im Süden
So richtig beliebt ist Eishockey in diesen Regionen jedoch bis heute nicht. Mit den drei Profiligen American Football (NFL), Baseball (MLB) und Basketball (NBA) kann die NHL nicht mithalten. Das Magazin "Times" hat sogar einen Kontrahenten ausgemacht, der bisher eher belächelt wurde: Fußball.

"Warum Soccer die NHL bedroht", lautete der Titel. In der Story ging es nicht nur um den Zuschauerschnitt der Major League Soccer (MLS), der mit 18.807 bereits über dem der NHL (17.455) liegt, sondern auch um die Tatsache, dass die MLS-Expansion Richtung Kanada mit Teams in Vancouver, Toronto und Montreal ein Erfolg war. Die NHL indes begab sich mit ihrem Weg Richtung US-Süden aufs Glatteis.

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