NHL-Serie

Nödl: "Ich bleibe noch ein Jahr am College"

27.09.2007

Im ersten Teil unserer großen Interview-Serie erklärt College-Topstar Andi Nödl, warum er ein Flyers-Angebot ausschlug und noch ein Jahr an der Uni anhängt. Es folgen Oliver Setzinger, Andre Lakos, Michael Grabner, Thomas Pöck und zum Abschluss Thomas Vanek.

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© (c) St. Cloud College
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Andi Nödl hat im Vorjahr wie eine Bombe im College-Team von St. Cloud (Minnesota) eingeschlagen. Der 19-jährige Wiener sorgte mit Toren und Assists am Laufband für staunende Gesichter und rechtfertigte damit, dass er im letzten Jahr von den Philadelphia Flyers in der zweiten Runde gedraftet wurde. Trotzdem gab Nödl den Flyers, die ihn gerne schon im Farmteam bei den Philadelphia Phantoms gesehen hätten, heuer noch einen Korb und bleibt lieber noch ein Jahr am College. Warum, erzählt er hier.

ÖSTERREICH: Sie sind mit großen Vorschusslorbeeren am College von St. Cloud erwartet worden, haben dann auch alle Rookie-Rekorde gebrochen. Wie stolz sind Sie auf Ihre Leistung?
Andreas Nödl: Sehr stolz! St. Cloud spielt in einer sehr guten Liga und mit meiner Leistung im letzten Jahr bin ich wirklich sehr zufrieden.

ÖSTERREICH: Wie sind Sie mit der großen Erwartungshaltung umgegangen?
Nödl: Druck ist immer da. Im letzten Jahr waren besonders die ersten Spiele sehr wichtig. Sobald ich aufs Eis gehe spüre ich aber keinen Druck mehr.

ÖSTERREICH: Sich in einer neuen Umgebung zurecht zu finden ist meistens schwer. Wie haben Sie sich so schnell auf das Collegeleben und die in Sie gesetzten Erwartungen einstellen können?
Nödl: Ich habe schon vorher viele Freunde am College gehabt und wusste daher, was mich erwartet. Es ist definitiv anders, als auf der High School, aber es ist ein super Leben.

ÖSTERREICH: Sie sind von Thomas Vanek Ihrem jetzigen Coach Bob Motzko empfohlen worden. Haben Sie sich während der Saison Tipps von Thomas geholt?
Nödl: Nicht wirklich. Wir hatten Kontakt über SMS, aber sonst ist er ja selbst sehr beschäftigt. Überhaupt jetzt mit Frau und Kind.

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ÖSTERREICH: Haben Sie das Theater rund um seinen Millionenvertrag mitverfolgt?
Nödl: Auf jeden Fall! Das hat glaub ich ganz Österreich mitverfolgt.

ÖSTERREICH: Ist das ein Extra-Ansporn für Sie, es in die NHL zu schaffen?
Nödl: Klar, Vanek ist unser Eishockey-Urgestein und jeder will so werden wie er. Im letzten Jahr hab ich schon einiges geschafft, aber es ist noch ein langer Weg.

ÖSTERREICH: Wie unterscheidet sich das Training am College von dem, was Sie auf der High School oder in Österreich trainiert haben?
Nödl: Motzko macht viel am Eis, es wird viel Wert auf Eislaufen und Stocktechnik gelegt. Früher ist viel Wert auf Kraft gelegt worden. Montag und Mittwoch wird nur Technik trainiert und das hilft schon sehr, wenn man das eine ganze Saison lang durchmacht.

ÖSTERREICH: Im Juli waren Sie zum ersten Mal beim „Prospects Camp“ der Philadelphia Flyers. Ihre Eindrücke?
Nödl: Mir hat es sehr gut gefallen. Philadelphia ist eine Wahninnsstadt, die Halle und die Trainingsmöglichkeiten sind unglaublich. Ich bin von der ganzen Organisation begeistert.

ÖSTERREICH: Im Internet haben sich die Fans von Ihnen auch sehr begeistert gezeigt. Es wird bereits spekuliert, wann Sie das College abbrichst und Ihren ersten Profivertrag unterschreiben werden.
Nödl: Es ist immer ein Gerede da. Es hat auch nach der letzten Saison schon Gespräche gegeben, was für mich das Beste wäre. Aber St. Cloud gefällt mir wirklich gut und ich schaue mir das nächste Jahr noch an. In Philadelphia sind ja auch wieder jede Menge gute Spieler verpflichtet worden.

ÖSTERREICH: Don Luce, der für die Prospects der Flyers verantwortlich ist, hat Sie auch in den höchsten Tönen gelobt. Wie sieht der Kontakt zum Coaching-Team der Flyers grundsätzlich aus?
Nödl: Mit den Coaches selbst gibt es kaum Kontakt. Don Luce ist aber bei vielen meiner Spiele dabei und wir reden auch viel über meine Entwicklung. Ihm taugt’s, wie ich spiele und ihn muss man beeindrucken, weil er in der ganzen Flyers-Organisation viel zu sagen hat.

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ÖSTERREICH: Welche Verbesserungstipps hat er Ihnen mitgegeben?
Nödl: Verbessern kann man nicht mehr viel. Ab und zu habe ich Spiele, in denen es bei mir nicht so läuft. Das muss ich abstellen, dann wird es ein tolles Jahr.

ÖSTERREICH: Wieso warst Sie beim Vorbereitungscamp der Flyers im September nicht dabei?
Nödl: Weil das College schon am 4. September beginnt und ich von dort nicht wegkomme.

ÖSTERREICH: Wie haben Sie sich über den Sommer auf die neue Saison vorbereitet.
Nödl: Ich war bis Anfang Juli in St. Cloud und hab mich mit meinen Teamkollegen fit gehalten, danach am Rookie-Camp der Flyers und seit Mitte Juli trainiere ich in Wien mit Freunden: viel Laufen, Radfahren und Kraftkammer.

ÖSTERREICH: Zurück zum College. War das Jahr schulisch anstrengender als erwartet?
Nödl: Nein, überhaupt nicht. Es war so, wie ich’s mir vorgestellt habe. Eine Stunde lernen am Tag und man hat alles intus.

ÖSTERREICH: Können Sie ein wenig die Stimmung am College-Campus beschreiben? Werden Sie erkannt, um Autogramme gebeten, oder sind Sie einer unter Tausenden?
Nödl: Also ganz normal werde ich sicher nicht behandelt. Sehr viele erkennen dich und nach guten Spielen wird man beglückwünscht. Wir Eishockeyspieler werden in St. Cloud überhaupt geliebt, weil wir das einzige Division-I-Team sind.

ÖSTERREICH: Spürt man auch eine Bevorzugung durch die Professoren?
Nödl: Nicht unbedingt. Man bekommt manchmal mehr Zeit, weil sie wissen, dass man rundherum viel zu tun hat und auch bei Auswärtsspielen unterwegs ist.

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ÖSTERREICH: St. Cloud war im letzten Jahr im Grunddurchgang eines der stärksten Teams, in den Playoffs kam dafür das überraschend frühe Aus. Woran lag das?
Nödl: Das würd ich selbst gern wissen. Wir hatten eine gute Mannschaft, aber haben die Leistung nicht mehr bringen müssen. In den Playoffs reicht halt schon ein schlechtes Spiel und die Saison ist vorbei.

ÖSTERREICH: Die Ziele fürs nächste Jahr?
Nödl: Mit dem Team wollen wir auf jeden Fall wieder vorne mit dabei sein und das Finalturnier erreichen. Persönlich möchte ich noch besser spielen und mehr punkten als in der Vorsaison. Und dann schauen wir, wie’s weiter geht.

ÖSTERREICH: Sie können jetzt also definitiv bestätigen, dass du noch ein Jahr am College anhängst?
Nödl: Ja.

ÖSTERREICH: Letztes Thema Nationalteam. Da hat’s in der letzten Saison ja einige Probleme gegeben. Eigentlich hätten Sie und Michael Grabner zu einigen Spielen kommen sollen, das hat dann aber irgendwie nie funktioniert. Was war da wirklich los?
Nödl: Der Verband hat sich erst im April bei mir gemeldet. Und zu dem Zeitpunkt, wo ich beim Team hätte sein sollen, habe ich gerade meine Abschlussprüfungen gehabt. Ich hätte einige Tage mehr Zeit gebraucht, aber da hat der Trainer gemeint, dass das den anderen Spielern gegenüber unfair wäre. Deshalb ist das nicht zu Stande gekommen.

ÖSTERREICH: Hat es seitdem noch Kontakt zum Verband gegeben?
Nödl: Nicht wirklich, nein.

ÖSTERREICH: Würden Sie in Zukunft trotzdem gern einmal für Österreich spielen?
Nödl: Natürlich! Jeder würde gerne einmal für sein Land spielen. Das ist ein Kindheitstraum von mir. Hoffentlich wird’s nächstes Jahr was.

Interview: Christian Schleifer/ÖSTERREICH

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