Im fünften Teil unserer großen Interview-Serie spricht Rangers-Verteidgier Thomas Pöck über die neue Saison und wieso die Rangers sein Traum-Team sind.
Der 25-jährige Klagenfurter hat auch heuer wieder den Sprung in den Kader der New York Rangers geschafft - als einer von acht Verteidigern. Am Eis dürfen jedoch nur sechs auflaufen, da droht unter Umständen wieder ein Tribünendasein. Wieso Pöck trotzdem auf die Rangers steht und sie für ihn "der beste Klub der Welt" sind, erklärt Pöck hier.
ÖSTERREICH: Für Sie ist ein Rangers-Trainings-Camp inzwischen ja nichts Neues mehr. Gab's trotzdem noch ein Kribbeln im Bauch?
Thomas Pöck: Ja klar, ich hab sogar noch ein sehr starkes Kribbeln im Bauch. Einerseits ist man froh, dass das Camp endlich anfängt, andererseits ist man froh, wenn es wieder aufhört. Immerhin fällt da ja die Entscheidung, wo man die nächste Saison verbringt: im NHL-Team, Farm-Team, oder wird man getradet? Für mich ist es vom Gefühl her kein Unterschied zu den Playoffspielen im letzten Jahr.
ÖSTERREICH: Und wie ist Ihr Gefühl für heuer?
Pöck: Gut. Bei den Kondi-Tests war ich immer vorne dabei, ich fühle mich sehr gut. Bei den Vorbereitungsspielen habe ich dem Trainer auch keinen Grund gegeben, mich nicht zu behalten. Aber das ist meine Meinung. Der Rest hängt vom Trainer ab.
ÖSTERREICH: Vertraglich ist es für die Rangers ja unmöglich, Sie ins Farmteam zu schicken, ohne dass sie riskieren, Sie sofort an einen anderen Klub zu verlieren.
Pöck: Stimmt, außer sie wollen mich los werden. Das kann ja schnell gehen, wie man jetzt bei Kasperaitis gesehen hat. Der war der bestverdienende Rangers-Verteidiger und ist trotzdem auf die Waiver-List gesetzt worden. Ich möchte jedenfalls nicht getradet werden, mir gefällt es hier in New York.
ÖSTERREICH: Woran haben Sie im Sommer an Ihrem Spiel speziell gearbeitet?
Pöck: Wie immer in den letzten Jahren: Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit. Das hat bisher immer gut funktioniert und das ändere ich auch nicht.
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ÖSTERREICH: Sie haben heuer einen neuen 2-Jahres-Vertrag bei den Rangers unterschrieben, obwohl Sie bei einem anderem Klub wahrscheinlich bessere Chancen auf einen Stammplatz hätten. Was ist an den „Blueshirts“ so faszinierend?
Pöck: Hat dich ein General Manager mit einem Angebot für mich angerufen? (lacht) Nein, im Ernst: Die Rangers machen derzeit alles besser und es gibt keinen besseren Platz als bei den Rangers. Außerdem ist Hockey ein Geschäft und da spielt halt auch das Geld eine Rolle. Die Liga ist sehr gut und wer sagt, dass mir ein anderer Klub auch so einen guten Vertrag angeboten hätte? Es gibt so viele gute Spieler und es kann nicht ein jeder ein Tommy Vanek sein. 75 Prozent der Spieler bei jedem Verein müssen jedes Jahr um ihren Platz im Team raufen, vor allem in den ersten Jahren. Ich habe jetzt einen One-Way-Vertrag für zwei Jahre. Für mich ist es jetzt leichter. Ich habe zwei Jahre Zeit, den Rangers zu beweisen, dass ich zu den besseren jungen Spielern gehöre.
ÖSTERREICH: Durch die Einkäufe von Drury und Gomez seid ihr schon vor Saisonbeginn einer der ganz großen Favoriten auf den Titel. Wie schätzt Sie die Chancen auf den Titel ein?
Pöck: Mit diesen Spielern muss man sich ganz einfach als Mitfavorit sehen. Ich glaube, dass wir eine sehr, sehr gute Chance auf den Titel haben. Natürlich ist es eine andere Frage, wie die Saison ablaufen wird. Am wichtigsten ist: Wie spielt das Team zusammen. Gerade die Rangers haben in den letzten Jahren ja immer wieder gezeigt, dass eine Ansammlung von Superstars keinen Erfolg garantiert. Mit Drury und Gomez mache ich mir da aber keine Sorgen. Die beiden haben sich gut ins Team eingegliedert und sind sehr mannschaftsdienlich.
ÖSTERREICH: Weiß man schon, wer von den beiden den Center für Jaromir Jagr spielen wird?
Pöck: Gomez.
ÖSTERREICH: Hat sich das Superstar Jagr „aussuchen“ können?
Pöck: Naja, der Trainer wird ihn sicher gefragt haben. Aber er redet ja auch mit einem Drury oder Shanahan und fragt sie nach ihrer Meinung.
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ÖSTERREICH: Im Testspiel gegen die Islanders haben Sie auch ganz ordentlich zugelangt: Tor, Massenrauferei – was war da eigentlich los?
Pöck: Bei der Massenrauferei bin ich schon auf der Strafbank gesessen... Die ganze Geschichte hat noch mit der letzten Saison zu tun, als die Islanders einen unserer Spieler verletzt haben. Dann hat es jetzt zu Spielbeginn auch gleich einen bösen Ellbogencheck gegeben und schon ist es rund gegangen. In der Vorbereitung gehört das einfach ein bisschen dazu, noch dazu bei einem Lokalrivalen. Die Islanders haben geglaubt, dass sie uns jetzt schon einschüchtern können. Ich glaube aber, dass wir uns ganz gut gehalten haben.
ÖSTERREICH: Hat das Spiel überhaupt Aufschlüsse über Defizite in eurem Spiel gegeben?
Pöck: Ja, wir haben gesehen, dass wir noch am Unterzahlspiel arbeiten müssen. Da waren wir nicht sehr gut.
ÖSTERREICH: War das Ihr erster Fight?
Pöck: Ja, in der NHL schon.
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ÖSTERREICH: Die Rangers haben sich entschlossen, zu Saisonbeginn acht Verteidiger im Kader zu lassen. Sechs können aber nur auflaufen - wie sehr wirkt sich das auf Ihre Chancen aus?
Pöck: Jetzt kommt's auf die Trainer an, ich kann nix mehr machen. Am wichtigsten ist, dass ich die Sachen, die ich beeinflussen kann, ordentlich mache. Alles andere haben die Coaches in der Hand und hängt nicht von mir ab.
ÖSTERREICH: Die US-Medien loben den blutjungen Marc Staal bereits in den höchsten Tönen. Was halten Sie von Ihrem Verteidigerkollegen?
Pöck: Er ist sicher ein guter Spieler und wenn die Trainer glauben, dass er soweit ist wird er es schon sein. Er ist ein netter Kerl, guter Spieler und hat es sich genauso verdient im Kader zu stehen, wie die anderen.
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ÖSTERREICH: Heuer könnte es ja gleich einige Österreicher-Duelle in der NHL geben. Freuen Sie sich darauf, gegen einen Vanek, Lakos, Grabner oder Setzinger zu spielen?
Pöck: Hm, ich weiß jetzt gar nicht, ob wir gegen den Oliver (Setzinger) heuer spielen. Gegen den Michi (Grabner) würden wir auf jeden Fall irgendwann Anfang Jänner bei unserer Westküsten-Tour antreten. Es macht zwar keinen Unterschied, ob man gegen einen Österreicher spielt, aber klar, ich würde mich freuen.
ÖSTERREICH: Können Sie den anderen Österreichern, die jetzt versuchen in einem NHL-Team Fuß zu fassen, einen Tipp geben?
Pöck: Ich weiß ehrlich gestanden nicht, wie es ihnen in den Trainingscamps gegangen ist, aber ich glaube, dass der Michi der nächste ist, der es schafft. Der hat ja letztens ganz gut gespielt und auch ordentlich gescort. Aber was passiert, passiert. Es sind nur wenige so wie der Tommy Vanek. Nicht nur Österreicher, auch internationale Spieler schaffen es nur wenige, sofort ins NHL-Team zu kommen. Die AHL ist für junge Spieler ein sehr gutes Sprungbrett. Ich weiß das aus eigener Erfahrung. Dort muss man sich durchbeißen.
Interview: Christian Schleifer/ÖSTERREICH