Nachspiel zur WM-Pleite. Im ÖSTERREICH-Interview wettert Caps-Boss Hans Schmid gegen Präsident Dieter Kalt.
ÖSTERREICH: Herr Schmid, wie tief sitzt der Schock nach dem blamablen
Auftritt unserer Cracks in der Schweiz?
Hans Schmid: Naja. Im
Prinzip sind wir alle schon ein bisserl geeicht. Ich bin weniger geschockt,
sondern vielmehr traurig. Gerade weil auch die Liga so boomt, wären Erfolge
des Nationalteams besonders wichtig. Wir sind nicht bei der A-WM in
Deutschland und haben auch die Olympiaqualifikation verpasst – wir haben
also auf ganzer Linie versagt!
ÖSTERREICH: Verbandsboss Dieter Kalt gibt der Liga Mitschuld an der
Misere.
Schmid: Wenn der Herr Kalt behauptet, die Liga sei Schuld,
dann ist das eine Schutzbehauptung für dreißig Jahre Untätigkeit in der
Jugendarbeit. Nicht einmal ein schriftliches Konzept gibt es. Nix! Und weil
immer Vergleiche mit der Schweiz gezogen werden: Die haben 234 Eishallen,
wir dreißig.
ÖSTERREICH: Präsident Kalt meint, in der heimischen Liga seien zu viele
Ausländer im Einsatz. Stimmt das?
Schmid: Wir haben nicht zu
viele Ausländer, sondern zu wenige österreichische Spieler mit gutem Niveau.
Kalt verwechselt Ursache mit Wirkung. Das Problem können wir nur lösen, wenn
wir langfristig in den Breitensport investieren. Man muss viele Eisflächen
schaffen, dem Nachwuchs die Möglichkeit bieten, auch Eishockey spielen zu
können.
ÖSTERREICH: Wäre jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, aufzuräumen und den
großen Schnitt zu machen?
Schmid: Wer soll denn bitte diesen
Schnitt machen?
ÖSTERREICH: Der Verband.
Schmid: Der igelt sich doch nur
ein. Woanders würde man über den Rücktritt des Verbandspräsidenten zumindest
nachdenken. Bei uns fällt das aber niemandem ein. Nur ein Beispiel: Ich
wollte wissen, wie viel der Verband für Reisekosten des Vorstands ausgibt
und wie viel für die Jugendarbeit.
ÖSTERREICH: Und?
Schmid: Die Zahlen habe ich bis heute
nicht bekommen. Es ist doch völlig absurd, dass sich Kalt für das Versagen
des Verbandes an der Liga abputzt, die wenigstens Erfolge aufweisen kann.
Interview: Walter Unterweger/ÖSTERREICH