Im zweiten Teil unserer großen Interview-Serie spricht Predators-Neuzugang Oliver Setzinger über seinen NHL-Fahrplan: Das Video zum Interview.
Oliver Setzinger musste leider schon früh erkennen, dass in den USA die Trauben höher als in Europa hängen. Obwohl als potentieller NHL-Spieler geholt, schickten die Nashville Predators ihren Austro-Legionär noch vor Beginn des Grunddurchgangs zum Farmteam Milwaukee Admirals in die AHL. Dort kann sich Setzinger jetzt auf sein großes Ziel NHL vorbereiten und eingewöhnen - was mit Scoringerfolgen in den ersten Testspielen ja auch blendend gelungen ist. Auch wenn Setzinger derzeit nur von außen zusehen darf - die NHL ist für den Wiener so nah, wie nie zuvor. Zuvor schaute Setzinger noch im Newsroom von ÖSTERRICH vorbei.
ÖSTERREICH: Schon sehr aufgeregt vor dem Abenteuer NHL?
Oliver Setzinger: Auf jeden Fall. Tag für Tag denke ich mehr darüber nach, wie es laufen wird. Ich bin schon sehr neugierig.
ÖSTERREICH: Welche Vorstellungen haben Sie?
Setzinger: Mir hat man gesagt, dass ich im Trainingscamp mit zwei guten Spielern in einer Linie spielen werde und dann hängt es eh von mir selber ab. Ich muss was zeigen und mein Spiel machen.
ÖSTERREICH: Wer werden die Linienpartner sein, bzw. kennen Sie überhaupt Spieler der Predators, die im Sommer ja sehr viele prominente Abgänge zu verzeichnen hatten?
Setzinger: Von den jüngeren Spielern kenne ich schon einige. Wer jetzt bei mir in der Linie spielen wird, weiß ich noch nicht. Aber ich verlasse mich darauf, dass ich wirklich mit guten Spielern zusammengespannt werde.
ÖSTERREICH: Beim Rookie-Camp heuer im Juli waren Sie nicht mit dabei.
Setzinger: Das Team hat gemeint, dass es sich nicht auszahlt, dass ich komme. Meine Frau war da ja hochschwanger, außerdem war ich ja schon vier Mal bei den Camps und weiß was da los ist und wie die Stimmung ist.
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ÖSTERREICH: Wo waren die Schwerpunkte bei Ihrem Sommertraining?
Setzinger: So wie jeden Sommer. Ich geh nicht wie wild in die Kraftkammer, sondern trainiere, was für mich am wichtigsten ist – die Schnelligkeit. Ich war viel sprinten und Hürdenlaufen. Dazu zwei Mal einen Ausgleich wie Squash und Badminton, wo viel auf Schnelligkeit Wert gelegt wird. Sonst spiel ich noch sehr gern Fußball.
ÖSTERREICH: Können Sie kurz erklären, wie das mit den Caps abgelaufen ist? Sie wurden ja vom neuen Coach Gaudet vom Training ausgeladen.
Setzinger: Es war ganz einfach so, dass ich gefragt habe, ob ich mich auf das Camp mit den Capitals vorbereiten kann. Gaudet hat gemeint, dass er mit so etwas schlechte Erfahrungen gemacht hat und er das eher nicht will. Er möchte seine Mannschaft am Eis haben. Das war am Anfang natürlich schon komisch für mich, ich habe ja immer alles für das Team gegeben. Aber das ist halt ein neuer Trainer und ich muss das akzeptieren.
ÖSTERREICH: Auf welcher Position planen die Predators eigentlich mit Ihnen?
Setzinger: Ich werde auf der Homepage zwar als Center geführt, aber sie planen als Flügel mit mir.
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ÖSTERREICH: Wen schätzen Sie als Ihren stärksten Konkurrenten ein, bzw. in welcher Linie sehen Sie sich?
Setzinger: Das kann ich noch nicht sagen. Ich weiß nur, dass sie viele junge Spieler geholt haben. Beim Camp wird’s wahrscheinlich Mord und Totschlag geben. Da werden acht Spieler um zwei Plätze kämpfen.
ÖSTERREICH: Wie lange geben Sie sich selbst Zeit in Amerika, um den Sprung in die NHL zu schaffen?
Setzinger: Bei den Verhandlungen habe ich dem Team gesagt, dass ich in Wien sehr viele Ausgaben habe und sich das finanziell einfach nicht ausgeht, wenn ich 90 Prozent des Jahres in der AHL bei Milwaukee spiele. Wenn ich mir dann auch noch ein Haus in Milwaukee kaufen muss und nur ab und zu nach Nashville komme, wird’s mit dem niedrigen AHL-Gehalt schwierig, durchs Leben zu kommen. Ich habe ja Familie auch noch. Wenn ich bis Dezember noch in der AHL spiele, werden wir uns irgendwie einigen müssen, dass ich nach Europa zurückkomme. Aber das ist nicht mein Ziel. Ich möchte mich dort durchbeißen.
ÖSTERREICH: Haben Sie im Sommer Kontakt zum Coaching-Team der Preds gehabt?
Setzinger: Der Co-Trainer war in Wien, mit dem habe ich ein bisschen geredet. Den Coach kenn ich von den früheren Camps. Sie wissen ja, was für ein Spieler ich bin.
ÖSTERREICH: Wie schauen Ihre Erfahrungen mit der kleineren Eisfläche in der NHL aus. Kommt das Ihrem Spiel entgegen?
Setzinger: Auf jeden Fall. Dadurch, dass meine Stärke meine Schnelligkeit ist, wird sich das gut auswirken. Die Schiris pfeifen auch viele Fouls mit dem Stock, so wie es auch sein soll. Am Anfang wird es sicher eine Umstellung sein, aber da muss ich mich so schnell wie möglich anpassen.
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ÖSTERREICH: Haben Sie den Verkauf der Predators mitverfolgt?
Setzinger: Da ist viel geredet worden. Ich hab mich bei den Predators selbst umgehört und die Hälfte der kolportierten Geschichten stimmte gar nicht. Die Mannschaft bleibt in Nashville, ist ja von einer lokalen Gruppe gekauft worden. Aber es kommt drauf an: Das Team hat ja Probleme mit den Zuschauern. Sie wollen einen Schnitt von 14.000 oder 15.000 Zuschauern, damit es sich auszahlt. Sollten sie wirklich in eine andere Stadt gehen, ist mir das auch egal, solange ich meinen Vertrag habe. Ich spiel genaus am Nordpol, wie in Nashville.
ÖSTERREICH: Star-Goalie Vokoun weg, Superstar Kariya weg – wie schätzen Sie die Chancen der Predators in der neuen Saison ein? Gibt’s überhaupt Chancen auf die Playoffs?
Setzinger: Es werden viele Junge zum Einsatz kommen. Wenn sich’s nicht ausgeht, wird wahrscheinlich wieder von ganz unten angefangen, dafür gibt’s in fünf, sechs Jahren ein Team, dass ganz oben mitspielen kann. Aber wir haben immer noch einen Jason Arnott und andere Rouutiniers. Mit einer hungrigen Mannschaft kann man eine Startruppe noch immer überraschen.
ÖSTERREICH: Ihre Frau und Sie erwarten das erste Kind. Wie wirkt sich das auf Ihre Konzentration aus?
Setzinger: Eigentlich wollten wir das Kind in den USA bekommen, aber dafür habe ich ehrlich gesagt derzeit keinen Kopf. Ich möchte mich darauf konzentrieren, das Team zu schaffen. Deshalb bleibt sie in Wien und das Kind kommt am 29. September per Kaiserschnitt zur Welt. Ich fliege einen Tag vorher zurück, um bei der Geburt dabei zu sein. Am 30. September geht’s wieder zurück nach Nashville und am 4. Oktober startet die Saison.
ÖSTERREICH: Wann kommt die Familie nach?
Setzinger: Anfang November. Meine Frau soll sich zuerst ein paar Wochen daheim mit unserem Kind einleben.
ÖSTERREICH: Haben Sie Kontakt zu den anderen Österreichern in der NHL im Sommer gesucht?
Setzinger: Mit dem Andre Lakos habe ich mich zusammengesetzt. Mit Pöck und Vanek habe ich eigentlich fast keinen Kontakt gehabt. Aber was soll ich die beiden auch fragen?
ÖSTERREICH: Es könnte heuer zu einigen Österreicher-Duellen in der NHL kommen. Gibt es ein Spiel, auf das Sie sich da besonders freuen?
Setzinger: Nicht wirklich. Es ist sicher lustig, gegen einen anderen Österreicher zu spielen. Aber eigentlich ist es mir egal. Ich möchte heuer einfach so viele Partien spielen, wie möglich. Wenn ich dabei gegen einen Österreicher spiele, fein. Aber da ist jetzt kein richtiger Konkurrenzkampf da. Das sind Gegner wie alle anderen.
Interview: Christian Schleifer/ÖSTERREICH