Er ist da
Vanek beim Team: "Brauche keinen Dank!"
09.04.2008
Donnerstag Vormittag landete Thomas Vanek pünktlich am Innsbrucker Flughafen. Schon vor seinem Abflug stand er ÖSTERREICH Rede und Antwort.
Die Eishockey-WM der Division I ab Sonntag in Innsbruck hat sein großes Aushängeschild, das ÖEHV-Nationalteam seinen großen Star. Allüren sucht man bei Thomas Vanek, Österreichs einzigen NHL-Spieler, dennoch vergeblich. Der 24-jährige Steirer will sich ganz in den Dienst der Sache stellen und die rot-weiß-rote Auswahl von Teamchef Lars Bergström wieder in die A-WM führen. Das große ÖSTERREICH-Interview mit Thomas Vanek lesen Sie auf der nächsten Seite.
"Brauche keinen Dank"
Vanek hat im Sommer bei den
Buffalo Sabres einen 50-Millionen-Dollar-Vertrag unterschrieben, doch auch
für eine B-WM ist er sich nicht zu schade. Dank dafür lehnt er ab. "Bei mir
braucht sich keiner bedanken, mich braucht keiner überreden. Ich mache das
gerne, es ist schön, für Österreich zu spielen", erklärte der Stürmer kurz
nach seiner Ankunft in Tirol. Eine Absage stand ebenso wenig zur Diskussion
wie ein Nationenwechsel für den Steirer, der seit zehn Jahren in Nordamerika
lebt und auch schon gefragt wurde, ob er nicht für die USA spielen wolle.
"Ich habe abgelehnt. Meine Eltern leben da, ich werde immer Österreicher
bleiben", betonte Vanek.
Sabres waren amüsiert
Auch die Sabres haben ihrem besten
Torjäger (36 Treffer) nichts in den Weg gelegt. "Buffalo war sehr positiv.
Sie haben gewusst, dass Österreich in B spielt und haben ein bisschen
gelacht, dass wir gegen Südkorea spielen", sagte er. Ihn werde die
Umstellung von der NHL mit regelmäßig über 18.000 Zuschauern auf einen
exotischen Gegner vor 3.000 Fans keine Probleme bereiten. "Ich war auf das
Play-off eingestellt, aber jetzt freue ich mich, dass ich noch eine Woche
spielen kann." Auch Hüftprobleme, die ihn seit rund zwei Monaten plagen,
hinderten ihn nicht.
Müde, aber motiviert
Mit etwas Jetlag-Müdigkeit, aber voll
motiviert, will er daher nach Verpassen des NHL-Play-offs zumindest mit dem
österreichischen Team die Saison erfolgreich ausklingen lassen. "Wenn ich es
mir aussuchen könnte, würde ich versuchen, den Stanley-Cup nach Österreich
zu bringen. Hoffentlich schaffe ich es einmal, das wäre ein Riesenerfolg.
Aber für Österreich wäre es wichtig, in der A-Gruppe zu spielen. Ich werde
alles geben, damit wir aufsteigen. Wir haben genug gute Spieler, dass wir
das schaffen können", gab er sich betont zuversichtlich.
3 Trainings
Dreimal wird er noch mit der Mannschaft trainieren
können, um sich auf seine Mitspieler einzustellen und ins Team zu
integrieren. Den Star heraushängen lassen, das entspricht nicht seinem
Naturell. "Ich bin keiner, der etwas verlangt oder herumschreit. Ich bin
einer, der sich neben die anderen hinsetzt und am Eis seine Arbeit macht",
stellte er klar. Viele Spieler kennt er aber ohnehin vom U20-Nationalteam
oder der A-WM 2004 in Prag, als er als 20-jähriger Collegespieler in der
Sturmreihe mit Dieter Kalt und Matthias Trattnig Topscorer der Österreicher
war (2 Tore, 5 Assists).
Neue Linienkollegen
Diese Linie wird es diesmal aber wohl nicht
geben. "Die Situation war damals ein bisschen anders. Es waren einige Center
verletzt und Dieter hat damals öfter Center gespielt", sagte Teamchef
Bergström, der damals Co-Trainer beim Team war. "Man muss eine Lösung für
seine Linie finden, aber auch für die anderen. Wenn wir das gut machen, dann
ergibt eins plus eins drei", so Bergström. Der Schwede wird also nicht alles
auf seinen Star zuschneiden, wenngleich er sportlich und menschlich den Hut
vor ihm zieht.
Lob vom Head-Coach
"Vanek sagt das nicht als leere Worte. Er hat
eine sehr gute Charaktereinstellung. Er hat Riesiges geschafft, ist aber am
Boden geblieben. Er wird uns Energie und Selbstvertrauen bringen", so
Bergström, der Österreichs Sportler des Jahres 2007 nicht nur auf eine
Verstärkung für das Unternehmen Wiederaufstieg reduziert. "Ich gratuliere
Thomas, was er geleistet hat, und auch Österreich, dass man so einen
Top-Sportler hat. Er hat viel Werbung für Österreich gemacht und ist ein
super Vorbild für die nächste Generation. In Schweden haben die ersten
Profis in der NHL für einen Durchbruch gesorgt", erklärte der 51-Jährige.
Vanek ist übrigens nur für das Turnier über den Atlantik geflogen, für Privates wird er diesmal kaum Zeit haben. Denn er ist ohne Freundin Ashley und Sohn Blake Thomas (8 Monate) gekommen und wird unmittelbar nach der WM wieder nach Minnesota fliegen, wo er seinen Teil zu den Vorbereitungen auf die Hochzeit im Juli leisten muss.
Nächste Seite: Das Interview mit Vanek
ÖSTERREICH erreichte Thomas Vanek noch vor dessem Abflug aus den USA. Lesen Sie hier das ausführliche Interview mit dem Superstar.
ÖSTERREICH: Hat es bei der Freigabe für die WM durch die Sabres Probleme
gegeben?
Thomas Vanek: Nein, überhaupt nicht. Ich habe persönlich
mit Darcy Regier (General Manager Buffalos, Anm.) geredet und er findet es
super, dass ich für mein Land spielen will. Er hat mir Glück gewünscht und
hofft, dass wir den Aufstieg schaffen.
ÖSTERREICH: Welchen Gegner Österreichs schätzen Sie eigentlich am
stärksten ein?
Vanek: Kasachstan wird sicher das stärkste Team
stellen, aber natürlich darf man auch die anderen nicht unterschätzen. Alle
Teams liegen in unserer Reichweite und es wäre untertrieben, wenn wir uns
daheim nicht als Favoriten sehen würden.
ÖSTERREICH: Welche Spieler aus dem österreichischen Team kennen Sie noch?
Vanek:
Eigentlich die meisten, da sollte es keine Probleme geben.
ÖSTERREICH: Mit wem würden Sie gerne eine Linie bilden?
Vanek:
Das ist mir egal und wird sowieso vom Trainer entschieden. Wir haben ja im
Training ein wenig Zeit, um eine gute Abstimmung zu finden. Dann löst sich
dieses Problem ganz von alleine.
ÖSTERREICH: Haben Sie das Playoff-Out schon halbwegs verdaut?
Vanek:
Noch nicht ganz. Es ist schwer zu realisieren. Wir haben bis zuletzt
geglaubt, dass wir das richtige Team haben, um den Aufstieg zu schaffen.
Obwohl wir ein sehr junges Team sind, haben wir doch schon sehr viel
Erfahrung, immerhin haben wir es in den letzten beiden Jahren bis ins
Conference-Finale geschafft.
ÖSTERREICH: Wo müsste sich Buffalo im Sommer verstärken, damit es
nächstes Jahr mit den Playoffs wieder klappt?
Vanek: In der
Offensive klappt es glaube ich ganz gut. In der Defensive müsste was
passieren. Vor allem ein rechter Verteidiger wäre nicht schlecht. Man hat im
letzten Spiel gesehen, was es ausmacht, wenn so einer wie Teppo Numminen
wieder mit dabei ist. Ansonsten haben wir ja fast nur Linkshänder in der
Verteidigung.
ÖSTERREICH: Wie wichtig war der Abschluss-Hattrick gegen Boston für Sie?
Gibt das Extra-Motivation für die nächste Saison und die WM?
Vanek:
Der Hattrick selbst war nicht wirklich wichtig. Wichtig für das Team war,
dass wir ein für uns bedeutungsloses Spiel Ernst genommen und klar gewonnen
haben. Das hat gezeigt, dass in unserer Mannschaft sehr viel Charakter
steckt.
ÖSTERREICH: Was sagen Sie dazu, dass Derek Roy Ihren Hattrick mit seinem
selbstlosen Assist vor dem leeren Tor in der Schlussminute erst möglich
gemacht hat?
Vanek: Das hat mich nicht sonderlich überrascht, weil
es so etwas wie ein ungeschriebenes Gesetz in der NHL ist, dass man einem
Mitspieler in so einer Situation zum Hattrick verhilft. Das hätte ich
umgekehrt genauso gemacht.
ÖSTERREICH: Wie sehen Sie Ihre persönliche Entwicklung im vergangenen
Jahr?
Vanek: Ich habe natürlich mehr von mir erwartet. Aber
vielleicht war es gut, jetzt einmal ein schlechtes Jahr zu haben und daraus
lernen zu können. Die Zukunft wird zeigen, ob es mir vielleicht wirklich
geholfen hat.
ÖSTERREICH: Nach der All-Star-Pause waren Sie hinter Alex Owetschkin
zweitbester Torschütze der NHL. Ärgert Sie da der schwache Start jetzt umso
mehr?
Vanek: Es hilft nichts, den vergebenen Chancen aus dem Herbst
nachzutrauern. Klar wäre viel mehr möglich gewesen, aber ich bin noch jung
und muss daraus lernen. Wichtig ist vor allem, konstanter zu werden.
ÖSTERREICH: Haben Sie sich vielleicht selbst zu viel Druck gemacht?
Vanek:
So bin ich eben und Druck werde ich mir immer machen. Das ist meine
Persönlichkeit und in der zweiten Saisonhälfte habe ich auch gelernt, damit
besser umzugehen.
Interview: Christian Schleifer/ÖSTERREICH