Sabres-Superstar Thomas Vanek im Interview über die Saisonziele.
Frage: Sie sind mit Buffalo erstmals in Europa. Wie gefällt Ihnen das?
Vanek:
"Ich finde es super. Ich bin in Zell/See und Graz aufgewachsen, ich wollte die NHL verfolgen, das konnte ich aber nicht. Die meisten Spieler hat man durch Spielerkarten gekannt. Wir haben einmal die Woche 'NHL on the Fly' gesehen, aber das war's. Jetzt hat man die Chance, sogar Ligaspiele zu sehen. Das ist für Fans und Kinder optimal."
Frage: Nach Berlin sollen 2.000 österreichische Fans kommen. Freut Sie das persönlich nach so vielen Jahren in Nordamerika?
Vanek: "Das ist das Schönste an dem ganzem Trip, dass ich meine Eltern und meinen Bruder und seine Familie gesehen habe. Aber die haben die Chance, mich in Buffalo zu sehen. Es gibt viele Fans, die sonst keine Chance haben, ein NHL-Spiel zu sehen. Für die ist es das Schönste. Ich hoffe, dass ich für sie am Freitag und Samstag was machen kann."
Frage: In Buffalo hat es viele Veränderungen gegeben, wie sehen Sie diese Entwicklung?
Vanek: "Der größte Unterschied ist, dass er (Anm.: der neue Eigentümer Terry Pegula) mehr investiert. Er will den Stanley Cup genauso gewinnen wie wir. Wenn du so einen Boss hast, ist es schön in die Arbeit zu gehen, in die Eishalle zu kommen. Grundsätzlich ist das Ziel immer, das Play-off zu schaffen und den Stanley Cup zu gewinnen. Das Ziel hat sich nicht geändert, nur der Weg dorthin."
Frage: Wie hat sich der neue Eigentümer vorgestellt?
Vanek: "Er ist gekommen und hat gesagt, dass er seit Jahren Fan ist, dass er früher Saisonkarten hatte. Und der Hauptgrund, warum er den Club hat, ist nicht, um Geld zu verdienen, sondern um den Stanley Cup zu gewinnen. Das ist für einen Spieler das Schönste."
Frage: Im Vorjahr ist auch schon das Ziel Stanley Cup ausgegeben worden. Ist diesmal vielleicht der Glaube daran größer?
Vanek: "Nein. Alle sechs Jahre, die ich da bin, habe ich geglaubt, dass wir eine gute Mannschaft haben. Das Ziel hat sich nicht geändert, jetzt haben wir vielleicht mehr Möglichkeiten."
Frage: Buffalo hat für die Defensive routinierte Spieler geholt, in der Offensive kommen junge Spieler aus dem eigenen System nach. Wie schätzen Sie diese Änderungen in der Mannschaft ein?
Vanek: "Wenn man die Aufstellung auf dem Papier anschaut, sind wir sehr stark. Hinten sind wir extrem stark, und mit Miller haben wir einen der besten, wenn nicht den besten Tormann. Wir sind sehr gut besetzt. Vorne können wir Tore schießen. Das haben wir schon in den letzten sechs Jahren gezeigt, da haben wir nicht viel verändern müssen."
Frage: Sie sind mittlerweile lange in Buffalo. Hat sich heuer ihre Rolle geändert?
Vanek: "Vom Spielerischen her nicht, aber rundherum auf alle Fälle. Schon seit zwei, drei Saisonen. Ich versuche den Jungen Tipps zu geben, so wie das bei mir in den ersten Jahren Grier und Drury gemacht haben."
Frage: Sie haben in den letzten Testspielen mit Center Luke Adam und Jason Pominville in einer Linie gespielt. Wird das so bleiben?
Vanek: "Am Anfang habe ich mit Roy und Pominville gespielt, dann hat sich Roy verletzt. Seither spiele ich mit Luke, das hat in der Vorbereitung ganz gut geklappt. Aber das kann sich nach ein paar Wechseln ändern."
Frage: Haben Sie Präferenzen?
Vanek: "Mit Pominville spiele ich seit dem Vorjahr zusammen, wir verstehen uns gut, wir finden uns. Natürlich brauchst du einen Mittelstürmer, der dir die Scheibe geben kann. Bei Roy (Anm.: langjähriger Sturmpartner) weiß ich meist, wo er hinfährt. Mit Luke ist es noch eine Lernphase. Aber beide sind gut Spieler."
Frage: Hatten Sie im Vorjahr durch die Roy-Verletzung eine andere Rolle im Spiel?
Vanek: "Ich war sicher ein bisschen mehr Spielmacher. Ich glaube noch immer, dass ich ein guter Passer bin, bin aber sicher mehr Torjäger als Passer. Durch die Roy-Verletzung habe ich die Scheibe viel mehr bekommen. Das war in den ersten fünf Spielen ein großer Unterschied für mich, weil ich normalerweise der bin, der die Lücken sucht und vor das Tor geht. Ich habe mich anpassen und kreativer sein müssen. Ich kann beide Rollen spielen."
Frage: Heuer geht es zurück in die alte Rolle?
Vanek: "Es kommt darauf an, mit wem du spielst. Roy ist sehr kreativ, mit ihm ist es einfach, die Lücke zum Tor zu finden und dass man dort die Scheibe bekommt. Adam ist ein bisschen jünger, er fährt selber noch oft zum Tor."
Frage: Welches Ziel haben Sie sich persönlich gesetzt?
Vanek: "Das Ziel, seit ich mich etabliert habe, ist es, einer der besten Spieler zu sein. Das traue ich mir zu, das ist nicht unrealistisch. Nicht nur innerhalb der Mannschaft, sondern in der gesamten Liga. Ich will jeden Abend einer der Besten sein und der Mannschaft helfen. Das Ziel ist nicht Tore und Punkte, sondern Chancen herauszuarbeiten und die Mitspieler besser zu machen. Dann wirst du auch deine Punkte machen und gewinnen."
Frage: Wo haben Sie sich im Vorjahr am besten entwickelt?
Vanek: "In der Defensive habe ich viel verbessert gegenüber den ersten paar Jahren. Ich lese das Spiel hinten besser. Man kann noch immer besser werden, auch offensiv: Schneller sein, besser passen, richtige Entscheidungen treffen. Konstanz ist das Wichtigste in der NHL. Jeden Abend kannst du nicht 100 Prozent sein, aber an Abenden, an denen du dich nicht so gut fühlst, muss du gescheiter spielen."
Frage: Hatten Sie vor der Saison ein Gespräch mit dem Trainer, was er von Ihnen erwartet?
Vanek: "Noch nicht. Ich weiß, was er von mir erwartet, und er weiß was er von mir bekommt."
Frage: Sie haben im Frühjahr mit ihrer Kritik am Nationalteam für Irritationen gesorgt. Ist das Nationalteam noch ein Thema für Sie?
Vanek: "Auf alle Fälle. Ich habe schon damals gesagt, Kritik ist nichts Schlechtes. Wenn ich ein schlechtes Spiel habe, werde ich auch kritisiert. Da kann ich auch nicht sagen, es stimmt nicht. Man muss es annehmen und schauen, dass man besser wird. Ich habe schon jahrelang gesagt, was in Österreich fehlt, ist der Nachwuchs. Mir kommt vor, in Österreich sind bis auf ein, zwei Spieler immer die Gleichen ins Nationalteam eingeladen."
Frage: Geht es mit Viveiros als Teamchef in die richtige Richtung?
Vanek: "Keine Ahnung. Ich kenne Manny (Viveiros) nur von der Zeit, als ich mit ihm gespielt habe. Aber das waren nur wenige Wochen. Was ich damals gelernt habe ist, dass er ein Profi und guter Mensch war. Er versteht das Eishockey, er hat sicher eine Vision. Sicher hatte jeder Trainer eine Vision, aber ich weiß nicht, wie viel Unterstützung er bekommen hat. Alle zwei Jahre war ein anderer da, hatte neue Visionen, neue Ideen, aber im Endeffekt ist keiner geblieben. Irgendetwas läuft falsch. Ich glaube, es kann nicht immer der Trainer sein."