Slalom in Wengen

Felix Neureuther siegt vor Hirscher

19.01.2013

ÖSV-Superstar knapp an Felix Neureuther gescheitert.

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Felix Neureuther war am Sonntag in Wengen selbst von Marcel Hirscher nicht zu biegen. Der Deutsche gewann das spannende Slalom-Match vor 8.000 Zuschauern auf dem Lauberhorn 0,21 Sekunden vor dem Salzburger. Rang drei ging an "Mr. Wengen" Ivica Kostelic (0,25). Der Kroate fuhr im Schweizer Weltcup-Ort bereits zum zwölften Mal aufs Podest, das ist ein neuer Rekord.

Für Neureuther war es der vierte Weltcup-Sieg seiner Karriere. Wie in Kitzbühel und Garmisch-Partenkirchen wandelte der 28-Jährige auch in Wengen erfolgreich auf den Spuren seines Papas - an allen drei Orten haben nun Neureuther senior und junior gewonnen.

Wie der Vater, so der Sohn
"Der Papa ist daheim ganz sicher in die Luft gesprungen. Das macht einen schon stolz, dass man so etwas als Familie geschafft hat", freute sich Neureuther. Vergleiche mit den Weltcup-Zeiten seines Vaters, der von 1973 bis 1979 insgesamt sechs Weltcup-Rennen gewann, seien aber nicht möglich: "Das waren ganz andere Zeiten. Da waren die Ski doppelt so lang und die Oberschenkel halb so dick."

Noch stolzer war Neureuther aber darauf, Hirscher, mit dem er oft gemeinsam trainiert, geschlagen zu haben. "Das ist nicht nur für mich, sondern für den gesamten Rest der Slalomwelt eine Genugtuung. Wir haben gesehen, dass auch Marcel schlagbar ist."

Hirscher-Trainer setzte ersten Lauf
Den ersten Lauf setzte Hirscher-Trainer Michael Pircher, im zweiten war dann Neureuthers Coach Albert Doppelhofer am Zug. "Der Hund hat den Lauf richtig schwierig gesetzt. Aber ich bin sehr clever gefahren", berichtete Neureuther, der nach Viktoria Rebensburg, die den Super-G in Cortina für sich entschieden hatte, für den zweiten deutschen Sieg der Alpinen am Sonntag sorgte. "Das tut unserem Sport in Deutschland sehr gut, dass wir gerade auf so einer Welle reiten", freute sich Neureuther.

Hirscher, der zuletzt in Madonna di Campiglio, Zagreb und Adelboden gewann, konnte sich mit Rang zwei gut anfreunden. Schließlich stand der 23-Jährige damit auch im siebenten Saison-Slalom-Bewerb (inklusive City-Event) auf dem Stockerl. Zudem baute Hirscher die Führung im Gesamt-Weltcup auf den Norweger Aksel Lund Svindal auf 188 Punkte aus. In der Slalom-Wertung führt Hirscher mit 600 Punkten weiter recht komfortabel vor Neureuther (486).

Hirscher führte zur Halbzeit
"Zweiter in Wengen, das passt perfekt", erklärte Hirscher, der zur Halbzeit führte und schon vor dem Rennen Neureuther und Kostelic als seine schärfsten Rivalen bezeichnet hatte. "Der Felix ist in dieser Form immer gefährlich, und Ivica ist hier auf seinem Lieblingshang zuhause."

Hirscher attackierte traditionell ohne Rücksicht auf Verluste, dadurch schlichen sich in beiden Durchgängen Ausrutscher ein. "Es war sehr warm und weich heute. Das hat die Sache sehr schwierig gemacht", sagte Hirscher. "Im zweiten Lauf hab ich mitgekommen, dass ich bei der zweiten Zwischenzeit knapp führe. Dann hat sich aber ein Fehler eingeschlichen und da ist es schwierig, mit Felix mitzuhalten."

Mario Matt Zwölfter
Außer Hirscher schaffte es diesmal kein weiterer Österreicher in die Top Ten. Mario Matt, neben Hirscher zweiter WM-Fixstarter, musste sich mit Platz zwölf begnügen. Die drei WM-Aspiranten Reinfried Herbst, Manfred Pranger und Benjamin Raich, die um zwei Tickets rittern, landeten dich gedrängt auf den Rängen 15, 16 und 18. Punkte gab es auch für Manuel Feller (20.) und Wolfgang Hörl (22.).

Der nächste Slalom steht am Sonntag (27. Jänner) in Kitzbühel auf dem Programm. Vor der WM wartet dann auch noch das Parallelrennen in Moskau am 29. Jänner, das ebenfalls zum Slalom-Weltcup zählt aber für die WM-Aufstellung nur von sehr geringer Bedeutung sein wird.

Matt, der zuletzt in Zagreb (3.) und Adelboden (2.) zweimal auf dem Podest stand, kämpfte am Sonntag mit Abstimmungsproblemen. Im ersten Lauf erwischte er zu scharfe Kanten. Auch die geplante Aufholjagd im Finale gelang nicht wirklich. "Ich wollte voll angreifen, es war aber zu weich für mich. Das war ein Kampf von oben bis unten. Von richtig gutem Slalomfahren war ich heute weit weg. Leider war nicht mehr drinnen."

Pranger ohne Lieblingsski
Pranger musste in Wengen ohne seinen in Adelboden kaputtgegangenen Lieblingsski auskommen. "Dadurch konnte ich leider nicht wie gewohnt den Druck aufbauen. Ich hab mich runtergekämpft", meinte der Tiroler. "Okay, aber es geht noch schneller", lautete unisono die Bilanz von Herbst und Raich.

Tränen in den Augen hatte der drittplatzierte Kostelic. Der Kroate, der den Slalom zuletzt dreimal in Folge gewonnen hatte, ist der erste Weltcup-Athlet mit zwölf Podestplätzen an einem Ort. Kostelic übertrumpfte in dieser Statistik die Legenden Ingemar Stenmark und Marc Girardelli. "Ich wollte diesen Rekord unbedingt brechen, deshalb bin ich unglaublich glücklich. Wenn man seine Vorbilder übertrifft, dann ist das ein Traum", sagte der 33-Jährige, der nach Knieproblemen Richtung WM immer besser in Schuss kommt.

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