Günter Hujara
FIS-Renndirektor verteidigte Vorgehen
14.03.2013
FIS-Renndirektor will auch in Zukunft Teams und Trainer in Entscheidung einbinden.
Günter Hujara hat am Donnerstagabend in der Mannschaftsführersitzung in Lenzerheide die Entscheidung verteidigt, nach den Coaches auch die Athleten zu befragen, ob der Weltcup-Super-G durchgeführt werden soll. "Das ist genau das, was immer verlangt wird. Deshalb haben wir den Athletensprecher installiert", sagte der FIS-Renndirektor. ÖSV-Herren-Cheftrainer Mathias Berthold sah an diesem Tag "die Jury nicht im Einsatz", er kritisierte auch die lange Dauer der Evakuierung des verunfallten Klaus Kröll.
"Es kann nicht sein, dass die Teams gefragt werden, ob ein Rennen gefahren werden kann", ergriff Berthold vor versammelter Trainerschaft das Wort. Die Meinungen mancher Trainerkollegen hätten ihn auch überrascht. "Für uns war es nicht sicher und nicht fahrbar und weit weg von fair", sagte Berthold. Dass nach den Trainern die Athleten befragt wurden, bezeichnete er als "sehr komisch", schließlich würden da verschiedene Interessen mitspielen. "Ich war nicht nur überrascht, ich war ein bisserl geschockt."
Zustimmung hatte Berthold schon am Nachmittag vom deutschen Alpin-Direktor Wolfgang Maier bekommen. "Wir müssen nicht im letzten Rennen die Gesundheit unserer Sportler riskieren, für etwas, das letztendlich am Schluss dann keinen Wert mehr hat", sagte dieser.
Mannschaftsführersitzung
In der Mannschaftsführersitzung meldeten sich drei weitere Trainer zu Wort. Mit unterschiedlichen Meinungen. Der französische Coach kritisierte die Absage (mit Gauthier De Tessieres lag sein Schützling in Front) "auf Druck von Österreich", der norwegische befand die Bedingungen für fahrbar (Aksel Lund Svindal hätte seine Chance auf den Gesamtweltcup wahren können), und der italienische meinte: "In so einem Fall muss man nicht demokratisch sein, die Jury soll entscheiden."
"Nach der Fahrt von De Tessieres habe ich im Funk alles von 'gefährlich' bis 'kein Problem' gehört. Ich brauchte eine klare Situation", erläuterte Hujara den weiteren Vorgang. Die Trainer hätten sich mit 6:4 für ein Rennen ausgesprochen, das sei ihm zu uneindeutig gewesen, weshalb er sich an Athletensprecher Ted Ligety (USA) wandte. Der beriet sich mit den anderen Rennläufern und teilte mit, dass man fahren wolle, wenn die Sicherheit nicht gefährdet sei. Hujara befragte die Jurymitglieder, die ihm diesbezüglich grünes Licht gaben. Die Fairness freilich war ob des Windes ein anderes Thema.
Verhältnisse änderten sich schnell
In der ob des Sturzes von Kröll bedingten Pause hätten sich die Verhältnisse so stark verändert (Wind, Sicht), dass man sich zum Abbruch entschied. Österreich habe in diesem Fall keinen Druck ausgeübt, wollte Hujara klargestellt haben. Der ÖSV hatte aber bereits vor der Absage seine Läufer vom Start zurückgezogen. Hujara sagte am Ende, er wolle auch in Zukunft Teams und Läufer in die Entscheidungsfindung einbinden.
Kritische Worte fand Berthold auch zur Bergung von Kröll. Es habe zu lange gedauert und den Abtransport in einem Netz empfand er als "Scherz". Der zuständige Rennarzt beschrieb die Rettungskette (mittels genauem Zeitprotokoll auf Großbildleinwand) und war der Meinung, dass alles gut funktioniert habe. Kröll hatte einen Bruch des linken Oberarms mit Beteiligung des Oberarmkopfes erlitten und wurde noch am Donnerstag operiert.