Quotenplatzregelung wurde zu Gunsten der kleineren Nationen geändert.
Bei den großen Alpinski-Nationen herrscht knapp vier Monate vor den Winterspielen 2014 in Sotschi Riesen-Aufregung. Weil die Quotenplatzregelung für Olympia zugunsten der "kleineren" Nationen geändert worden ist, drohen Österreich, USA und Co. bei den Spielen in Russland reduzierte Teamgrößen. Besonders treffen würde es den Österreichischen Skiverband (ÖSV), der zuletzt stets mit dem Maximalaufgebot von 22 Alpinen zu den Spielen gefahren ist. Derzeit wäre aber nur Platz für 15.
Das wird sich bis zum Qualifikationsende am 19. Jänner 2014 zwar noch ändern, dennoch herrscht bei den betroffenen "großen" Verbänden wie Österreich, USA, Schweiz, Italien und Frankreich Sorge darüber, dass Weltklasseläufer zugunsten von Exoten daheimbleiben müssen. ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel, selbst FIS-Vorstand, hatte dies vor kurzem - wenn auch verhalten - ebenfalls bereits angesprochen.
Ziel: Mehr Nationen
Dass das IOC und der Internationale Skiverband gerne mehr Nationen bei den Spielen hätten, ist bekannt. Von den insgesamt 1.319 FIS-Plätzen für Sotschi gehen 320 an die Alpinen. Die Maximalquote pro Nation von 22 ist zwar weiterhin aufrecht, allerdings kommen in dem seit Juli 2012 laufenden und nun mehrteiligen Qualifikationssystem kleinere Nationen leichter an mehr Plätze. Auch, weil eine vorangegangene WM-Teilnahme keine Bedingung mehr ist. Damit gehen bereits in den ersten beiden Stufen fast 60 Prozent der Plätze an "Small Nations", für wirkliche Spitzenfahrer bleiben am Ende naturgemäß weniger Plätze.
So kommen etwa Kroatien, Argentinien und Japan derzeit auf acht Startplätze, Polen auf sieben, Belgien auf sechs, die Niederlande auf fünf. Eine zwar etwas verzerrende Momentaufnahme, weil viele Ergebnisse der Sommerrennen in der südlichen Hemisphäre in der Wertung sind. Es gibt aber auch bereits seriöse Berechnungen, dass Österreich und Co dies nicht mehr aufholen werden und in Sotschi erstmals tatsächlich deutlich reduzierte Alpin-Kontingente haben werden.
Spezial-Rennen organisiert
Einige Nationen haben längst reagiert und im Sommer eigens Rennen organisiert, um ihre Position zu verbessern. Oft können bei kleineren Rennen bessere FIS-Punkte erobert werden als im Weltcup. Auch im ÖSV führte man ein Monitoring der ebenfalls neuen, olympischen FIS-Punkteliste (Minimum drei Speed- und fünf Technikrennen notwendig) ein und stimmt die Renneinsätze darauf ab. Romed Baumann sorgte so in Südamerika für einen zusätzlichen Quotenplatz.
Die aktuelle Empörung kann das aber nicht verhindern. "Ich habe mich sicher schon fünfhundert Mal darüber geärgert", versteht ÖSV-Herrenchef Mathias Berthold nicht, "warum uns die FIS das antut". Berthold hat kein Problem mit mehr, auch kleineren, Nationen bei Olympia. "Aber dass sie gleich so viele Plätze bekommen ist doch widersinnig, wenn dafür ehemalige Weltmeister oder Olympiasieger daheimbleiben müssen."
Unverständliche Situation
Auch für Rudi Huber, den neuen - österreichischen - Alpinchef der Schweizer ist die Situation unverständlich. Der Salzburger vermutet sogar eine System-Panne. "Das ist total aus dem Ruder gelaufen. Damit bleiben weniger Plätze für die besten Skifahrer der Welt. Das passt nicht zusammen."
Berthold wird bei der Auseinandersetzung mit dem Thema leicht emotional und rechnet vor: "Bleibt es bei den 15 für Österreich und haben wir zum Beispiel sieben Damen und acht Herren, brauchst du vier Abfahrer, einen für den Super-G und natürlich Marcel Hirscher. Damit blieben genau zwei Fahrer für die restlichen Rennen, das ist Wahnsinn", ärgert sich der Vorarlberger.
Aufgebot halbiert?
Für Österreich sei schon die Limitierung auf vier Startplätze pro Olympia-Bewerb schlimm gewesen. "Das jetzt halbiert aber unser Aufgebot nochmals um 50 Prozent. Die FIS muss doch sehen, wer diesen Sport hoch hält. So haut sie den Nagel in den eigenen Sarg", ist Berthold überzeugt.
Ob trotz der angekündigten Einsprüche bei der kommenden FIS-Herbstsitzung in Zürich noch etwas geändert werden kann, ist eher unwahrscheinlich. Der ÖSV kann damit weiterhin nur durch gezielte und taktische Renneinsätze die Beschneidung so gering wie möglich halten. Dass kleinere Verbände ihre nicht benötigten Quotenplätze zurückgeben, glaubt keiner mehr. Berthold: "Die Kroaten lachen sich gerade krumm."