Franz Klammer: "Marcel kann es schaffen"

Als ich die Kollegen im ORF über die möglichen Gesamtweltcup -Chancen von Marcel Hirscher spekulieren sah, ahnte ich es bereits. Und schon klingelte bei mir das Handy – die ÖSTERREICH-Sportredaktion. „Franz, du musst für uns alle restlichen Weltcuprennen durchtippen!“

Kostelic hat doppelt so viele Chancen zu punkten
Wer mich kennt, der weiß, wie gern ich das tue. Wenn ich für meine tägliche Kolumne eine Prognose für die Kitzbühel-Abfahrt abgebe, dann habe ich mich vor Ort von der Pistenbeschaffenheit, den Wettervoraussetzungen usw. überzeugt und freue mich immer wieder im Nachhinein, wie gut ich gelegen bin. Wenn ich allerdings schon jetzt vorhersage, dass Hirscher am 11. März beim Slalom in Kranjska Gora Dritter wird, habe ich zugege­benermaßen ein bisschen Bauchweh. Trotzdem ließ ich mich breitschlagen und machte das Punktespiel mit.

Das Ergebnis meiner Hochrechnung ist ziemlich realistisch: Ivica Kostelic gewinnt hauchdünn vor Aksel Lund Svindal, Hirscher wird Dritter – und das, obwohl er seinen beeindruckenden Schnitt von über 70 Punkten pro Weltcup-Start hält.

Hirscher (735 Punkte) liegt zwar im Gesamtweltcup überlegen in Führung – vor Kostelic (495) und Svindal (456). Da unser Weltcup-Held weiterhin nur Slalom und Riesenslalom fahren wird, hat er deutlich weniger Chancen zu punkten als Svindal (lässt nur Slaloms aus) und Kostelic, der überhaupt alle 28 Rennen bis zum Saisonfinale mitnimmt. Ein zusätzliches Problem für Hirscher ist, dass seine beiden Disziplinen Slalom und Riesentorlauf extrem umkämpft sind – weil es eben Slalom- und Riesentorlauf-Spezialisten gibt, denen der Gesamtweltcup egal ist, die aber den Allroundern wichtige Punkte wegschnappen. Außerdem könnte Ted Ligety, zurzeit Gesamtvierter, das Zünglein an der Waage spielen.

Ist Marcel im Finish dabei, muss er Super-G fahren
Spannend bleibt es in jedem Fall: Irre ich mich (was ich in diesem Fall gern tu’) und Hirscher setzt seinen Lauf fort und gewinnt auch die Slaloms in Wengen, Kitzbühel und Schladming, könnte er tatsächlich vorne wegziehen. Andernfalls müsste er doch den einen oder anderen Super-G mitnehmen. Dass er auch da stark sein kann, hat er vor zwei Jahren in Val d’Isère mit Platz 2 in der Superkombi bewiesen.