Klammers Kommentar

Noch kein Grund, in Parnik zu verfallen

23.12.2013

Franz Klammer über die Speed-Pleite in Gröden.

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© TZ ÖSTERREICH/Bruna
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Warum fahren wir in der Abfahrt plötzlich hinterher? Ich behaupte: Wir sind nicht so schlecht, wie es nach dem Gröden-Wochenende den Anschein hat. Aber nach dem vielversprechenden Speed-Auftakt in Lake Louise und Beaver Creek haben wir komischerweise unser Momentum verloren. Plötzlich geht gar nichts. Offenbar liegt das wirklich an Gröden: Bei allen war der Speed futsch, sie haben sich vom ersten Training an gegenseitig runtergezogen.

Wie groß ist die Gefahr, das Jahr ohne Speed-Sieg zu beenden? Noch gebe ich die Hoffnung nicht auf: Die nächste Abfahrt in Bormio hat eine völlig andere Charakteristik. Da fahren wir wieder vorne mit. Das, was den Schweizern in Beaver Creek gelungen ist (Super-G-Sieger: Küng) können wir auch schaffen.

Ist Svindal in den Speed-Disziplinen einfach zu gut? Es gibt immer wieder Ausnahme-Athleten wie Hirscher, Ligety oder früher Tomba und Maier. Im Super-G ist Svindal eine Klasse für sich. In der Abfahrt ist er zu biegen – allerdings müssen wir die Chancen, die er uns lässt, nützen. Wie schnell sich das Blatt wenden kann, sahen wir gestern in Alta Badia. Ligety war nach seinem Out in Val d’Isère verunsichert, plötzlich ist Hirscher da und macht keinen Fehler. So wichtig ist die mentale Komponente!

Trainieren unsere Abfahrer falsch? Wenn Erik Guay, der die Sommervorbereitung wegen einer Knie-OP auslassen musste, zurückkommt und gleich gewinnt, stellt sich natürlich die Frage: Haben wir alles richtig gemacht? Oft ist weniger mehr. Guay macht viel mit Routine wett, die Jungen brauchen allerdings Speedtraining, um in die Abfahrt reinzufinden. Vielleicht gehen wir zu wenig locker an die Sache heran.

Fehlen uns Siegläufer? Leider ist das so. Hermann Maier war ein Siegertyp. Michael Walchhofer war der Letzte, der den Sieg in der Abfahrt erzwingen wollte. Unsere Läufer trauen sich zu wenig zu.

Müssen wir uns für Olympia Sorgen machen? Ich gehe davon aus, dass wir bei den Klassikern im Jänner wieder bei der Musi sind. Wer weiß: Vielleicht ist Hirscher beim Super-G in Kitzbühel ganz vorn dabei. Damit wäre er auch in dieser Disziplin ein heißes Eisen für Sotschi. Es gibt also noch keinen Grund, in Panik zu verfallen!

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