Ein Mal Gold, zwei Mal Silber - Österreichs Biathleten haben bei der WM für Furore gesorgt. ÖSV-Direktor Gandler glaubt an weitere Höhenflüge.
Denken Sie drei Tage zurück. Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie
das vergangene Wochenende Revue passieren lassen?
Gandler: "Es ist
unglaublich, was die Burschen da geleistet haben. Das sind so wilde Hunde.
Wir hätten hier auch ohne eine einzige Medaille wegfahren können. Das
kann im Biathlon sehr schnell gehen. Dann machen wir drei in zwei Tagen. Das
ist ein Wahnsinn. Besser und schöner geht es einfach nicht."
Dabei ist es zu Beginn der WM ganz und gar nicht für Ihr Team gelaufen.
Gandler:
"Das stimmt. Wir sind nicht mit den Bedingungen zurecht gekommen und
waren auch nicht vom Glück verfolgt. Einiges ist zusammengekommen. Die
ersten Bewerbe sind zudem nicht wirklich unsere gewesen. Aber dadurch hat
sich niemand aus der Ruhe bringen lassen. Wir haben eine Medaille erwartet.
Dann holen wir Gold und zweimal Silber - das sind alles Superlative."
Die Weltcup-Saison ist noch lange nicht zu Ende. Wie soll es nach so
einer WM weitergehen?
Gandler: "In dieser Mannschaft steckt noch
enorm viel Potenzial. Wir haben ein komplettes Team mit vielen
Spitzenleuten, nicht nur die vier, die die Staffel gelaufen sind. Kompliment
an die Trainer - Alfred Eder, Reinhard Gösweiner, Walter Gapp. Was sie in so
kurzer Zeit aufgebaut haben, das habe ich in diesem Ausmaß nicht für möglich gehalten.
Neben dem Staffel-Weltcup haben wir jetzt auch Chancen, dass Christoph
Sumann den Massenstart-Weltcup gewinnt. Das sind unsere nächsten Ziele."
Um Olympia 2010 müssen Ihre Athleten allerdings bangen, weil einige
Betreuer nach Turin 2006 nicht mehr für akkreditierungswürdig befunden
werden. Sind die jüngsten Erfolge ein weiteres Argument beim ÖOC, die
Sperren zu überdenken?
Gandler: "Das weiß ich nicht. Das ist
auf einer Ebene, wo ich mich ein Jahr vorher nicht darum kümmern will. Man
sieht, dass bei uns sauber und gut gearbeitet wird - und auch sehr
erfolgreich. Man sollte die Fakten auf den Tisch legen. Viele sind
unschuldig. Irgendwann einmal wollen wir Vergangenes hinter uns lassen und positiv
in die Zukunft blicken."
Wie geht das Team mit dieser Ungewissheit um? Haben Sie diese Erbschuld
überwunden?
Gandler: "Derzeit machen sie sich noch keine
Sorgen. Sie haben gerade drei Medaillen gemacht in einem Sport wie Biathlon,
in dem die Dichte so hoch ist. Wir wollen konsequent weiterarbeiten, damit
wir noch weiter kommen, damit dieser Höhenflug nächstes Jahr anhalten kann
- auch bei den Olympischen Spielen."
Biathlon begeistert gerade in Deutschland die Massen. Wo sehen Sie den
Sport im internationalen Vergleich?
Gandler: "Jede Nation hat ihre
Traditionssportart. Im Winter ist das in Deutschland ganz klar der Biathlon.
Wenn wir konstant vorne dabei sind, dann kann es aber auch in Österreich
einen Boom geben. Es liegt also an uns, weiter so erfolgreich zu sein. Die
Leute sind immer zu begeistern, wenn Erfolg da ist. Da ist die Sportart
egal. Im Biathlon ist die Leistungsdichte aber wahrscheinlich größer als in
jeder anderen Wintersportart."