Klammer über Streif-Opfer

Klammer: "Grugger ist ein Idol"

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Was keiner weiß: Klammer ist Grugger-Fan. Hier sagt er, warum.

Als Abfahrer weißt du ganz genau, worauf du dich in Kitzbühel einlässt. Jeder Läufer, der im Starthaus steht, ist sich des Risikos bewusst. Ein Spiel am Limit, ein ewiger Nervenkitzel und eine Herausforderung zugleich. Jedes Mal, wenn du die bewältigt hast, bist du stolz auf dich. Erst recht auf der Streif.

Das war wohl auch die Triebfeder für Hans Grugger. Warum sonst soll sich einer, der bereits vier (!) Kreuzband-Operationen, eine Hüftluxation, Hand- und Nacken-Verletzungen (Schnitt mit Skikante) hinter sich hat, noch einmal die gefährlichste Abfahrt der Welt hinunterstürzen?

Als ehemaliger Rennläufer glaube ich zu verstehen, wie Hans Grugger tickt.

„Aus dem wird was.“ Der Hans ist mir immer schon aufgefallen – als solider, schneller Rennläufer. Er kommt aus einer sportnarrischen Familie (Eltern haben kleines Hotel in Bad Hofgastein). Er hat eine Schwester, vier (!) Brüder.

Schon bei seinen ersten internationalen Auftritten war ich von Hans’ Fahrweise beeindruckt: Er steht genau richtig zentral am Ski, perfekt. Ich habe sofort gesagt: „Aus dem wird was!“ Ich wurde schnell bestätigt: 2004 triumphierte er in Bormio, auf einer der schwierigsten Strecken der Welt – dort, wo er sich ein Jahr später die schwere Hüft-Luxation zuzog. Viermal siegte er im Weltcup (2 x Abfahrt, 2 x Super-G).

„Nächste auf den Deckel“
Aber Hans ist auch ein Pechvogel: Er tut sich bei fast jedem Sturz extrem weh. Andere Läufer stürzen auch – und stehen auf, als ob nix passiert wäre.

Auch der Hans steht immer wieder auf. Aber er muss dafür harte Strapazen auf sich nehmen. Kaum ist er wieder da, bekommt er die Nächste auf den Deckel. Das Schicksal meint es nicht gut mit ihm.

Ich frage mich, woher Hans Grugger diese unglaubliche Kraft nimmt. Vielleicht ist es der Rückhalt, den ihm seine Freundin Ingrid Rumpfhuber gibt – als ehemalige Rennläuferin kann sie sich natürlich perfekt in eine derart schwierige Situation hineindenken. Wenn du privat so eine Unterstützung bekommst, kannst du immer wieder über dich hinauswachsen.

Ich schätze den Hans auch als Menschen – als ruhigen, besonnenen Burschen ohne Star-Allüren. Ein fröhlicher Typ, gelernter Koch. In der Freizeit steht er gern am Herd, ist leidenschaftlicher Golfer, fotografiert super.

Bei ihm hatte ich wirklich nie das Gefühl, dass er abheben könnte. Bei jedem unserer Gespräche spürte ich, wie gern der Bursche Abfahrtsrennen fährt. Der Hans ist ein richtiger Rennfahrer, der das berühmte Sieger-Gen in sich hat.

„So ein Unfall überschattet alles“
Dass es jetzt diesen sympathischen Sportler so schwer erwischt hat, dämpft nicht nur mein Hahnenkamm-Wochenende. Mehr als das: Plötzlich realisieren die Leute, dass der Abfahrtssport doch gefährlich ist. Kaum einer kann sich vorstellen, wie hart jeder Einzelne dafür arbeitet, eine derart schwierige Strecke wie die Streif heil zu bewältigen. Natürlich bist du im Ziel oft enttäuscht, wenn es nicht nach Wunsch läuft, aber im Grunde genommen ist jeder froh, wenn er gesund unten angekommen ist.

Dafür, dass der Hans nach all den Rückschlägen immer wieder zurückkam, dafür hat er meine höchste Bewunderung. Meine Gedanken sind jetzt bei ihm.

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