"Maulkorb"gefordert
Hujara kritisiert Abfahrer
02.12.2010
Schelte des FIS-Renndirektors nach Fahrer-Kritik an "Trainingsfarce".
Die heftige Kritik vieler Skirennläufer
am zweiten Abfahrtstraining
in Beaver Creek hat eine ebenso deutliche Reaktion der FIS bewirkt. Es sei ihm unverständlich, dass sich die Rennläufer im Ziel über etwas beschwerten, woran sie freiwillig teilgenommen hätte, sagte Herren-Renndirektor Günter Hujara am Mittwochabend (Ortszeit) bei der Mannschaftsführersitzung. Ihn wundere nicht mehr, warum selbst Topläufer oft keine Kopfsponsoren mehr fänden, meinte der Deutsche.
Kollektive Kritik der Fahrer
Fast alle Läufer hatten am Mittwoch den Sinn des bei schlechter Sicht und Schneefall durchgeführten und später wegen Eisregens abgebrochenen Trainings infrage gestellt, obwohl ohnehin am Vortag bei perfekten Bedingungen trainiert worden und für Donnerstag wieder gutes Wetter angekündigt war.
Hujara verwies auf eine Regelung, wonach in der Vorwoche der Weltcup-Abfahrten in Beaver Creek, Kitzbühel und Wengen ein Langzeit-Wetterbericht abgefragt wird und bei absehbaren Problemen bereits am Dienstag statt am Mittwoch der Rennwoche erstmals trainiert werden kann. Bei gutem Wetter sind dann sogar drei statt zwei Trainingsläufe möglich.
Keiner zum Fahren gezwungen
Das, so Hujara, sei aber lediglich ein Angebot an die Läufer. "Keiner hätte heute trainieren müssen", erklärte er in Beaver Creek. "Wir tun alles, um möglichst gute Bedingungen herzustellen. Wenn es dann trotzdem nur Kritik gibt, macht mich das zornig. Wir haben sofort nach Bekanntwerden des Problems mit dem Eisregen gestoppt", zeigte der FIS-Topfunktionär Unverständnis für die von den Medien hinausgetragene Läufer-Kritik.
Freie Meinungsäußerung
Den von Hujara deshalb geforderten "Maulkorb" für die Rennläufer wird es zumindest im ÖSV-Team aber nicht geben. "Wenn mir als Läufer etwas nicht passt, sage ich's auch", machte der neue Herrenchef Mathias Berthold klar. "Ich verstehe die Läufer, dass sie sich über die schlechte Sicht geärgert haben."
Mit dem Hinweis auf die Freiwilligkeit der Trainings-Teilnahme würde es sich Hujara zudem etwas zu leicht machen, betonte Berthold. Denn durch die Ansetzung von drei Trainings würden durchaus "Zwangssituationen" entstehen.
Lose-lose Situation
"Einerseits sind mehrere Trainingsfahrten ein Riesenvorteil. Andererseits gibt es Läufer, die nach der Abfahrt auch noch zwei weitere Rennen bestreiten müssen und für die ist das dann nicht so gut", erklärte Berthold. "Trainieren sie aber weniger und gewinnen nichts, sind sie demnach selbst schuld. Fahren sie alle Trainings und stürzen sie, weil sie ausgelaugt, sind sie dann auch selbst schuld", kritisierte der Vorarlberger.